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Category: Unpolitisch

Goldener Oktober oder Warum Conan nicht rauchen sollte

Goldener Oktober oder Warum Conan nicht rauchen sollte

Es gibt gute Gründe, warum Conan nicht rauchen sollte. Rauchen sorgt für beschleunigten Muskelabbau, wenn man der Wissenschaft hier glauben kann.

Dass Conan trotzdem raucht, rebellischerweise sogar kubanische Zigarren und Marihuana nicht für eine Droge hält, erklärt vielleicht, warum er ein aussichtsreicher Kandidat für das US-amerikanische Präsidialamt wäre. Dass er wegen seiner bergdeutschen Vergangenheit nicht Weltoberpolizist werden darf, kann man als Lehre sehen, die die Amerikaner aus dem unheilvollsten Teil der deutschen Geschichte gezogen haben.*

Ich persönlich halte das für eine xenophobe Fehlinterpretation und Conan für einen idealen Präsidentschaftskandidaten, den ich viel lieber in Washington sähe als George W. oder einen seiner Kriegstreiberprofiteurklüngelkumpels. Und zwar schon alleine wegen des Raucherpavillons, den Conan vor seinem Büro in Sacramento aufgestellt hat. Eine saubere Lösung, die angeblich gerne von anderen zum Verhandeln, Diskutieren und Rauchen mit dem Gouvernator genutzt wird.

Viel weniger sauber ist das Gesetzeslückenschlupflöcherchaos zum Nichtraucherschutz, das seit 1. Oktober diesen Jahres für Verwirrung, Frustration und viel Diskussionsstoff in Deutschland sorgt. Zunächst hatte ich als leidenschaftlicher Nichtraucher auf einen goldenen Oktober gehofft, auf Zeiten, in denen ich nicht belästigt von blauem Dunst in meinen Lieblingslokalen und -lokationen meinen Raketenwissenschaftlersalär unters Volk bringen könnte.

Doch um es deutlich zu sagen: Der halbherzige Scheißdreck, der hier verzapft wurde, geht mir gehörig auf den Sack. In die Nichtraucherzonen zieht der Qualm, da natürlich Essig ist mit luftdichter Abriegelung, dedizierte Raucherkneipen gibt es de facto und nicht wenige ausdrückliche Nichtraucher-Bars sind leer wie Wahlversprechen. Wirte klagen über Umsatzeinbußen, einige wollen das Rauchverbot schon ignorieren und Umwandlungen von Kneipen in sogenannte Rauchervereine wurden ebenso beobachtet.

Das Ziel des Gesundheitsschutzes von Gästen und Angestellten kann man also getrost als gründlichst verfehlt betrachten. Gleichzeitig bedeuten die Schlupflöcher für einige Wirte tatsächlich Umsatzeinbußen. Die geforderte Wahlfreiheit für Gastwirte bezüglich Rauchverbot ist die einfache Lösung für eben jene. Die Wahl hatten aber alle bereits in der Vergangenheit, also vor dem 1. Oktober. Trotzdem habe ich keine einzige Gaststätte oder Bar gesehen, in der das Rauchen untersagt war. In punkto Nichtraucherschutz wäre eine solche Lösung schlichtweg die bedingungslose Kapitulation vor der Tabaklobby.

Irland hat es mit seinem strikten Rauchverbot vorgemacht: Wo es keine Schlupflöcher gibt, kann auch kein Raucher auf ein anderes Restaurant oder eine andere Bar ausweichen, die Umsatzeinbußen beschränken sich auf frischluftresistente Zeitgenossen, die ohne Glimmstengel keine zwei Minuten verbringen können.

Die Frage bleibt: Was ist der härtere Verstoß gegen Menschenrecht und Verfassung – die gesundheitsbeeinträchtigende Nötigung der Nichtraucher ohne Rauchverbot oder die Beschränkung des Nötigungsspielraums der vermeintlichen Freiheit der Raucher mit Rauchverbot?

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*Ich möchte allerdings klarstellen, dass ich keine sonstigen Parallelen zwischen Conan und dem größten Verbrecher der Neuzeit ziehen kann oder will.

Leise rieselt…

Leise rieselt…

Nein, es geht hier nicht um Winter, denn es ist ja gerade mal Herbst und heute auch noch ziemlich goldener dazu.

Nein, es rieselt der Kalk. Jawohl. Ich werde älter, und das merke ich unter anderem daran, dass ich anfange, über meine Wehwehchen zu bloggen. Und natürlich an den Wehwehchen selbst.

So setzte mich demletzt eine fiese Verkalkung im Arm-/Schultergelenkbereich fast außer Gefecht.* Das fühlte sich bei vielen Bewegungen dann so an, als würde mein Arm aus dem Schultergelenk fallen.


