Browsed by
Tag: Krieg

Yo-ho-ho and a bottle of rum

Yo-ho-ho and a bottle of rum

Piratenjagd kennen wir Durchschnittsraketenwissenschaftler eigentlich nur vom Zocken oder von der Mattscheibe. Aber derzeit wird’s ernst, allerdings nicht in der Karibik, sondern vor der Küste Somalias.

Festung in Havanna

Dort überfallen und kapern Piraten mit großer Regelmäßigkeit Schiffe und erpressen Lösegeld, was nicht neu ist, und angesichts der verheerenden innenpolitischen Lage nicht verwunderlich. Den Schiffsverkehr und die Menschen, vor allem aber den internationalen Güterstrom dort zu schützen, ist also mehr als verständlich und derzeit medial sehr präsent.

So sehr auch ein kurzfristiges militärisches Eingreifen notwendig scheint, um so mehr verwundert es mich, dass keiner sich Gedanken zu machen scheint, wie man die Quelle des Übels zum Versiegen bringen könnte. Ohne externe Hilfe ist es nicht wahrscheinlich, dass sich Somalia stabilisiert. Es wird weiter fruchtbarer Boden sein für Piraten, die letztendlich auch nur Menschen sind, die versuchen, in ihrer Umgebung zu überleben, und dabei nicht von somalischer Staatsmacht oder Gesetzen eingeschränkt werden.

Kurzum: Meine Steuern (und die meiner in Deutschland versteuernder Leser) wären nur dann gut in der Bundesmarinepiratenjagd investiert, wenn sich daran ein Aufbauprogramm für Somalia anschließt. Passiert dies nicht, werden die Piraten so schnell wieder da sein, wie die ausländische Kriegsmarine verschwunden ist. Eine dauernde Präsenz von Kriegsschiffen würde zwar Sicherheit, aber ebenso Millionen und Milliarden an Kosten garantieren, die man auch anders verschwenden investieren könnte.

Aber auf mich hört ja keiner. Jedenfalls keiner, der es ändern könnte.

Pipeline To Hell

Pipeline To Hell

Wenn Russland nach den Pipelines greift
und dabei durch Georgien streift,
die Amis “vorm Iran sich schützen”,
sich auf Osteuropa stürzen stützen,
gekonnt die Wahrheit man verbiegt,
dann nennt man so was “Kalter Krieg“.

Auch wenn das mancher anders sieht,
was derzeit in der Welt geschieht,
kalt ist kalter Krieg nur selten:
Man tut’s andernorts vergelten,
macht den Nahen Osten heiß –
und hält die eig’ne Weste weiß.

Und wie schon öfter in der Welt
geht’s nur um eines, nämlich Geld.
Was man an Porzellan zerschlägt,
wenn man durch fremde Länder fegt,
das ist nicht weiter int’ressant:
Es zählt der Dollar auf der Hand!

Der Durchschnittsmensch bleibt insgesamt
zum hilflos’ Zuschauen verdammt,
wenn Industrie und Militär
so nebenbei, als wenn nichts wär’,
einem Volke aufdiktieren
irgendwo einzumarschieren.

Wenigstens kann man das Schlachten
täglich im TV betrachten,
wird doch viel vom Bombenfeuer
finanziert durch Bürgers Steuer.
So wettert dann das ganze Land –
mit Fernbedienung in der Hand.

Und letzten Endes ist man froh:
Der Krieg ist ganz weit weg und so.
“Georgien int’ressiert mich nicht,
das fällt doch gar nicht ins Gewicht.”
Man bleibt so lange unberührt,
bis hier durch mal ‘ne Pipeline führt!

Clusteranalyse

Clusteranalyse

Eines ist sicher: Krieg ist selbst ist schon so abscheulich, dass kann man über den moralischen und reellen Wert einer Einigung über den Nicht-Einsatz bestimmter Waffenarten streiten kann.

