Amore Amok

Amore Amok

Es fuhr ein Mann nach Rüsselsheim,
naja, von wegen “Rüssel rein”,
aber o weh, in jedem Haus,
da hieß es viel mehr “Rüssel raus!”

Dann ging er nach Leverkusen,
dacht’, er könnt’ mit jeder schmusen,
doch vergeblich, ohne Chancen
waren hier seine Avancen.

Schließ- und letztlich, dann in Füssen,
wollt’ er wen’stens eine küssen!
Just auch das ward ihm verwehrt:
Irgendetwas lief verkehrt!

Er kehrte flugs dem Land den Rücken
(ganz zu der Füssener Entzücken),
pfiff auf Darmstadt und St. Blasien
und flog einfach fort nach Asien.

Dort sitzt er heute hinter Gitter
(mit Zellennachbar Gary Glitter),
doch egal, für ein paar Stunden
hatte Liebe er gefunden!

Wie damals in Gomorrha

Wie damals in Gomorrha

Ich beabsichtige nicht, hier als Möchtegern-Dan Brown verschrieen zu werden, schon gar nicht, weil ich den größten Teil meiner schulischen Laufbahn in einem Institut verbrachte, das vom Bistum Mainz gesponsert wird. Aber es gibt Dinge, die in der Bibel stehen, die, nun, wenigstens nicht ganz vollständig sind.

So wie die Sache mit Sodom und Gomorrha. Abgesehen von dem Umstand, dass ich glaube, dass die beiden Städte damals entweder durch wirklich blöde Unfälle niederbrannten, oder aber fanatische Spaßbremsen dem kunterbunten Treiben ein drastisches Ende bereiten wollten, ist vom guten alten Lot die Rede, und von seiner Frau, die der beider Racheengel Warnung zum Trotz nach hinten schaute und darob zur Salzsäule erstarrte. Was dann aus ihr geworden ist, steht nicht mehr in der Heiligen Schrift. Man könnte mutmaßen, dass Lot mit ein wenig Geschäftsinn die Gute mitnahm und später in Einzelteilen als Salzlecksteine für Hasen und Meerschweinchen verkaufte.

Ob das so war, wissen wir nicht, denn darüber wird der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Ganz und gar unerwähnt bleibt hingegen Bernd, der Schwager Lots, der es (wahrscheinlich nach einem “Ach, guck mal!”) seiner Schwester gleichtat und sich umdrehte, daraufhin aber nicht zur Salz-, sondern zur Betonsäule erstarrte, was immerhin für etwas Kreativität seitens der Racheengel spricht.

Heute steht Bernd Beton, wie man ihn seitdem nannte, nachdem er von Lot ebenfalls vertickt wurde, vor der Haustür meines lieben Freundes Leif und passt auf die Papiermülltonnen auf.

Und hat dabei immer noch die gleiche Frisur wie damals in Gomorrha.

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Dass Bernd einen Bobtail hatte, bleibt umstritten.

Viel schlimmer, Gottseidank!

Viel schlimmer, Gottseidank!

Im Tabellenkeller ist’s sehr dunkel,
so denkt grübelnd sich Herr Friedhelm Funkel,
der gestern null zu fünf verlor,
arg ausgebuht von Fans im Chor.

Den Enttäuschten bleibt als Trost alleine,
dass die and’ren Kellerkinder keine
Punkte holten, wo sie spielten,
und ihr Unglück so erhielten.

Doch bei allem bösen Klagen,
muss man doch mit Freude sagen:
Viel schlimmer als der SGE
geht’s Gottseidank dem OFC!

Meine Hand und James

Meine Hand und James

Wieder einmal habe ich Erkenntnisse gewonnen. Zum einen, dass ich noch nicht zu alt bin, um bei den Jungs von Metallica im Innenraum und in Bühnennähe zu stehen, springen und lauthals singen, zum anderen, dass ich definitiv zu alt bin, so etwas zwei Abende hintereinander zu vollbringen. Was mich dabei ungemein beruhigt, ist der Umstand, dass ich das von vorneherein nicht geplant hatte.

Nichtsdestowenigertrotz war es für mich nach sechzehneinhalb Jahren mehr als an der (einen) Zeit, die kommerziell erfolgreichsten Schwermetaller aller Zeiten noch einmal in Fleisch und Blut und mit Feuerwerk zu sehen.

Der Herr Hammett in Frankfurt.
Und Kirk nahm die Axt und spaltete das Gehör des anwesenden Volkes.

Die 360°-Bühne verhinderte offenbar die Bildung einer großen Moshpit*, aber es gab eine, und ich war mehr zufällig als freiwillig Teil ihrer Grenze. Das kann man sich wie den Job der Bande bei einem Eishockeyspiel vorstellen, wenn man von dem Temperaturunterschied absieht. Zum Amüsemang beiträglich war, dass die Mosher nur in Intervallen moshten, und so immer wieder ahnungslose Getränkebesitzer in ihre Mitte vorstießen, nur um beim nächsten Moshintervall mehr zufällig als freiwillig die Getränke zur Kühlung der Derwische und ihrer Umstehenden einzusetzen.

So verbrachte ich denn zwei Stunden mit Naturgewalten, und es ist nicht untertrieben, wenn ich sage, dass Metallica auch nach 28 Jahren Bandgeschichte ihre Zuhörer noch immer zu Brei rocken können. Es gibt sogar ein Beweisfoto, dass mich und James Hetfield zeigt. Nun ja, sagen wir, meine Hand und James. Aber immerhin: Nicht viele können das von ihren Händen behaupten!

Der Herr Hammett in Frankfurt.
Große Momente der Rockgeschichte.

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* Für die unbedarfteren meiner Leser: Das ist auf Rockkonzerten da, wo viele Junge Leute oft halbnackt und scheinbar unkontrolliert durch die Gegend springen, fallen – und schwitzen. Ich nehme daher an, dass “Moshpit” lediglich eine Abkürzung für “Moschuspit” ist.