“Watch this space for more universal blödsinn.”
Das habe ich mir einst (ja, einst vor einigen Tagen) auf die Blog-Fahne geschrieben. Da ich mit den letzten Posts schwer Richtung Ernsthaftigkeit gedriftet bin, grabe ich jetzt ein Werk aus, dass ich im letzten Herbst erschuf. Da es derzeit immer noch schwer nach Herbst bzw. Winter ausschaut, habe ich auch kein schlechtes Gewissen dabei.
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Der Herbst ist da! Mit Nebel verdeckt er von den Bergen aus gnädigerweise die Sicht auf das davor liegende Moloch, in dem ich arbeiten muss. Es ist kalt geworden, und als Teil der winterlichen Vorsorge habe ich vor einigen Tagen den Wintermantel ausgemottet.
Meinen Kühlschrank müsste ich auch mal wieder ausmotten. Nicht, weil der Winter naht, sondern für einige Inhalte bald der Denkmalschutz greifen wird, und dann wird das Ausräumen echt anstrengend. Wegen der Staatsbeamten und der ganzen Anträge, Behördengänge und so. Und jeder weiß um die Öffnungszeiten von Amtsstellen. Richtig, Rentner, Hausfrauen und Arbeitslose haben damit sicher kein Problem. Mit den Öffnungszeiten, nicht mit dem Kühlschrank.
Wie einfach im Gegensatz zur arbeitenden Bevölkerung haben es doch die Eichhörnchen: Sie räumen im Herbst ihre Nussbestände aus und vergraben sie im Boden. Gleichzeitig treffen sie damit Vorsorge für den unausweichlichen Winter. Wenn das mal nicht praktisch ist!
Da könnte ich doch glatt zum Hobby-Sielmann werden, denn in dem kleinen Kurort, in dem ich wohne, tummeln sie sich zuhauf im nahe gelegenen Wald oder im Kurpark. Wer genau hinschaut, wird Unterschiede zwischen den putzigen Nagern feststellen. Man kann dabei folgende Eichhörnchentypen kategorisieren:
Das Spießer-Eichhörnchen
Vergräbt die Nüsse artig im Boden, isst im folgenden Winter aber nur die, die es wieder findet und trägt so noch zum Wachstum des Waldes bei.
Langweiler.
Das senile Eichhörnchen
Vergräbt die Nüsse artig im Boden, hat im folgenden Winter alles vergessen und gräbt darum die Nüsse des Spießer-Eichhörnchens aus. Bekommt vom letzterem dafür öfter mal einen deftigen Schwinger verpasst.
Lustig für Außenstehende, aber ich bin froh, dass mein Gedächtnis noch besser ist. Noch.
Das gierige Eichhörnchen
Isst alle Nüsse, bevor der Winter kommt. Gräbt nur zum Schein und aus Verlegenheit im Boden. Lauert dem senilen Eichhörnchen auf, verpasst ihm einen deftigen Schwinger und isst dessen zuvor ausgegrabene Nuss.
Fetter Egoist. Macht sich bei seinen Miteichhörnchen extrem unbeliebt, wird den Winter dafür aber wohlbeleibt überstehen.
Das altersschwache Eichhörnchen
Vergräbt artig alle Nüsse, allerdings auch seine dritten Zähne. Wird vom nächstbesten Calibra-Fahrer mit einem „Boah, guck’ ma, ey, `n zu heiß gewaschener Fuchs!“ überfahren.
Arme Sau. Aber so spielt das Leben.
Das verwirrte Eichhörnchen
Beginnt zu graben, überlegt es sich dann aber anders und versucht, die Nuss wieder am Baum zu befestigen. Fällt beim Versuch vom Ast und hält sich fortan für einen zu heiß gewaschenen Fuchs.
Keine Macht den Drogen.
Das tollwütige Eichhörnchen
Scheißt auf Nüsse und fällt im Park spazierende Kurgäste an. Stirbt im Wald beim Versuch, einen Bären zu fressen.
Spektakulärer Abgang. Hilft der Arterhaltung aber nicht.
Das hilfsbereite Eichhörnchen
Hilft artig seinen Miteichhörnchen beim Vergraben der Nüsse. Verschenkt im Winter seine eigenen, um den Streit zwischen dem gierigen und dem senilen Eichhörnchen zu schlichten. Bekommt dafür vom gierigen Eichhörnchen einen deftigen Schwinger verpasst. Wird überfahren beim Versuch, das altersschwache Eichhörnchen vor dem Calibra-Fahrer zu retten.
War aber wenigstens beliebter als alle anderen.
All das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus der vielfältigen Welt unserer putzigen kleinen Nager. Aber das soll für heute reichen. Ich werde jetzt erst einmal nach Hause gehen und das nächste verwirrte Eichhörnchen aus meinem Kühlschrank zerren.