Klein, aber weiß und oho

Ernüchternd war alleine schon der Umstand, dass der Orthopäde meines Vertrauens telefonisch schon mal gar nicht zu erreichen war, ich deswegen in persona vorbeischaute und einen Termin vierzehn Tage später in Aussicht gestellt bekam. Man hatte allerdings das Einsehen, dass meine Beschwerden in jenem Moment nach Behandlung verlangten und verwies mich auch wegen der Notwendigkeit einer Röntgenaufnahme (die aus ausstattungstechnischer Sicht auch dort hätte vorgenommen werden können) ans nächstgelegene Krankenhaus.

Ich bewegte mich daraufhin gehorsam zu besagtem Krankenhaus. Auf meinen Lagebericht in der Ambulanz und meine Bitte um einmal Durchleuchten wurde ich zunächst gefragt, ob ich denn schon hier oder auch dort war, und dass das ja nicht so einfach ginge und ob ich überhaupt eine Überweisung vom Hausarzt hätte.

Ich hätte dem Herrn Ambulanzportier gerne gesagt, dass mir das alles scheißegal sei, ich üble Schmerzen im Arm hatte und einfach nur ein wenig medizinischen Rat und Hilfe brauchte. Stattdessen tat ich das, was ich eigentlich (bis dato) nur ungern tat**, und fragte, wie das denn für Privatversicherte ausschaue.

Und siehe da: Eine Unterschrift und für die dortigen Umstände sehr kurze fünfundsiebzig Minuten später hatte ich meine Diagnose, mein Rezept und meine Röntgenbilder in der Hand und konnte mich zurück zum Orthopäden machen, wo ich dann sofort einen Untersuchungstermin erhielt und für den nächsten Tag einen Behandlungstermin.

Auch unter der Berücksichtigung des Umstandes, dass Privatpatienten oft zu einem erheblichen Teil zum Wohle und der Existenz vieler Arztpraxen beitragen, sehe ich keine echte Fairness im deutschen Krankenkastensystem. Aber da erzähle ich nichts wirklich Neues und bin ganz ehrlich froh, auf der angenehmeren Seite eben jenes Systems zu sein.***

Zum Abschluss noch ein medizinischer Tipp am Rande: Verkalkungen können sehr erfolgreich mit Stoßwellen behandelt werden, die die Medizin bis vor einigen Jahren zur Behandlung bzw. Zertrümmerung von Nierensteinen eingesetzt hatte. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen (außer der AOK) übernehmen mittlerweile die Therapiekosten.

Deswegen bin ich mir auch sicher, dass an der Volksweisheit “Leicht Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen” in der Tat ein Stück Wahrheit steckt. Mit jedem Schlag löst sich ein Stück Kalk. Aber bevor ihr jetzt anfangt, euren Kindern täglich eine zu semmeln: Das funktioniert erst in fortgeschrittenem Alter. So wie bei mir.

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*Ich könnte jetzt behaupten, dass ich deswegen in letzter Zeit so unregelmäßig blogge. Wäre aber glatt gelogen.

**Beim ersten Orthopädenbesuch hätte es wahrscheinlich auch geholfen.

***Ah, Flamepotenzial! Legt nur los.

Da schau (h)er

Da schau (h)er

Der männliche Teil meiner Leserschaft kennt das Problem. Der weibliche Teil meiner Leserschaft hat es vermutlich schon erleben und erleiden müssen.

Männer schauen Frauen hinterher. Ganz gleich, ob die eigene erwählte dabei ist oder nicht. Frauen (die begleitenden jedenfalls) sind darüber oft sehr indigniert, doch muss ich hier – vollkommen unerwartet – für meine männlichen Mitleidenden eine Lanze brechen*:

Wir tun das nicht freiwillig.

Nein, das kurze Betrachten von Damen, umgangssprachlich auch gerne “Abchecken” genannt, ist ein Reflex, den wir Männer bewusst und mit viel Konzentration und Körperbeherrschung unterdrücken müssen. Ein Reflex, den uns die Natur mit der Evolution angewöhnt hat. Denn, und da kann ich aus Erfahrung sprechen: Es spielt tatsächlich keine Rolle, ob wir mit unserer Sozialintensivpartnerin (anwesend oder nicht) glücklich und zufrieden sind.

Weil die auf Fremdfrauen abschweifenden Blicke des eigenen männlichen Sozialintensivpartners von der holden Weiblichkeit oft missverstanden werden, müssen die Männer sich, so sie von der Natur in einem Moment der Unaufmerksamkeit überlistet werden, gute Gegenreaktionen antrainieren.

Aussagen wie: “Ui, hast du die Felgen an dem Auto neben uns gesehen?” oder “Ich habe dieser Frau nur aus Mitleid hinterher geschaut, weil sie an dich nicht herankommt”** können dabei den ein oder anderen Tag retten.

