InTakte BeStimmung

InTakte BeStimmung

Irgendwann werde ich vielleicht doch noch Musikredakteur. Aber solange ich Raketenwissenschaftler bin, kann ich meiner musikalischen Leidenschaft ohne Druck folgen. Mit weniger Zeit, ja, aber auch ein Stück unbeschwerter. Auf jeden Fall gibt es immer wieder Zeichen, die mir die musikalisch-journalistische Bestimmung aufzeigen. Aber genug davon, denn eigentlich geht es hier um etwas ganz anderes.

Ich bin bemustert worden.*

Der Herr Bornée war so liebenswürdig, mir eine exklusive Vorschau auf ein Album zu geben, an dem er selbst maßgeblich mitgewirkt hat. Das Album heißt “InTakt”, und verantwortlich ist das Trio “KonFerenz”. (Ja, da ist der Herr Bornée auch dabei.) Präsentiert wird selbstkomponierter, selbstgexteter, selbstgespielter und selbstprogrammierter NuJazz-Lounge-Chillout.

Nun bin ich in das Gebiet Chillout, Lounge und Jazz selbst erst vor kurzem vorgestoßen. Da, wo die E-Gitarren sind, da komme ich her. Nichtsdestotrotz: Vom ersten Moment an gehen die entspannten Klänge ins Ohr, und nicht nur das, sondern auch die seidige Stimme von Sängerin Chinaza. Nie simpel, aber nie zu komplex, eignet sich “InTakt”, das übrigens ab dem 27. Februar kommerziell vertrieben wird, zum abendlichen oder sonntäglichen Ausspannen, zum Autofahren, zur unaufdringlichen Hintergrundbeschallung bei Besuch, aber eben auch zum Hinhören. Die Verpackung macht einen stylischen, papppeverwendend-umweltfreundlichen Eindruck und passt prima ins CD-Regal.**

InTakt

Kurzum: Ein für Einsteiger und Fortgeschrittene kompatibles, mit Liebe zum musikalischen Detail gestaltetes Album. Hörproben gibt’s da, wo die Band wohnt.

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* Nein, nicht gemustert. Das ist schon Äonen her und wegen leichter Blindheit mit “2” ausgegangen. Der deutsche Staat und ich sind quitt in dieser Hinsicht.

** Wenn man denn noch CDs sammelt in diesen virtuellen Zeiten. Ich fühle mich ob dessen oft genug ein wenig retro und exotisch. Aber was soll’s: Zu viel Mainstream ist ohnehin langweilig.

Wasser predigen

Wasser predigen

Es ist schön, wenn man auch in Zeiten von Raketen- und Finanzkrisen in einem Raketenlabor arbeitet, dass ein wenig Raketenwissenschaftlerbonus auszahlt. Macht sich auch wirklich super auf dem Raketenwissenschaftlergehaltszettel.

Doch der Unterschied zwischen oben und unten auf dem Gehaltszettel treibt mir den Raketentreibstoff in die Augen. Alleine die Kirchensteuer im Februar reicht fast aus, um mir einen eigenen Pfarrer zu halten.

Am Sonntag gehe ich in die Kirche und sage dem Vertreter des Herrn, was er predigen soll. Mit allem. Inhalt, Länge, nackte Weiber. Und falls er mich nach dem Warum fragt, werde ich ihn darauf hinweisen, dass ich diese Show schließlich bezahlt habe. Und wer bezahlt, bestimmt die Musik. Oder eben die Predigt.

Jawoll.

Fünf Worte, ein Gedicht: Bill trinkt Vollmich

Fünf Worte, ein Gedicht: Bill trinkt Vollmich

So ist das, wenn man lange weg ist: Die Leute glauben nicht, dass man selbst mal wieder vorbeischaut, sondern ein sehr subversiver selbstverliebter Hochstapler ist, der nur so tut, als sei er ich. Darum forderte Frau Cara “einen Haiku zu Lichtgeschwindigkeit, Mondfinsternis, Molekularbiologie und den Zusammenhang zwischen Shakespeare und H-Milch“.

Das ist für fortgeschrittene Lyrikbots, das muss ich zugeben. Also selbst dichten. Es sei.

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Es war ins Gespräch gekommen
der Einstein und ein Dichter aus
London, und genau genommen
schoss Einstein sich die Lichter aus.

“Das geht doch gar nicht”, hör’ ich’s schrei’n,
“die lebten nicht zur selben Zeit,
und Einstein trank nur selten Wein,
schon gar nicht bis zur Trunkenheit!”

Das eng zu sehen ist fatal,
und nehmen sie es ihm nicht krumm,
denn Einstein spielte gerne mal
mit dem Raum-Zeit-Kontinuum!

