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Tag: Fünf Worte

Fünf Worte, ein Gedicht: Wortwitz voller Torte

Fünf Worte, ein Gedicht: Wortwitz voller Torte

Es ist gefühlt wirklich einmal wieder an der Zeit für verdichtetes Fünfwortiges. Die Vorgaben Sahnetorte, Eyecatcher, Hundeleine, Wortwitz und Schnürsenkel kommen von mir zugeneigten Mitgliedern des raktetenhaften Gospelchores meiner besseren Raketenwissenschaftlerhälfte.

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Graf von Wortwitz ging alleine
aus mit Hund an Hundeleine
(trotz des Namens ohne Worte),
denn ihm war nach Sahnetorte.

Mit Hund also, allein zu zweit,
ging er dahin zur Mittagszeit,
mit Elan schwang er den Gehstock –
im Wind flatterte der Gehrock.

Mit solch adliger Flaniermanier
war Wortwitz Eyecatcher (samt Tier)
und er traf ein (so um halb zwei)
in seiner Wunschkonditorei.

Er orderte mit feinen Worten
fünf Stück der dort’gen Sahnetorten*.
Die wurden ihm mit viel Bedacht
im Anschluss an den Tisch gebracht.

Doch reichte zu des Grafen Graus
auch viel Bedacht hierbei nicht aus –
Es fiel der Kellner ungraziös
mitsamt der Torte: Desaströs!

Dank eines Schnürsenkels, der offen,
wurd’ Wortwitz im Gesicht getroffen!
Mit Sahne überall verschmiert
gab sich der Graf sehr indigniert.

Dem Hund des Grafen kam hingegen
der Tortenunfall sehr gelegen.
Er schlug (und fand das richtig toll)
mit Torte sich den Magen voll.

Es führte so der Klettverschluss
bei Graf von Wortwitz zu Verdruss
(dadurch, dass er noch nicht erfunden
und Kellners Senkel schlecht gebunden).

Mit wenig adeligem Fluchen
tat so der Graf das Weite suchen,
hinter ihm des Grafen Hund –
freudig wedelnd und gesund!

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*Das Ergebnis des Konditoreihandwerks, nicht etwa weibliche Bedienstete des Konditormeisters. Also wirklich. Pfui.

Fünf Worte, ein Gedicht: Mais très chère!

Fünf Worte, ein Gedicht: Mais très chère!

So ist das, wenn man Nachbarn hat, die wissen, was man so verdichtet. Sie geben mir einfach fünf Worte und warten voller Freude darauf, dass ich daran scheitern möge daraus etwas bauen würde, woran sich noch Generationen erinnern werden. Ob das wohl mit Mähdrescher, Teelicht, Hydrocephalus, Brillengestell und Toilettensitzerhöhung funktionieren wird?

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Gestern Morgen ging der Paule
(er war nicht fleißig, eher faule)
mit Gehaltsvorstellungsbetreff*
in das Büro von seinem Chef.

Das Büro, nimmt man’s genauer,
war eher Stall – der Chef war Bauer,
auch heut’ zudem sehr schlecht gelaunt
und von Pauls Ansinnen erstaunt.

Doch Paule fasste allen Mut,
Brillengestell und seinen Hut,
bewegte rhythmisch seinen Mund
und tat dem Chef die Wünsche kund.

“Mensch, Boss, gib zu, im Mähdrescher
sah niemals je ein Typ fescher
aus als wie ich, doch mein Gehalt
ist nicht das einer Lichtgestalt.”**

Der Cheflandwirt hielt nur kurz inne
und schrie (nicht ganz in Paules Sinne):
“Was kommt denn da bloß für ein Stuss
aus deinem Hydrocephalus?

‘ne Lichtgestalt wärst du wohl gern’,
ein Teelicht trifft viel mehr den Kern!
Weißt du, was du kriegst als Lösung?
‘ne Toilettensitzerhöhung!”

