Leise rieselt…
Nein, es geht hier nicht um Winter, denn es ist ja gerade mal Herbst und heute auch noch ziemlich goldener dazu.
Nein, es rieselt der Kalk. Jawohl. Ich werde älter, und das merke ich unter anderem daran, dass ich anfange, über meine Wehwehchen zu bloggen. Und natürlich an den Wehwehchen selbst.
So setzte mich demletzt eine fiese Verkalkung im Arm-/Schultergelenkbereich fast außer Gefecht.* Das fühlte sich bei vielen Bewegungen dann so an, als würde mein Arm aus dem Schultergelenk fallen.
Ernüchternd war alleine schon der Umstand, dass der Orthopäde meines Vertrauens telefonisch schon mal gar nicht zu erreichen war, ich deswegen in persona vorbeischaute und einen Termin vierzehn Tage später in Aussicht gestellt bekam. Man hatte allerdings das Einsehen, dass meine Beschwerden in jenem Moment nach Behandlung verlangten und verwies mich auch wegen der Notwendigkeit einer Röntgenaufnahme (die aus ausstattungstechnischer Sicht auch dort hätte vorgenommen werden können) ans nächstgelegene Krankenhaus.
Ich bewegte mich daraufhin gehorsam zu besagtem Krankenhaus. Auf meinen Lagebericht in der Ambulanz und meine Bitte um einmal Durchleuchten wurde ich zunächst gefragt, ob ich denn schon hier oder auch dort war, und dass das ja nicht so einfach ginge und ob ich überhaupt eine Überweisung vom Hausarzt hätte.
Ich hätte dem Herrn Ambulanzportier gerne gesagt, dass mir das alles scheißegal sei, ich üble Schmerzen im Arm hatte und einfach nur ein wenig medizinischen Rat und Hilfe brauchte. Stattdessen tat ich das, was ich eigentlich (bis dato) nur ungern tat**, und fragte, wie das denn für Privatversicherte ausschaue.
Und siehe da: Eine Unterschrift und für die dortigen Umstände sehr kurze fünfundsiebzig Minuten später hatte ich meine Diagnose, mein Rezept und meine Röntgenbilder in der Hand und konnte mich zurück zum Orthopäden machen, wo ich dann sofort einen Untersuchungstermin erhielt und für den nächsten Tag einen Behandlungstermin.
Auch unter der Berücksichtigung des Umstandes, dass Privatpatienten oft zu einem erheblichen Teil zum Wohle und der Existenz vieler Arztpraxen beitragen, sehe ich keine echte Fairness im deutschen Krankenkastensystem. Aber da erzähle ich nichts wirklich Neues und bin ganz ehrlich froh, auf der angenehmeren Seite eben jenes Systems zu sein.***
Zum Abschluss noch ein medizinischer Tipp am Rande: Verkalkungen können sehr erfolgreich mit Stoßwellen behandelt werden, die die Medizin bis vor einigen Jahren zur Behandlung bzw. Zertrümmerung von Nierensteinen eingesetzt hatte. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen (außer der AOK) übernehmen mittlerweile die Therapiekosten.
Deswegen bin ich mir auch sicher, dass an der Volksweisheit “Leicht Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen” in der Tat ein Stück Wahrheit steckt. Mit jedem Schlag löst sich ein Stück Kalk. Aber bevor ihr jetzt anfangt, euren Kindern täglich eine zu semmeln: Das funktioniert erst in fortgeschrittenem Alter. So wie bei mir.
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*Ich könnte jetzt behaupten, dass ich deswegen in letzter Zeit so unregelmäßig blogge. Wäre aber glatt gelogen.
**Beim ersten Orthopädenbesuch hätte es wahrscheinlich auch geholfen.
***Ah, Flamepotenzial! Legt nur los.