Letzte Nacht, mit Jopi Heesters

Letzte Nacht, mit Jopi Heesters

“Ich hatte einen seltsamen Traum letzte Nacht, mit Jopi Heesters“, sagte ich zu meinem Kumpel Florian. “Ich saß mit ihm in einer Cocktailbar. Er trank aber nur Wasser.”

“Das ist aber nicht so seltsam. Vielleicht verträgt er keinen Alkohol?” entgegnete Florian.

“Mag sein. Jedenfalls hatte er keine Schuhe an. Ich aber auch nicht. Und dann sagte er mir, dass er sich von Simone Rethel scheiden lassen wolle, weil sie ihm zu alt sei. Er habe derzeit eine Affäre mit Cosma Shiva Hagen und wolle sie nächstes Jahr heiraten, wenn die Scheidung durch ist.”

“Jopi hat bestimmt nicht gemerkt, dass er keine Schuhe anhatte, weil er nicht mehr so gut sieht”, mutmaßte mein Kumpel Florian, und ich fand seine Erklärung gut.

“Aber warum hatte ich dann auch keine an?” fragte ich und grübelte den Rest des Abends darüber nach, während Florian einen Caipirinha nach dem anderen herunterkippte.

Werbärmlich

Werbärmlich

Seit es das Internet gibt, wünsche ich es mir werbefrei. Banner, Pop-Ups, “Sie haben gewonnen”, Klick-mich-hier, Klick-mich-da: Ätzend.

Dass es auch hier bei nur um schnöden Mammon geht, ist klar. Dass man trotzdem beim Schalten von Werbung, gleich wo und auf jeden Fall bei Google kurz den Verstand einschalten sollte, ist eigentlich selbstverständlich.

Die unten gezeigte Werbeeinblendung offenbarte sich mir auf einer Website, die sich mit Gesundheitsthemen beschäftigt. Ob deren Besucher für das beworbene Produkt die richtige Zielgruppe sind, entzieht sich meiner Kenntnis, aber die Pietätlosigkeit ist in meinen Augen kaum zu toppen.


Erst denken, dann werben.

 “Herbert, das Peterle ist tot, schau doch gerade mal im Internet nach ‘nem Sarg!”

Wohl eher nicht.

Pipeline To Hell

Pipeline To Hell

Wenn Russland nach den Pipelines greift
und dabei durch Georgien streift,
die Amis “vorm Iran sich schützen”,
sich auf Osteuropa stürzen stützen,
gekonnt die Wahrheit man verbiegt,
dann nennt man so was “Kalter Krieg“.

Auch wenn das mancher anders sieht,
was derzeit in der Welt geschieht,
kalt ist kalter Krieg nur selten:
Man tut’s andernorts vergelten,
macht den Nahen Osten heiß –
und hält die eig’ne Weste weiß.

Und wie schon öfter in der Welt
geht’s nur um eines, nämlich Geld.
Was man an Porzellan zerschlägt,
wenn man durch fremde Länder fegt,
das ist nicht weiter int’ressant:
Es zählt der Dollar auf der Hand!

Der Durchschnittsmensch bleibt insgesamt
zum hilflos’ Zuschauen verdammt,
wenn Industrie und Militär
so nebenbei, als wenn nichts wär’,
einem Volke aufdiktieren
irgendwo einzumarschieren.

Wenigstens kann man das Schlachten
täglich im TV betrachten,
wird doch viel vom Bombenfeuer
finanziert durch Bürgers Steuer.
So wettert dann das ganze Land –
mit Fernbedienung in der Hand.

Und letzten Endes ist man froh:
Der Krieg ist ganz weit weg und so.
“Georgien int’ressiert mich nicht,
das fällt doch gar nicht ins Gewicht.”
Man bleibt so lange unberührt,
bis hier durch mal ‘ne Pipeline führt!

Robert, der heimliche Torschützenkönig

Robert, der heimliche Torschützenkönig

Mit einem überirdischen Fallrückzieher und einem speichelreich laut gedachten “Bamm!” zirkelte Robert, der heimliche Torschützenkönig der Kreisoberliga, das schwarzweiße Rundleder zwischen die Pfosten. Er landete dabei unsanft auf seinem Rücken, doch der Jubel, der ob seines kühnen Treffers aus den Rängen schallte, entschädigte ihn einfach für alles.

Ein paar wenige Buhrufe waren zu hören, doch die erhobenen Daumen, die einige Feldspieler Robert zeigten, ließen ihn das ignorieren. Und nicht nur das: Robert hätte auch um Haaresbreite seine Auswechslung verpasst.

Mit dem ungläubigen Gesichtsausdruck eines Schornsteinfegers, der gerade ein Nashorn auf einem Fahrrad hatte vorbeifliegen sehen, schlurfte Robert, der heimliche Torschützenkönig der Kreisoberliga, auf seinen Trainer zu.

“Warum wechselst du mich jetzt aus, im Moment meines Triumphes, und lässt den Einbeinigen Florian* spielen?”, fragte Robert empört. “Das war mein dreißigstes Tor diese Saison! Sieh’ nur, wie die Leute jubeln!”

