Da schau (h)er

Da schau (h)er

Der männliche Teil meiner Leserschaft kennt das Problem. Der weibliche Teil meiner Leserschaft hat es vermutlich schon erleben und erleiden müssen.

Männer schauen Frauen hinterher. Ganz gleich, ob die eigene erwählte dabei ist oder nicht. Frauen (die begleitenden jedenfalls) sind darüber oft sehr indigniert, doch muss ich hier – vollkommen unerwartet – für meine männlichen Mitleidenden eine Lanze brechen*:

Wir tun das nicht freiwillig.

Nein, das kurze Betrachten von Damen, umgangssprachlich auch gerne “Abchecken” genannt, ist ein Reflex, den wir Männer bewusst und mit viel Konzentration und Körperbeherrschung unterdrücken müssen. Ein Reflex, den uns die Natur mit der Evolution angewöhnt hat. Denn, und da kann ich aus Erfahrung sprechen: Es spielt tatsächlich keine Rolle, ob wir mit unserer Sozialintensivpartnerin (anwesend oder nicht) glücklich und zufrieden sind.

Weil die auf Fremdfrauen abschweifenden Blicke des eigenen männlichen Sozialintensivpartners von der holden Weiblichkeit oft missverstanden werden, müssen die Männer sich, so sie von der Natur in einem Moment der Unaufmerksamkeit überlistet werden, gute Gegenreaktionen antrainieren.

Aussagen wie: “Ui, hast du die Felgen an dem Auto neben uns gesehen?” oder “Ich habe dieser Frau nur aus Mitleid hinterher geschaut, weil sie an dich nicht herankommt”** können dabei den ein oder anderen Tag retten.

Und als hätten wir es nicht gewusst: Eine aktuelle Studie unterstreicht unsere Gefangenschaft in vorzeitlichen Verhaltensmustern. Bei der Partnersuche haben sich die Menschen seit Urzeiten nicht geändert, heißt es. Frauen suchten demnach einen fähigen Ernährer, während Männer schlicht die schönste verfügbare Frau wollten.

Das führt mich zum Schluss: Wir wollen uns mit dem ganzen Tamtam, das sonst noch in der Partnersuche stattfindet, nur unseren Entwicklungsstand schönlügen.

Ich gehe jetzt erst mal fünf Euro ins Chauvi-Schwein werfen und wünsche noch einen sonnigen Nachmittag.

________________
*Zugegeben: Diese Lanze wurde vermutlich schon öfter gebrochen. Der Begriff “Lanzenbruch” an sich ruft in diesem Zusammenhang unweigerlich durchaus passende Assoziationen hervor.

**Danke, Herr Cicero.

14 thoughts on “Da schau (h)er

  1. Nun, lieber RocketProf.Dr. Scheibster, wenn sich das Hingucken aber auch sowas von lohnt, wie man im Fortgang Ihrer dortigen Kommentare nachsehen kann…

    GrinsSchmitz

  2. Ja Scheib, Männer sind eben so. Übertausende jahre Evolution können nicht leicht geändert werden. Also, wir schauen nach was begehrenswert ist, aber wir beiben bei die/der Hold/e.

  3. @Ettore Schmitz: Hach, das habe ich ja eben erst entdeckt. Wundervoll, ganz wundervoll! Ehrlich. 😀

    @Lars: Und genau so ist es, mein lieber Lars.

  4. Jetzt, da Sie es erwähnen, werter Herr Schoss: Ich glaube, Sie haben recht. Nun, wenigstens teilrecht.

  5. ALLES ist Magnetismus. Anziehungskräfte ohne Ende, da gebe ich Herrn Saubär Schoß mal recht. Die Anziehungskraft, gleichwohl physikalisch betrachtet die geringste “Kraft mit der größten Klappe”, ist sie trotzdem allüberall und ewig die wirksamste aller Kräfte. Ach, was schwärme ich: sie ist ja längst kein Geheimnis mehr!

    Ganz angezogen:
    Ihr Secret E. Schmitz

  6. Werter Herr Schmitz,

    jetzt fangen Sie nicht auch noch an, für Literatur zweifelhaften Inhalts zu werben. Ich habe nicht umsonst nicht mehr Werbung hier, als ich muss.

    Oder hat Sie dasBuch der Erforschung des Sinns des Seins und Überhaupt irgendwie näher gebracht?

    Neugierige Grüße,
    Ihr Scheibster

  7. also ich gucke auch! wenn meine freundin dabei ist guck ich nicht. aber die augen wollen unbedingt. der reflex ist wirklich schwer zu unterdrücken. das muss genetisch bedingt sein!

  8. @eon: Das ist es bestimmt. Wir sind so was von unschuldig.

    @Lars: Das ist in der Tat eine gute Idee. Aber eben nur im Sommer. 🙂

  9. herr scheibster, ich versichere ihnen: es geht auch der ein oder anderen frau so. alerdings gucken die dann natürlich nach männern. hrrrmmm!

  10. Liebe Frau Wahl, danke für diese Offenheit. Männern fällt das aber irgendwie seltener auf, wenn die eigene Holde in der eigenen Gegenwart Mitmännchen begutachtet.

    Was wahrscheinlich daran liegt, dass wir Männer dieses weibliche Aufmerksamkeitsdefizit nutzen, um nach anderen Frauen zu schauen. Ganz unfreiwillig, versteht sich. :o)

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.