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Tag: Schuhwerk

Lichtblick

Lichtblick

Vor kurzem war ich in Kiel, um meine bessere Hälfte dort abzugeben.* Während sie fleißig morgens lernte, ging ich am einzig wirklich schönen Vormittag an den Eckernförder Südstrand. Und zwar mit Kamera im Gepäck,** und das kam unter anderem dabei heraus.


Feuersteine in rauen Mengen, aber nur dieser eine mit Durchblick


So schön kann die Ostsee sein – morgens um 09:30, wenn noch kein Mensch da ist


Ein Muschelfriedhof


Auch tot, aber seesterniger


Ein einsamer Strandschuh

Und damit ist auch erst einmal gut. Den Rest hebe ich für muselose Zeiten auf und wünsche allen einen guten Start in die neue Woche!
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*Nein, ich habe sie nicht ausgesetzt. Ende September hole ich sie wieder ab, wenn sie brav ist.

**Das gute Stück hat sogar den hinterlistigen Anschlag einer Mineralwasserflasche überstanden. Respekt.

These boots are made for…

These boots are made for…

Es ist eines der großen Mysterien der Menschheit.*

Neulich auf dem Weg zum (leider spackenverseuchten) Genuss von “300” sahen Leif und ich einen einzelnen Schuh am Straßenrand liegen. Wir wunderten uns beide, denn ein solches Bild bietet sich dem aufmerksamen Betrachter nicht selten.

Wie in aller Welt kommt es dazu, dass jemand einen einzelnen Schuh am Wegesrand verliert und ihn nicht wieder aufsammelt?

Die einfachste und zugleich langweiligste Erklärung ist die, dass der Besitzer sturzbetrunken** durch die Gegend fiel, den Schuh dabei verlor und am nächsten Tag nicht mehr seinen Namen kannte, geschweige denn den Aufenthaltsort aller Kleidungsstücke der Garderobe des Vorabends.

Allerdings sehe ich viel seltener betrunkene Menschen am Wegesrand herumfallen als einsame Schuhe an eben jenem herumliegen. Es muss also noch weitere Gründe geben.


Nicht gerade am Wegesrand, aber trotzdem alleine

Wenn zum Beispiel das kleine Peterle beim Spielen an Papas Gartenteich von einem aus dem Terrarium des Nachbarn entflohenen und sehr hungrigen Keilkopf-Glattstirnkaiman ein Bein abgebissen bekommt, dann könnte ich mir vorstellen, dass das kleine Peterle irgendwann feststellt, dass es den zweiten Schuh gar nicht mehr braucht. Und zwar jeden zweiten seiner Schuhe.

Frustriert von dieser Erkenntnis und von vielen Berufszweigen nun ausgeschlossen, könnte das kleine Peterle sich an den Straßenrand stellen, den zweiten Schuh durch die Luft wirbeln lassen und so tun, als ob ihn der nächste Vorbeifahrende angefahren hätte. Es würde weinen, mit der Polizei drohen und schließlich Geld erpressen.*** Wenn der Schwindel aber auffliegt, so hat ein einbeiniges kleines Peterle sicher Besseres zu tun, als vor seiner ohnehin schwierigen Flucht noch den zweiten Schuh aufzuheben.

Und wenn jetzt jemand denkt, dieses Szenario sei aber ganz schön absurd, dann kann ich demjenigen nur nahelegen, sich probeweise ein Bein abbeißen zu lassen und dann zu versuchen, einen Job zu finden. Oder gar einen einzelnen Schuh im Schuhgeschäft zu kaufen.

Eine weitaus naheliegendere Theorie ist eng verbunden mit dem Problem sockenfressender Waschmaschinen. Wenn ich zwei Socken habe, und einer wird von der Waschmaschine vernichtet, dann habe ich ein Problem: Schuhe**** zieht man nur mit Socken an – wegen des sonst unvermeidlich auftretendenden Fußschweißgeruchs. Habe ich also beispielsweise nur noch einen rechten Socken, so kann ich meinen linken Schuh getrost wegwerfen, womöglich noch irgendwo am Wegesrand, auf dass sich jemand darüber wundert.*****

Wem das noch nicht reicht, dem gebe ich noch eine weitere Erklärung: Kürzlich habe ich ein passendes Gegenstück zu dem einsamen verlorenen Stiefel von weiter oben entdeckt. Die ganzen herumliegenden Schuhe sind mit aller Wahrscheinlichkeit nämlich ein riesiges Memory-Spiel von gelangweilten Göttern. Götter, an die kein Mensch mehr glaubt. Wie der Gott des Schuhe-verkehrt-herum-Tragens, oder der Es-gibt-passende-Schuhe-im-Schlussverkauf-Gott.


Unweit des anderen Stiefels taucht plötzlich dieser zweite auf. Verdächtig. Sehr verdächtig.

Die letzte (und wirklich allerletzte) Deutung dieses kosmischen Rätsels liefert das Auftauchen des zweiten Stiefels ebenfalls: Einige Schuhe besitzen ein Eigenleben. Dem Drang nach Selbstverwirklichung folgend, trennen sie sich von ihrem rechten bzw. linken Partner, um die Welt zu erkunden.

– Was macht ein einsamer Stiefel wie du an diesem Ort?

– Ich suche Listi. Den linken Stiefel. Mein Gegenstück.

– Ich glaube, den habe ich auf den Gleisen gesehen. Er murmelte etwas wie “Um eine Fußesbreite hätte ich den verdammten Zug erwischt. So ‘ne Kacke aber auch.”

– Dann richte ihm einen schönen Gruß aus, wenn du ihn das nächste mal siehst. Sag’ ihm, seine Resti habe ihm vergeben und sei auf dem Weg, ihn abzuholen.

Wenn ihr noch andere Ideen habt, die dieses Mysterium entschlüsseln, lasst es mich wissen. Ich bin gespannt. Und wenn ihr mal einen Schuh verlieren solltet: Sammelt ihn bitte wieder auf. Oder legt den zweiten dazu. Danke.

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* Seit der Erfindung der Schuhe.

** Oder in anderer Art und Weise von Drogen berauscht.

*** Natürlich unter Benutzung des zweiten mit Hackfleisch, Kunstblut oder Kirschmarmelade versehenen Schuhs.

**** Natürlich keine Badelatschen oder Sandalen.

***** Keine Waschmaschine wird mich jemals zu Fußschweißgeruch treiben. Jawoll.