"Whoooosh…" und was wir von Herrn Eisenhower lernen können
“- What was that?
– That was your life, mate.
– Whoa. That was quick. Do I get another?
– Sorry mate, that’s your lot.”
[John Cleese als Basil Fawlty in Falty Towers, 1975]
Offenbar war auch schon vor mehr als dreißig Jahren das Leben irgendwie schnell. Meines läuft derzeit auch so schnell, dass ich mal wieder keine Zeit für einen High Quality Post habe. Blöd.
Aber es muss trotz allen Zeitmangels vermerkt werden, dass der Herr Rumsfeld, der ja bekannterweise für den George W. den Krieg macht, endlich eine neue Begründung für den Irakkrieg gefunden hat. Jawoll, der Irakkrieg, sagt der Herr Rumsfeld, sei gut, um den Iran im Zaum zu halten. Deswegen sei auch der Afghanistankrieg gut. Weil der auch den Iran im Zaum hält.
Unglaublich, welche militärischen Schachzüge ein guter Politiker vorhersehen kann. Der ganze Krieg gegen den Terror, der zufällig der amerikanischen Industrie, selbst bestens in der amerikanischen Regierung vertreten, den Zugang zum irakischen Öl sichert. Die afghanischen Pipelines nicht zu vergessen. Natürlich leistet die Rüstungsabteilung der US-Industrie patriotisch ihren Beitrag zum Kampf gegen Terror und für die Freiheit, indem sie fleißig das Kriegsmaterial liefert. Das kann sie leider nicht gratis tun, aber dafür zahlen die Amerikaner ja auch patriotisch Steuern. Und George W.s Freunde sorgen dafür, dass sich am Sozialsystem nichts ändert und so weiter vielen US-Bürgern die Armee als einzige Berufsperspektive bleibt.
[Exkurs: Der Herr Eisenhower, der auch mal Präsident der USA war, hat das Spiel schon 1961 durchschaut und es den “militärisch-industriellen Komplex” genannt. Kassandra gleich ward er gehört, aber nicht beachtet. Und Kassandra gleich trat das ein, wovor er warnte.]
Und jetzt sitzt man günstigerweise so, dass man dem durchgedrehten iranischen Präsidenten Standpauken halten und so weiterhin Frieden und Freiheit im Nahen Osten sichern kann. Die Freiheit des iranischen Volkes bedeutet eben auch die Freiheit des Ölflusses an die durstige westliche Industrie.
Der Herr Ahmadinejad, seines Zeichens Präsident des Iran, hat nun ein ganz anderes Verständnis von Freiheit und Patriotismus. Freiheit ist dann, wenn alle Atomkraftwerke bauen dürfen, die es können, und nicht nur ein paar, die es dann allen anderen verbieten. Denn Verbot hat nichts mit Freiheit zu tun. Und weil der George W. ihm deswegen sofort doof kommt, sagt er, dass er dann lieber gleich noch die Atombombe baut. Denn Indien hat sich auch nicht daran gehalten, und ist erst neulich zu einem wichtigen Partner von George W. aufgestiegen. Und der Kalte Krieg hatte bereits gezeigt, dass die USA nicht einfach angreifen, wenn man auch Atombomben werfen kann. Weil jeder gesehen hat, was Atombomben so anrichten können. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
Außerdem weiß der Herr Ahmadinejad, dass die USA zwar viel drohen können, aber im Irak und Afghanistan noch alle Hände voll zu tun haben. Mit der öffentlichen Ordnung und der Demokratie, die viele dort noch nicht so richtig verstehen. Letzteres liegt vielleicht daran, dass es ihnen keiner ordentlich erklären kann. Diktatur war also, wenn ein paar wenige Reiche regieren und man sie nur mit Waffengewalt von der Spitze des Landes entfernen kann. Und Demokratie ist, wenn ein paar wenige Reiche das Land regieren und die Waffengewalt haben und alle in regelmäßigen Abständen Stimmzettel abgeben dürfen. Das heißt, wenn sie nicht schwarz sind. Kein Wunder, dass das keiner versteht.
Jedenfalls hat der Herr Ahmadinejad, um der Welt und George W. zu zeigen, dass es auch in seinem Land Freiheit gibt, jetzt den iranischen Frauen wieder erlaubt, ins Fußballstadion zu gehen. Und er hat gesagt, dass die Polizisten nicht mehr so fest zuhauen sollen, falls mal ein Kopftuch schiefsitzt oder ein Stück Haut zu sehen ist.
Wenn das mal keine Freiheit ist.
Und weil der Herr Ahmadinejad diese Freiheit in Gefahr sieht, wenn alle seine Nachbarn sich in der Augsburger Puppenkiste unter Leitung Washingtons einfinden müssen, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als patriotisch den Durchbruch in der Nukleartechnologie zu verkünden. Russland kann das nur unterstützen, denn schließlich bauen die Freunde vom Herrn Putin ja die iranischen Atomkraftwerke. Und weil George W. weiterhin im Irak bleiben muss, findet es der Herr Ahmadinejad auch gut, wenn jemand im Irak sich mit vielen anderen in die Luft sprengt. Sagt jedenfalls die Frau Rice. Und die muss es ja wissen. Ob Allah, für den das aus Sicht des Attentäters getan wird, auch gut findet, habe ich bisher nicht herausfinden können.
Eigentlich ist das alles gar nicht lustig. Und einmal mehr fühle ich mich wie ein Statist auf dieser Weltbühne. Einer, der erst angeheuert und dann vergessen wurde.
Und ich beneide alle meine Freunde und Bekannte, die sagen, dass Politik sie überhaupt nicht interessiert. Und für meine politisch uninteressierten Freunde ist dieser unpolitische Blog ja auch gedacht.
Aber es scheint mir, dass man die Augen nicht mehr verschließen kann, wenn man sie erst geöffnet hat. Also, Augen auf und durch!
4 thoughts on “"Whoooosh…" und was wir von Herrn Eisenhower lernen können”
Dich hat man also angeheuert.
Mich nicht. Die setzen einfach immer stillschweigend voraus, dass ich da bin, wenn was auf der Weltbühne aufgeführt wird.
Trotzdem weiß ich nie genau, was eigentlich gespielt wird.
Tja, das nennt man dann die “Sneak Preview des Lebens”. Oft hat man eine Ahnung was kommt, wird dann aber immer wieder überrascht und nicht selten ist das Programm echt scheiße. Aber den Spielplan machen eben andere.
Das war mal wieder politische Aufklärung wie für mich geschaffen. Und ich würde das durchaus als “High Quality Post” bezeichnen… 😉
Freut mich, dass es geholfen hat. Irgendwann wird auch alles gut.
Ich sollte von Raketenwissenschaftler auf Panzerproduzent umsteigen. Da liegt viel Zukunft drin. Kein Einfluss auf den Spielplan, aber wenigstens die Requisite hat man gemacht.