Der Einstein war besagtem Dichter
tatsächlich völlig unbekannt,
doch Albert kam noch auf den Trichter
und hatt’ Bill an Macbeth erkannt.

“You, my friend, you must be William”,
rief Albert bester Weineslaune.
“Hol’ mal Wein, aber kein’ bill’jen!”
Und Willian tat’s. (Jaja, man staune!)

Da hatte Shakespeare den Salat:
Jetzt legte Einstein richtig los,
erzählte was von “Ämk-Quadrat“,
und Skiurlauben in Davos.

Er liebte es, ganz klar gesagt,
mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen,
da sei man nicht so schnell betagt,
und abgelegt beim alten Eisen.

Doch eines, das begriff er nie,
das sei echt nichts für Jedermann:
Molekularbiologie,
die ließ er Knoop und Ackermann.

Bill Shakespeare wollt’ viel lieber wissen,
was es mit Dingen auf sich hat,
wie Lautensaiten, die oft rissen,
Mondfinsternis, and this and that.

Einstein wollte er noch sagen,
er hätte gern’, wenn’s ihm gefällt,
ein Gedicht ihm vorgetragen,
und eine H-Milch sich bestellt.

Denn H-Milch tränke er sehr gerne.
(Ein Kerl, McFly, hätt’ sie gebracht,
der käme wohl aus weiter Ferne,
wär’ abgereist, erst letzte Nacht.)

Doch Einstein war schon arg am Ende,
als er mit schwerer Zunge frug,
wo sich wohl gleich das Loo befände,
und was die Rechnung denn betrug.

Bill Shakespeare kam sich, sagen wir’s,
von Einstein arg veralbert vor,
als der “Two beers or not two beers”
skandierte, und zwar volles Rohr.

Der Bill verließ darauf die Schänke,
sein Gemüt in hellen Flammen,
Einstein zahlte die Getränke
und brach ohnmächtig zusammen.

Still auf dem Boden liegend träumte
der Einstein dann trotz Sommernacht
von Skihasen und er versäumte
darob den Wecker um halb acht.

Bad Bank

Bad Bank

Da fragte mich doch kürzlich mein alter Freund, der Herr Lichtträger, was eine “Bad Bank” sei. Als weitgereister Raketenwissenschaftler habe ich hierauf selbstverständlich eine Antwort. Der Begriff ist bestes Denglisch, und wie eine “Bad Bank” ausschaut, sieht man in Havanna.

Bad Bank
Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Bank…

Fünf Worte, ein Gedicht: Von Feldern und Mäusen

Fünf Worte, ein Gedicht: Von Feldern und Mäusen

Es ist so einiges in der Pipeline. Alles andere wäre auch verwunderlich angesichts der Dauer meiner Abwesenheit.

Die folgenden fünf Worte wurden mir während einer Busüberlandreise auf kubanischem Boden vorgelegt, auf dass ich sie verdichten möge. Man behalte dabei im Hinterkopf, dass es auf Kuba mehr Rum gibt, als man als Raketenwissenschaftler trinken kann. Oder zumindest sollte. Deshalb auch der geringe Schwierigkeitsgrad mit Schnee, Maus, Fuß, Wegweiser und Apfelbaum.

Und: Niemand streicht hier Rosa.

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Vorgestern Nacht in meinem Traum
ging ich zu Fuß über ein Feld
bis hin zu einem alten Baum.
(Fürs Taxi fehlte mir das Geld.)

Dort an des Baumes Fuße traf
ich eine Maus mit einem Hut.
Der Nager saß da still und brav.
(Die Kopfbedeckung stand ihm gut.)

“Hallo, Herr Maus!”, brach ich das Eis.
“Wie geht’s dir denn auf diesem Feld?”
“Es muss”, sagte die Maus ganz leis’.
“Und wie geht’s dir so ohne Geld?”

Ich sagte dann: “Sag’ mal, der Hut,
der tut mich etwas irritieren.”
“Der ist für viele Dinge gut –
bei Schnee muss man nicht dolle frieren.

Fällt ein Apfel mal nach unten
(dank Newton und dem Apfelbaum),
so schützt der Hut vor bösen Wunden:
Den Aufprall, den bemerkt man kaum.”

Ich musste weiter, fragte heiser
wohin ich hier noch gehen könnte.
Sie zeigte mir einen Wegweiser,
auf den ich mir zwei Blicke gönnte.

Die Maus zog freundlich ihren Hut,
und ich von dannen, doch der Baum
warf einen Apfel (ziemlich gut):
Zu Ende waren Maus und Traum.

Und die Moral von der Geschicht’?
Vom TÜV geprüft war der Hut nicht!

Memorial José Marti
Memorial José Marti, Havanna: Aasgeier hoch oben, ohne Hut.