Streubomben (engl. cluster bombs) sind unter den unzähligen Abscheulichkeiten des Krieges eine besonders perfide Grausamkeit, weil ihr in der Luft aufplatzender Behälter die kleinen Biester großflächig verteilt und viele von ihnen beim Aufprall nicht explodieren, sondern erst oft Jahre später, wenn Menschen sie finden, die mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun hatten. Nicht einmal die Maske des Mythos vom sauberen Krieg und genauem Beschuss militärischer Ziele tragen diese Waffen.

Es ist darum per se eine gute Sache, sich auf ein Verbot von Streubomben zu einigen, so wie es kürzlich in Dublin geschehen ist. Man muss sich aber fragen, welchen Sinn eine solche Einigung hat, wenn zwar das militärisch in den letzten Jahren sehr aktive Großbritannien die Vernichtung der eigenen Arsenalbestände zusagt, aber die größten Produzenten von Streubomben an der Konferenz erst gar nicht teilnehmen.

Von daher muss das erzielte Abkommen als moralischer Fingerzeig an die Welt, als wichtiger erster Schritt gewertet werden: Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

In jedem Falle guten Appetit

In jedem Falle guten Appetit

Der Herr Grob hat geschrieben, er esse alles auf, was er nicht verstehe oder ihn verwirre, was sowohl für die ein oder andere Bedienungsanleitung und wahrscheinlich auch für seine Füße gilt.
Die Idee, das einfach aufzuessen, was man nicht versteht, fand ich so genial, dass ich dazu eine eigene Geschichte schreiben musste schreiben wollte nur zu gerne verfasst hätte.

*******************
Als ich den Krieg aufaß

Neulich war ich in einem Restaurant, das Essen aus aller Welt versprach.

*******************

So hätte es beginnen sollen. Aber schon bald wurde mir klar, dass die Geschichte nicht funktionieren würde. Schließlich kann man nicht einfach in ein Restaurant gehen, schon gar nicht in eines, das ein “Globales Unverständnis – All You Can Eat” – Büfett anbietet. Dann dort hinzugehen, den Nahostkonflikt als Vorspeise, das neu begonnene Atomwettrüsten als Hauptgang mit dem militärisch-industriellen Komplex als Beilage und zum Schluss religiösen Fanatismus als Nachtisch zu verlangen, hätte vermutlich albern ausgesehen.

Außerdem hätte ich dann nicht gewusst, wie die anderen dazu passenden Gedanken* in diese Geschichte hätte einbinden sollen. Das führte letztlich dazu, dass ich eine Geschichte schrieb, die ich niemals schrieb.

Oder so.

Wer jetzt verwirrt ist, hat im übrigen das Recht, diese Nicht-Geschichte auszudrucken und aufzuessen. Alternativ darf sogleich der Monitor verspeist werden.

Ich wünsche in jedem Falle guten Appetit.

______________
*In Mitteleuropa haben wir uns über viele Jahrhunderte immer wieder die Köpfe eingehauen und so wundervoll martialische Begriffe wie “Erzfeind” erfunden, um denen von uns, die den jeweils anderen die Köpfe einhauen mussten, einzureden, dass sie ihrem Vaterland (ein ebenfalls sehr geschundener Begriff) damit etwas Gutes tun.

Der “Erzfeind” hingegen war meistens nur ein armer Schlucker, der ähnlich motiviert auf der gegenüberliegenden Seite des Schlachtfeldes stand. Die Erkenntnis, dass der Erzfeind oft gar kein vielköpfiges, jungfrauenverspeisendes Monster war und eine gewisse Ähnlichkeit mit einem selbst besaß, kam meistens zu spät. Denn die einzigen Unterschiede zwischen Hauendem und Gehauenem waren meistens nur Muttersprache und Geburtsort.

Solche Erkenntnisse sind schlecht für die Kampfmoral, deswegen wurden sie entweder unterdrückt oder hochgespielt, je nachdem, was gerade ins Konzept passte. Da sich das global bewährt hat, verhalten sich die Kriegstreiber auf der ganzen Welt noch heute so.