Helle Libelle, nicht ganz

Helle Libelle, nicht ganz

Neulich sah ich ‘ne Libelle,
sie war blau und nicht ganz helle,
doch nicht vom Hellen war sie blau –
das kam vom Papa, einem Pfau.

Ihr fragt euch sicher, wie das geht,
Pfau und Libelle, ganz konkret,
und wie das Kind dann heißt – genau,
Pfibelle oder doch Libau?

Jedenfalls flog sie am Teich,
und ihre Birne, die schien weich
ob ihres wirren Zickzackfluges –
ganz sicher dachte sie nichts Kluges.

Doch eins muss ich ihr zugestehen:
Wird ein Mensch so blau gesehen
mit eben jenem Zickzackstil –
so wirkt das weniger grazil.

Die Libelle kann auch blau noch jagen,
füllt mit und beim Fliegen ihren Magen*,
obwohl sie ziemlich sicher nicht
das Biest erlegt, das mich dann sticht.

Da ich glaubte, sie sei dumm,
nahm ich ihr das auch nicht krumm.
Doch war auch ihr IQ bescheiden,
tat ich sie trotzdem arg beneiden.

Blau schillernd mit vier Flügeln fliegen,
im Sonnenschein auf Schilfblatt liegen,
gerade so, wie’s mir gefällt:
Was gäb es Schön’res auf der Welt?

So saß ich da und sagte “Ciao!”
der Pfibelle, dem Libau
und träumte in die Nacht hinein
von Schilfblatt, Blau und Sonnenschein.

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*Das Metrikzickzack ist eine Metapher für den Libellenflug und volle Absicht.

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXXVI

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXXVI

“Unter Druck entstehen Dilettanten!”

Der Wahnsinn scheint um sich zu greifen, insbesondere um mich herum. Don Molitor droht damit, mit seiner Banane willkürlich Kabelschächte zu penetrieren, und Herr Schmidt weiß, dass Rosenkränze nur leuchten, wenn die Oma brennt. Also die, die ihn trägt.

Und das alles, während ich dabei bin, meine Raketenwissenschaftlerdynastie zu gründen, mit allem, was dazugehört. Bessere Raketenwissenschaftlerhälfte, Raketenwissenschaftlernachwuchs und eigener Raketenwissenschaftlerbasis, was auch begründet, warum ich hier mal wieder mit Raketenwissenschaftlerabstinenz glänze.

Das kommende Jahr wird spannend. Nicht nur wegen der Kabelschächte.

Neulich im Park

Neulich im Park

Es ging demletzt ein Mann (der Rolf)
im Minirock zum Minigolf.
Den Schläger schwung er mit viel Stil –
die Platzreife, die war sein Ziel.

Als er das Eisen also schwang,
da flog sein Ball ganz mittenmang
in eine Gruppe Rentner rein
und traf ‘ne Dame fest am Bein.

“Junger Mann!”, keifte die Dame,
schwang die Handtasche am Arme
und tat voll Geräusches schnauben:
“Wie können Sie sich das erlauben?

Hier so gewandet zu erscheinen
und dann mit unrasierten Beinen!
Das ist ja wirklich unerhört!
Mein Herbert hier ist ganz verstört!”

Der so Genannte schien entrückt
und von Rolfs Beinkleid mehr entzückt
als ganz grundsätzlich irritiert –
ja, Herbert wirkte interessiert.

“Junger Mann, hier ist Ihr Ball!”,
so sagte Herbert, vor dem Fall,
den er zu Rolfens Füßen tat,
kurz und schmerzvoll – Herr’nspagat.

Es heulte Herbert wie ein Wolf,
griff suchend nach dem Bein von Rolf,
dieser wich aus, ein Griff ins Leere –
Herbert begriff seine Misere.

Rolf war davon nicht angetan
und wechselte zur nächsten Bahn,
schwor sich, die Rentner zu missachten
die lautstark Herbert nun belachten.

Die Dame, die Rolf angeschossen,
hielt ihren Mund jedoch geschlossen:
Sie holte aus und sie versohlte
das Rentnerheck, dass Herbert johlte.

So traf Rolf auf dem Platz reife Leute,
dachte sich: “Mit der Platzreife heute
wird es wohl eher nichts mehr werden.
Sei’s drum, es gibt Schlimm’res auf Erden!”

