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Tag: Fußball

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXXIX

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXXIX

Es ist toll, dass ich über gewisse Dinge wenig Handfestes weiß. Über Fußball zum Beispiel. Ich habe in meiner Raketenlaborabteilung trotzdem – oder gerade deswegen – am EM-Tipp teilgenommen, weil ich überzeugt bin, dass das Glück oft mit den Ahnungslosen ist

Die italienische Mannschaft hat dann gestern Abend nicht nur dafür gesorgt, dass die deutsche rausfliegt, sondern auch dafür, dass ich den Raketenlaborabteilungs-EM-Tipp gewinne.

Mich hat das ein wenig über die deutsche Niederlage hinweggetröstet. Ich habe diesen Trost auch heute morgen ausgelebt, indem ich “Azzuro” singend und mit einem herzlichen “Buongiorno!” auf den Lippen mein Raketenlabor betrat und auch prompt meinen Raketenwissenschaftlerforschungsplatz entsprechend gestaltete.

Italia, balla bella!

Viele meiner Raketenwissenschaftlerkollegen inklusive dem Herrn Schmidt und dem großen El Ron fanden das doof und sprachen von Dingen wie Vaterlandsverrat. Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, insbesondere, weil sie die Mannschaft unserer nordwestlichen Nachbarn viel besser gesetzt hatten, und empfehle für Sonntagabend den Besuch beim lokalen italienischen oder spanischen Restaurant.

Olé!

Sommer, Tore, Sonnenschein

Sommer, Tore, Sonnenschein

Nach diesem Wochenende dürfen wir träumen. Wir Gefahrensucher dürfen davon träumen, bald in ein spanisches Restaurant in Amsterdam gehen zu dürfen, um dort ein argentinisches Filetsteak zu bestellen, und zwar englisch, bitte. Daumen drücken!

Am Mittwoch heißt es, einerlei,
ob Müller spielt oder Cacau,
ob wir in Rot spiel’n oder Blau,
bei Spanien – Deutschland null zu drei!

Viel schlimmer, Gottseidank!

Viel schlimmer, Gottseidank!

Im Tabellenkeller ist’s sehr dunkel,
so denkt grübelnd sich Herr Friedhelm Funkel,
der gestern null zu fünf verlor,
arg ausgebuht von Fans im Chor.

Den Enttäuschten bleibt als Trost alleine,
dass die and’ren Kellerkinder keine
Punkte holten, wo sie spielten,
und ihr Unglück so erhielten.

Doch bei allem bösen Klagen,
muss man doch mit Freude sagen:
Viel schlimmer als der SGE
geht’s Gottseidank dem OFC!

Robert, der heimliche Torschützenkönig

Robert, der heimliche Torschützenkönig

Mit einem überirdischen Fallrückzieher und einem speichelreich laut gedachten “Bamm!” zirkelte Robert, der heimliche Torschützenkönig der Kreisoberliga, das schwarzweiße Rundleder zwischen die Pfosten. Er landete dabei unsanft auf seinem Rücken, doch der Jubel, der ob seines kühnen Treffers aus den Rängen schallte, entschädigte ihn einfach für alles.

Ein paar wenige Buhrufe waren zu hören, doch die erhobenen Daumen, die einige Feldspieler Robert zeigten, ließen ihn das ignorieren. Und nicht nur das: Robert hätte auch um Haaresbreite seine Auswechslung verpasst.

Mit dem ungläubigen Gesichtsausdruck eines Schornsteinfegers, der gerade ein Nashorn auf einem Fahrrad hatte vorbeifliegen sehen, schlurfte Robert, der heimliche Torschützenkönig der Kreisoberliga, auf seinen Trainer zu.

“Warum wechselst du mich jetzt aus, im Moment meines Triumphes, und lässt den Einbeinigen Florian* spielen?”, fragte Robert empört. “Das war mein dreißigstes Tor diese Saison! Sieh’ nur, wie die Leute jubeln!”

Der Trainer jedoch schickte Robert unbeirrt auf die Bank, nicht ohne kräftig dabei zu fluchen und darauf hinzuweisen, dass es schlecht sei, bei einem Auswärtsspiel von der Mehrzahl der Zuschauer und den gegnerischen Feldspielern applaudiert zu bekommen, und dass dieses dreißigste Tor der Saison gleichzeitig sein verdammtnochmal fünfundzwanzigstes Eigentor gewesen sei, und dass er froh sein könne, dass Johnny Trittfest vom FC Dingsda gekauft worden sei, und die Vollidioten in Roberts Verein das für Johnny geplante Budget lieber in eine Stadionpommesbude und ihn, Robert, den heimlichen Torschützenkönig der Kreisoberliga, investiert hatten.

Robert, der heimliche Torschützenkönig der Kreisoberliga, winkte den Zuschauern auf der Haupttribüne zu und setzte sich traurig auf die Ersatzbank. Während der Einbeinige Florian ein Kopfballtor nach dem anderen schoss, dachte Robert sehnsüchtig an jene glanzvollen Zeiten, als er noch von einer Karriere als Konzertpianist und Mezzosopran an der Wiener Staatsoper träumte.

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* Der Einbeinige Florian hatte zwei bestens funktionierende, gesunde Beine, zog es jedoch vor, sich immer nur auf dem rechten fortzubewegen, und das linke hinter seinem Hintern hochzuhalten. Er verstand das als einen Teil seiner Altersvorsorge, schließlich würde er später ein unbenutztes, nahezu neuwertiges linkes Bein zur Verfügung haben. Und entgegen dessen, was Sie gerade denken, war der Einbeinige Florian durchaus in der Lage, Fußball zu spielen, auch wenn er den Ball am liebsten mit seinem Kopf annahm und oft auf seinen Händen lief.

Urlaub, Ausnahmezustand und weiße Streifen

Urlaub, Ausnahmezustand und weiße Streifen

Die kleine Kurstadt, in der ich meine privaten Raketenforschungen betreibe, ist derzeit belebter als sonst. Im Gegensatz zu manch anderen Tagen kann man im Moment wirklich nicht behaupten, dass hier der Bär stirbt.

Deutschland gewinnt, und der Marktplatz ist mit Menschen gefüllt. Bis nachts um zwei.

Die Türkei gewinnt, und hupende Autos beherrschen die Geräuschkulisse. Bis nachts um zwei.

Russland gewinnt, und Böller werden gezündet. Immer wieder. Bis nachts um zwei.

Herr Wolf feiert Geburtstag nach, und Raketenwissenschaftler sind schwer abzuschütteln. Bis nachts um vier.*

Und am heutigen Montag muss ich immer noch nicht zurück ins Raketenlabor. So wie den Rest der Woche auch. Heißa!

Aus gegebenem Anlass anbei noch die White Stripes mit ihrem Kracher “Seven Nation Army”, den das gröhlende Fußballvolk zur neuen Hyme erkoren hat. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll, aber der Song an sich rockt, und zwar so was von. Und das nur mit Gesang, Schlagzeug und einer Gitarre. Hut ab und abhotten!

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*Zudem kann man mit Frau Wahl abendfüllende Gespräche über unspannende Bad Nauheimer Hinterhöfe führen, und Haselnussgeist, der wie Nutella riecht, ist der Leibhaftige.