Fünf Worte, ein Gedicht: Insekt in Sekt
Wie FrauVau treffend feststellte, bin ich nur noch sporadisch hier, was auch der Grund dafür ist, dass ich für Wortverdichtungen das ein oder andere Lichtjahr benötige. Is’ leider so. Nehmense sich ‘nen Keks, bedienense sich am Tee, hamse Geduld. Dankeschön.
Heute ist jedenfalls Frau Rebhuhn dran, die sich vor einem gefühlten Vierteljahrhundert Kabelbinder, Unterzieh-Shirt, Motte, Unlust und Meridian wünschte. Ebola!
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Es flog kürzlich eine Motte
(nun, sie raste ziemlich flotte)
mit Schwung und Mottentemp’rament
im Rotlichtetablissement.
Dem Falter war nach Kleiderfraß,
und er erspähte leider das
Unterzieh-Shirt von Herrn Meier,
das am Boden lag. (Oweia!)
Obwohl in dem Intimtextil
Herrn Meiers Schweiß war – ganz schön viel,
ließ die Motte es sich munden,
und verschlang’s in zwanzig Stunden.
Der Kleidermotte Festmahl sah
auch der Herr Meier, denn er war
mit Kabelbinder festgebunden,
am Bettpfosten, seit vierzig Stunden.
Herr Meier war zunächst sehr willig,
der Spaß auch nicht gerade billig,
doch hatte man ihn hier vergessen
(so nach der Herrin Abendessen).
Was Herrn Meier nun sehr störte,
war, dass ihn auch niemand hörte.
Sehr leicht verständlich war der Grund:
Ein Knebel zierte Meiers Mund.
Was eben noch mit Sekt begossen,
durch den Meridian Qi geschossen,
bereitete nun Unbehagen:
Aus Lust wurd’ Unlust, sozusagen.
Der Motte jedoch, allemal,
war Meiers Schicksal scheißegal:
Sie hatte ihren Mottenmagen
mit Meiers Hemd sich voll geschlagen.
Jedoch beachtete sie nicht
ihr nun gestiegenes Gewicht.
Die Motte fiel sehr unbehende
in Meiers Sekt: Das war ihr Ende.
Und nun ist es dahingestellt,
ob irgendjemand auf der Welt
aus diesem Werk was lernen kann,
außer vielleicht – Frau Meiers Mann.