Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXIII
Im Gegensatz zu letztem Jahr habe ich dieses Jahr mitgedacht. Jawoll. Weil heute Weiberfastnacht war, habe ich ein Krawattenmodell aus den Tiefen meines Raumanzugspindes geholt, dass ich wegen des toten Winkels unterhalb meines Kinns glücklicherweise (und ganz im Gegensatz zu meinen Raketenwissenschaftlerkollegen) nicht den ganzen Tag im Blickfeld hatte. “Augenkrebs Alaaf” hätte ich gerne gerufen und dabei ein paar Bonbons – Verzeihung – Kamelle in die Runde geworfen, aber ich konnte mich gerade noch so zurückhalten.*
Und es kam, wie es kommen musste: Genau die Raketenwissenschaftlerkollegin, von der ich glaubte, dass sie Jagd auf die Raketenwissenschaftlerkrawatten machen würde, erlegte die optische Frechheit, die ich mir um meinen Hals geschnürt hatte. Beim Anblick der von hinter meinem Rücken wie aus dem Nichts auftauchenden Schere glaubte ich zunächst noch an einen heimtückischen Mordversuch, ergab mich jedoch nach kurzer Gegenwehr meinem Schicksal.
Noch im Schockzustand: Raketenlabor, 18 Uhr 15. Die Frisur hält, die Krawatte nicht.
Mein Raketenwissenschaftlerkollege Dr. Edelstein hat es ein wenig schlauer gemacht: Zum einen hatte er schon mal gar keine Krawatte angezogen und sich zudem kurz nach der Mittagspause mit einem leidenschaftlichen “Wer ist eigentlich dieser Köln?” Richtung Düsseldorf verzogen, um dort zünftig Weiberkarneval zu feiern.
Auf dieses Ereignis muss er sich schon seit einigen Tagen mental vorbereitet haben. Ansonsten hätte er auch nicht mit seinem messerscharfen Verstand unten gezeigtes Objekt als Känguruhkrawatte enttarnen können, während jeder andere noch glaubte, es handele sich um eine Zebraserviette.
Und wer dem Dr. Edelstein jetzt einfach nur Wortfindungsstörungen unterstellt, ist ein alter Spielverderber.
Jawoll.
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*Ganz richtig, ich bin immer noch Faschingsmuffel. Und Karneval mag ich auch nicht. Dass ich mittlerweile von dem Faschingsverein, für dessen Show- und Männerballett ich Musik schneide und bei deren Programm sogar ich mich köstlich amüsiere, einen Orden bekommen habe, sollte ich meiner Glaubwürdigkeit zuliebe eigentlich verschweigen. Was soll’s.