Der Paul entfloh diesem Malheur
um Badezimmerzubehör
und er erkannt’ schlussendlich dann:
Ein Feldweg ist kein Catwalk, Mann!

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*Falls jemand auf die Idee kommen sollte, mir jemals dieses Wort zum Verdichten vorzugeben: Zu spät. Äläbäh!

**Freunde angenehmer Metrik werden sich hier an eine Traktorfahrt über einen frischgepflügten Acker erinnert fühlen. Das ist volle Absicht und dient als metrische Metapher.

Fünf Worte, ein Gedicht: Der Huf des Muezzin

Fünf Worte, ein Gedicht: Der Huf des Muezzin

Es wird Zeit, aber wirklich. Herr Medizinalrat Pé scheint zum Glück ein Mensch von der geduldigen Sorte. Zum Glück für sich selbst, denn sonst hätte er beim Warten auf sein Fünf Worte-Gedicht sicher noch mehr graue Haare bekommen. Wünschen tat er sich Muezzin, Dattel, Melonentransporthose, Verschleierung und Fichtennadelöhr. Meiner eigenen Gesundheit zuliebe werde ich nun darauf achten, dass daraus nichts wird, was als lyrische Mohammed-Karikatur gesehen werden könnte.

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Es sang dereinst ein Muezzin
ein Lied beim Tanken von Benzin,
schwang seine Hüfte und den Schlauch*
und seine Arme und den Bauch.

Von dieser Show sehr angetan
sprach eine Schönheit ihn gleich an,
ob er denn auch für sie mal sänge,
und die Extremitäten schwänge.

“Salem, du wunderschöne Dattel,
beim Singen sitz’ ich fest im Sattel!
Vom Tanz tanz’ ich dir jede Pose,
auch in Melonentransporthose!

Lass’ mich mein Stahlkamel noch tanken,
dann komm’ mit mir, du wirst’s mir danken!”
Die Schönheit ließ sich nicht lang’ bitten,
und alsbald war’n sie fort geritten**.

Dann, beim Muezzin zuhause,
tranken sie ‘ne Liebesbrause.
Die Schönheit trug, um sich zu adeln,
am Ohr Parfüm von Fichtennadeln.

“Ich hoffe, dass ich dich betör’,
ich und mein Fichtennadelöhr!”
so hauchte sie beim Lösen
ihrer Verschlei’rung Ösen.

Was dann passierte, sei verschwiegen
(Tanz und Gesang, auch mal im Liegen),
was zeigt, dass hin und wieder, dann und wann,
auch eine Tank- ‘ne Tanzstelle sein kann!

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*Den Benzinschlauch, natürlich. Alles andere hatte er anständig verpackt.

**Auch “Ford geritten” hätte hier gepasst, nicht wahr?

Fünf Worte, ein Gedicht: Insekt in Sekt

Fünf Worte, ein Gedicht: Insekt in Sekt

Wie FrauVau treffend feststellte, bin ich nur noch sporadisch hier, was auch der Grund dafür ist, dass ich für Wortverdichtungen das ein oder andere Lichtjahr benötige. Is’ leider so. Nehmense sich ‘nen Keks, bedienense sich am Tee, hamse Geduld. Dankeschön.

Heute ist jedenfalls Frau Rebhuhn dran, die sich vor einem gefühlten Vierteljahrhundert Kabelbinder, Unterzieh-Shirt, Motte, Unlust und Meridian wünschte. Ebola!

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Es flog kürzlich eine Motte
(nun, sie raste ziemlich flotte)
mit Schwung und Mottentemp’rament
im Rotlichtetablissement.

Dem Falter war nach Kleiderfraß,
und er erspähte leider das
Unterzieh-Shirt von Herrn Meier,
das am Boden lag. (Oweia!)