Und als hätten wir es nicht gewusst: Eine aktuelle Studie unterstreicht unsere Gefangenschaft in vorzeitlichen Verhaltensmustern. Bei der Partnersuche haben sich die Menschen seit Urzeiten nicht geändert, heißt es. Frauen suchten demnach einen fähigen Ernährer, während Männer schlicht die schönste verfügbare Frau wollten.

Das führt mich zum Schluss: Wir wollen uns mit dem ganzen Tamtam, das sonst noch in der Partnersuche stattfindet, nur unseren Entwicklungsstand schönlügen.

Ich gehe jetzt erst mal fünf Euro ins Chauvi-Schwein werfen und wünsche noch einen sonnigen Nachmittag.

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*Zugegeben: Diese Lanze wurde vermutlich schon öfter gebrochen. Der Begriff “Lanzenbruch” an sich ruft in diesem Zusammenhang unweigerlich durchaus passende Assoziationen hervor.

**Danke, Herr Cicero.

Blaudunstige Geschmacklosigkeit

Blaudunstige Geschmacklosigkeit

Ich greife nun ein Thema auf, dass ich in sendungsbewusster Art und Weise immer wieder gerne aufgreife: Das Rauchen.

Goss doch heute eine Meldung Öl in mein leidenschaftlich loderndes Nichtraucherfeuer.* Die (bundesdeutsche) Wissenschaft hat es bewiesen: Raucher haben weniger olfaktorische Lebensqualität als andere. Umgangssprachlich meint das, dass Raucher teils bedeutend weniger riechen und schmecken als Nichtraucher**, und dass Rauchen sogar zu chronischen Schäden an den entsprechenden Nerven führen kann.

Das muss, gerade wenn man wie ich auch bei sommerlichen Temperaturen auf den ÖPNV angewiesen ist, nicht zwangsweise von Nachteil sein. Ja, liebe Raucher, gelegentlich mag fehlende Sensibilität von Nase und Zunge durchaus ein Segen sein. Mir bleibt aber die Frage, ob ich für den blauen Dunst freiwillig auf ganze Sinnesdimensionen verzichten würde.***

Von meinen eigenen Riech- und Schmeckerlebnissen ausgehend kann ich nachempfinden, dass die genannten Einschränkungen für viele Raucher (wie auch für Knoblauchgourmands) eine Art Selbstschutz sein können. Ich mag ein wenig überempfindlich sein, aber auf meiner Erotikskala von 1 bis 10 liegt Tabakgeruch und -geschmack an weiblichen Mitmenschen etwa bei -50 und damit gleichauf mit Knoblauchausdünstungen und altem Körperschweiß.

Ich frage mich, ob ich in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung bin und ob sich die Raucher unter meinen Lesern nicht manchmal ein bisschen mehr Geruchs- und/oder Geschmackssinn**** wünschen.

Was meint ihr?
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*Ich möchte betonen, dass ich das Rauchen an sich doof finde, damit aber kein Urteil über alle Raucher dieser Welt fällen möchte.

**Das kann sich nach den Erfahrungen meines Freundes Jan auch wieder regenerieren. Ihm zufolge macht es einen erheblichen Unterschied, den er sehr bald nach seiner Zigarettenabstinenz bemerkt hat.

***Und ich möchte hier erst gar nicht auf die durch Zigarettenqualm verursachte Beeinträchtigungen der Geruchs- und Geschmackserlebnissen von Nichtrauchern eingehen. Nun, vielleicht doch.

****Geschmack haben sie sicher, sonst wären sie nicht hier. Hehe.

Oh, wie schön ist Cordoba!

Oh, wie schön ist Cordoba!

Ja, es ist schon so eine Sache mit den Piefkes und den Zwockeln*. Man neckt sich traditionell und ist sich ungern öffentlich einig, vor allem, was die gemeinsame Vergangenheit und Kultur betrifft.

Das österreichische Kabarettistenduo Stermann & Grissemann nimmt gerade die Vergangenheit mit einer gehörigen Prise schwarzem Humor und ist dabei so schön unbequem, dass sie nach dem Regierungsantritt der FPÖ (damals noch unter Jörg Haider) ein Jahr lang Wirkungsverbot im ORF erteilt bekamen.

Mindestens meine Leser aus dem Bergdeutschen werden die zwei kennen, und alle anderen sollten mal gesehen (und vor allem gehört) haben, was die Herren so unters Volk bringen.

Das unten gezeigte Schmankerl ist ein Kommentar zum Fußballweltmeisterschaftsspiel Deutschland gegen Österreich 1978 in Cordoba, das Österreich mit 3:2 gewann. Viel Spaß damit, und ein dickes Dankeschön an meinen alten Freund Andy für den Tipp.


“Eine Mannschaft, 22 Spieler…”
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* “Zwockel” in der Mainzer Bedeutung, versteht sich.