In jedem Falle guten Appetit

In jedem Falle guten Appetit

Der Herr Grob hat geschrieben, er esse alles auf, was er nicht verstehe oder ihn verwirre, was sowohl für die ein oder andere Bedienungsanleitung und wahrscheinlich auch für seine Füße gilt.
Die Idee, das einfach aufzuessen, was man nicht versteht, fand ich so genial, dass ich dazu eine eigene Geschichte schreiben musste schreiben wollte nur zu gerne verfasst hätte.

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Als ich den Krieg aufaß

Neulich war ich in einem Restaurant, das Essen aus aller Welt versprach.

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So hätte es beginnen sollen. Aber schon bald wurde mir klar, dass die Geschichte nicht funktionieren würde. Schließlich kann man nicht einfach in ein Restaurant gehen, schon gar nicht in eines, das ein “Globales Unverständnis – All You Can Eat” – Büfett anbietet. Dann dort hinzugehen, den Nahostkonflikt als Vorspeise, das neu begonnene Atomwettrüsten als Hauptgang mit dem militärisch-industriellen Komplex als Beilage und zum Schluss religiösen Fanatismus als Nachtisch zu verlangen, hätte vermutlich albern ausgesehen.

Außerdem hätte ich dann nicht gewusst, wie die anderen dazu passenden Gedanken* in diese Geschichte hätte einbinden sollen. Das führte letztlich dazu, dass ich eine Geschichte schrieb, die ich niemals schrieb.

Oder so.

Wer jetzt verwirrt ist, hat im übrigen das Recht, diese Nicht-Geschichte auszudrucken und aufzuessen. Alternativ darf sogleich der Monitor verspeist werden.

Ich wünsche in jedem Falle guten Appetit.

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*In Mitteleuropa haben wir uns über viele Jahrhunderte immer wieder die Köpfe eingehauen und so wundervoll martialische Begriffe wie “Erzfeind” erfunden, um denen von uns, die den jeweils anderen die Köpfe einhauen mussten, einzureden, dass sie ihrem Vaterland (ein ebenfalls sehr geschundener Begriff) damit etwas Gutes tun.

Der “Erzfeind” hingegen war meistens nur ein armer Schlucker, der ähnlich motiviert auf der gegenüberliegenden Seite des Schlachtfeldes stand. Die Erkenntnis, dass der Erzfeind oft gar kein vielköpfiges, jungfrauenverspeisendes Monster war und eine gewisse Ähnlichkeit mit einem selbst besaß, kam meistens zu spät. Denn die einzigen Unterschiede zwischen Hauendem und Gehauenem waren meistens nur Muttersprache und Geburtsort.

Solche Erkenntnisse sind schlecht für die Kampfmoral, deswegen wurden sie entweder unterdrückt oder hochgespielt, je nachdem, was gerade ins Konzept passte. Da sich das global bewährt hat, verhalten sich die Kriegstreiber auf der ganzen Welt noch heute so.

6 thoughts on “In jedem Falle guten Appetit

  1. Mancherlei unverdauliche Speise bleibt einem bereits im Halse stecken. Aber die Überschrift ist gut – schade um die Geschichte.

  2. Danke. Ja, schade darum, aber es warten so viele Geschichte darauf, geschrieben zu werden und Geschichte zu schreiben… Aber das wissen Sie vermutlich noch besser als ich. 🙂

  3. Vielen Dank. Ich finde die Geschichte eigentlich ganz gut. Mitsamt Einleitung.
    Vielleicht ein bißchen kurz.
    Und ohne Pointe.
    Aber ausreichend, um sich wenigstens über den Gedanken zu freuen, man könnte das mal.

  4. Es sollte ja auch eine Kurzgeschichte werden.

    Und um die Pointe habe ich mir ebenso Gedanken gemacht. Ich hätte sie an den Haaren herbeiziehen müssen, aber sie hatte sich gerade eine Glatze geschert.

    So wurde daraus ein Scratchboardbeitrag.

  5. irgendwer hat das doch schon mal versucht…weiß grad nicht wer…hat auch nicht geklappt…*grübel*

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