Obwohl in dem Intimtextil
Herrn Meiers Schweiß war – ganz schön viel,
ließ die Motte es sich munden,
und verschlang’s in zwanzig Stunden.

Der Kleidermotte Festmahl sah
auch der Herr Meier, denn er war
mit Kabelbinder festgebunden,
am Bettpfosten, seit vierzig Stunden.

Herr Meier war zunächst sehr willig,
der Spaß auch nicht gerade billig,
doch hatte man ihn hier vergessen
(so nach der Herrin Abendessen).

Was Herrn Meier nun sehr störte,
war, dass ihn auch niemand hörte.
Sehr leicht verständlich war der Grund:
Ein Knebel zierte Meiers Mund.

Was eben noch mit Sekt begossen,
durch den Meridian Qi geschossen,
bereitete nun Unbehagen:
Aus Lust wurd’ Unlust, sozusagen.

Der Motte jedoch, allemal,
war Meiers Schicksal scheißegal:
Sie hatte ihren Mottenmagen
mit Meiers Hemd sich voll geschlagen.

Jedoch beachtete sie nicht
ihr nun gestiegenes Gewicht.
Die Motte fiel sehr unbehende
in Meiers Sekt: Das war ihr Ende.

Und nun ist es dahingestellt,
ob irgendjemand auf der Welt
aus diesem Werk was lernen kann,
außer vielleicht – Frau Meiers Mann.

Fünf Worte, ein Gedicht: Die rekonvaleszente Ente

Fünf Worte, ein Gedicht: Die rekonvaleszente Ente

Es wird gedichtet. Von mir. Für mich. Für euch. Mit Hilfe von Frau Meise, die sich fünf Worte zum Verdichten wünschte, namentlich Schnullerbacke, Beckenbodengymnastik, Hörrohr, Soylent Green und Holzwurm.

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In einem Tierarztwartezimmer
(es lagen Bücher dort wie immer)
saß lautstark schmatzend ein Delfin.
(Er aß ‘nen Riegel Soylent Green.)

Von dem Geräusche sehr gestört
sagte ‘ne Ente schwer empört:
“Hey, Delfin, du Schnullerbacke,
Schmatzen find’ ich ziemlich kacke!

Ich habe hier, der Himmel will’s,
am Schnabel einen Schimmelpilz!
Und Schnabelschimmel, glaube mir,
ist schlimmer als der Film mit dir!”

Es schüttelt’ der Delfin den Kopf,
auch er wär’ ein ganz armer Tropf:
Ausgerechnet er, Herr Flipper,
hätte ausgewachs’nen Tripper!

Und neben ihm, ein echter Schrank,
der hielt ein and’res Tier für krank:
Ahabs Holzwurm, der verwese
in der linken Beinprothese.

Zur Beckenbodengymnastik
läse der sehr oft Stochastik,
während Ahab mit ‘ner Gräte
in den Zähnen stochern täte.

Doch wär’ das Würmchen neuerdings
gar viel zu ruhig im Beine links,
weshalb sich Ahab Sorgen machte,
und auch nur noch ganz selten lachte.

Des Käpt’ns Taubheit wär’ zudem
ein ernst zu nehmendes Problem,
seit sein Höhrrohr, das verdreckte,
in Moby Dickens Rektum steckte.

Beim letzten Treffen mit dem Wal
hatte der Käpt’n keine Wahl,
es als Ersatzharpune so
zu feuern Richtung Mobys Po.

Dort wär’ es dann wohl auch verblieben
und in dem Wal ins Meer getrieben.
Es täten nun vor allen Dingen
die Walblähungen anders klingen.

“Ach, Seemannsgarn, das alte Spiel!
Das wird mir langsam echt zu viel!”,
so quakte die genervte Ente
zu des Delfins Amüsemente.

Was ist nun die Conclusio?
Ist auch das Leben wie ein Zoo,
es geht doch stets ein wenig schlimmer
mit alten Leut’ im Wartezimmer!