So nahm er das nächste Loch ins Visier,
zupfte am Rock und zählte bis vier –
und ob er nun traf oder auch nicht
ist doch wurscht – dies ist ein Gedicht!

Bei lebendigem Laib

Bei lebendigem Laib

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.*

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Ich kaufte unlängst ‘nen Laib Brot
in festem Glauben, er sei tot.
Er stellte sich als lebend raus –
es wohnte tief im Teig ‘ne Maus.

“‘tschuldigung, das ist mein Essen,
dein Mauseloch tu’ mal vergessen!”,
war in etwa, was ich sagte,
als mein Brot der Nager nagte.

Als ich noch einmal lauter grollte,
dass ich mein Brot nicht teilen wollte,
hielt die Maus kurz inne und
sah mich an mit vollem Mund.

Während sie genüsslich kaute
und nebenbei auch noch verdaute,
stieg Wut allmählich in mir auf
ob meinem Backwarenfehlkauf.**

So schmiss ich denn mit meiner Hand
und Wucht das Brot fest an die Wand:
Mit hohem “Quiek!” fiel das Gebäck
auf meinem Boden in den Dreck.***

Die Maus, die fand das gar nicht toll,
blickte mich an, ganz vorwurfsvoll –
voll Mäuseschleudertraumaschmerz –
da schloss ich langsam sie ins Herz.

So war mein Zorn alsbald vergessen –
ich ließ den Nager weiterfressen,
der schnell verschlang das halbe Brot,
worauf er platzte – mausetot.

Mit toter Maus und Hohlgebäck
(und ein paar Tränen) im Gepäck
lief ich zurück zur Bäckerei:
Die Bäckerin tat einen Schrei!

Als sie damit fertig war,
machte ich ihr lautstark klar,
was mir fehlte für mein Glück:
Brot, Maus – oder Geld zurück!

Mein Wunsch, der schien sie zu verwirren,
doch ich, ich ließ mich nicht beirren!
So kehrte ich zurück nach Haus
mit Brot im Arm – und einer Maus!

Als Mäusezimmer dient der Laib,
und ich habe ‘nen Zeitvertreib:
Beim abendlichen Broteschmieren
Maus Numero Zwei dressieren!

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*Im übrigen finde ich es toll, dass ich herausgehört habe, dass Eric Carmen für “All By Myself” bei Rachmaninovs 2. Klavierkonzert geklaut hat. Dass dieser Umstand schon zuvor googlebar war, weiß ich jetzt auch. Aber das nur nebenbei.
**Ja, ich höre euch schon schreien, ihr Rächer von dem Genitiv!
***Womit bewiesen wäre, dass es poetisch sein kann, nicht zu putzen.

Ode an den Tag

Ode an den Tag

Vor meinem Haus krakehlt ‘ne Möwe,
in meinem Bett fläzt sich ein Löwe,
in meinem Kühlschrank gähnt die Leere –
wovon heut’ ich mich ernähre.

Ich gähne auch, denn ich bin müde,
im Garten bellt ein Hund – ein Rüde,
in Rüdesheim wär’ ich jetzt gerne –
es piepst ein Spatz auf ‘ner Laterne.

Auf der Latrine platzt mein Nachbar –
er hört sich an, als sei das machbar –
mir selbst, mir platzt viel mehr der Kragen,
und solidarisch knurrt mein Magen.

Mein Unbehagen scheint beträchtlich –
es war mein Schlaf, zuletzt und nächtlich,
dünn gesät und mit Träumen gespickt
von Räumen, wo man nackt mich erblickt.

Am Fenster nackt grüß’ ich den Tag
und frag’ mich, was er bringen mag –
außer dem, was er schon brachte –
und wonach er mir heut’ trachte*.

Doch Trachten trag’ ich heute nicht –
das trägt so auf zu mei’m Gesicht –
ich züchte mir ‘nen Silberfisch
und tanze wild auf meinem Tisch!

So vergess’ ich allen Groll,
mag mein Leben, find’ mich toll,
darf alles sagen, fühlen, denken
und mich mit diesem Tag beschenken!

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*Ich könnte auch “trachtete”, “trachtetete(te)” oder “tröchte” schreiben, jedoch dem Reim zuliebe unterlasse ich dieses Unterfangen.