Der Trainer jedoch schickte Robert unbeirrt auf die Bank, nicht ohne kräftig dabei zu fluchen und darauf hinzuweisen, dass es schlecht sei, bei einem Auswärtsspiel von der Mehrzahl der Zuschauer und den gegnerischen Feldspielern applaudiert zu bekommen, und dass dieses dreißigste Tor der Saison gleichzeitig sein verdammtnochmal fünfundzwanzigstes Eigentor gewesen sei, und dass er froh sein könne, dass Johnny Trittfest vom FC Dingsda gekauft worden sei, und die Vollidioten in Roberts Verein das für Johnny geplante Budget lieber in eine Stadionpommesbude und ihn, Robert, den heimlichen Torschützenkönig der Kreisoberliga, investiert hatten.

Robert, der heimliche Torschützenkönig der Kreisoberliga, winkte den Zuschauern auf der Haupttribüne zu und setzte sich traurig auf die Ersatzbank. Während der Einbeinige Florian ein Kopfballtor nach dem anderen schoss, dachte Robert sehnsüchtig an jene glanzvollen Zeiten, als er noch von einer Karriere als Konzertpianist und Mezzosopran an der Wiener Staatsoper träumte.

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* Der Einbeinige Florian hatte zwei bestens funktionierende, gesunde Beine, zog es jedoch vor, sich immer nur auf dem rechten fortzubewegen, und das linke hinter seinem Hintern hochzuhalten. Er verstand das als einen Teil seiner Altersvorsorge, schließlich würde er später ein unbenutztes, nahezu neuwertiges linkes Bein zur Verfügung haben. Und entgegen dessen, was Sie gerade denken, war der Einbeinige Florian durchaus in der Lage, Fußball zu spielen, auch wenn er den Ball am liebsten mit seinem Kopf annahm und oft auf seinen Händen lief.

Vierundzwanzig (minus eins)

Vierundzwanzig (minus eins)

Wo bin ich denn hier gelandet? Und wer bin ich überhaupt? Scheibster. Aha. Raketenwissenschaftler. Echt? Ja, in der Ferne meines Hirnes klingelt’s. Oder ist das der Tinnitus?

Hätte der Tag achtundvierzig statt der üblichen dreiundzwanzig Stunden*, wäre ich vermutlich auch nicht öfter hier gewesen. Das ist wie mit den deutschen Autobahnen: Hätten die acht Spuren, würden trotzdem alle auf der linken fahren.**

Und wenn ich eine völlige Kommunikationsblockade habe, also nicht nur nicht blogge, sondern auch meine sonstige elektrofernschreibtechnische Kommunikation vernachlässige, so ist das für mich ein wenig erschreckend. Für Sie und alle anderen, denen ich dann einfach nicht zurückschreibe, sicher auch. Vielleicht fühlen Sie sich aber auch persönlich angegriffen und schreiben forthin anderen Leuten, oder Sie tun das, was der Durchschnittsinternetbenutzer macht: Weiterklicken.

Ich muss jedoch gestehen, dass ich nicht glaube, dass sich meine Leserschaft aus jenen Durchschnittsinternetbenutzern zusammensetzt, denn die meisten kommen mit einer Beharrlichkeit wieder, die mich einerseits beruhigt, von der ich mich andererseits unter Druck setzen lasse, zu schreiben, zu lesen, zu kommentieren. Manchmal wird das raketenschnelle Leben eines Raketenwissenschaftlers einfacher, wenn man das dann einfach sein lässt. Es ist weniger bunt und weniger voller Ideen, ja. Und das ist es auch, was mich letztlich wieder hierher zurück bringt.

Darum hier und jetzt ein kunterbuntes Danke an alle, die mein schlechtes Gewissen ob meiner Absenz beruhigen wollen, und genauso an alle, die es mit vehementen Forderungen nach neuen Inhalten schüren!

Und bitte schon einmal vormerken: Wenn nicht alles schiefgeht, findet am 18. Oktober in den Abendstunden in Hanau-Steinheim eine Bloglesung statt, die sich gewaschen haben wird. Auch ich werde versuchen, mich vorher noch einmal zu waschen, damit der leidenschaftlich-kongeniale Organisator Phil, der mich als Vorleser eingeladen hat, nicht so viel Trubel mit der Veranstaltungsraumbelüftung hat.

War es hier auch still gewesen
(die Zeiten waren wirklich hart,
Raketencontent kaum am Start),
im Oktober wird gelesen!

Seien Sie sogleich versichert,
dass Contenance dort fehl am Platz,
wenn schon bei meinem ersten Satz
jemand wie von Sinnen kichert.

Jedenfalls will ich sehr hoffen,
dass ich wen zum Lachen bringe,
wenn ich dort um Worte ringe.
(Besser vorher Sekt gesoffen!)

Strömt also in Schar’n nach Hessen,
zu Lyrik, Epik, Phil und Grob,
zu Schmidt [edit] zwei Überraschungsbloggern [/edit] und Nella und darob
auch icke: Heissa, aufgesessen!

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* Die vierundzwanzigste Stunde ist ein Ammenmärchen, dass man kleinen Kindern erzählt. Sie wurde von Vermietern erfunden, um Mieterhöhungen zu cachieren. Die Mieter wohnen seitdem letztlich nur dreiundzwanzig Tage, zahlen aber vierundzwanzig.

** Das behauptet auch Herr Hildebrandt.