Familienfeier

Familienfeier

Soeben inspirierte mich ein winziger Tippfehler zu dem nun folgenden Text. Ich sage aber lieber nicht, wer’s war, sonst wird die Frau Nora zu recht böse.

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Luigi war angespannt. Der Boss hatte manchmal ausgefallene Wünsche, aber so etwas war wirklich neu. Luigi musste sich keine Vorwürfe machen, denn er hatte sich wirklich alle Mühe gegeben. Es gibt Fragen, die man nicht stellt, wenn man zur Familie gehört, deswegen hatte Luigi einfach getan, wie ihm aufgetragen worden war.

Die Tür öffnete sich, und Banane betrat den Raum. Banane war die rechte Hand des Bosses, und Luigi hatte ihn nie nach seinem echten Namen gefragt, geschweige denn nach dem Grund, warum man ihn Banane nannte. Es gibt Fragen, die man nicht gestellt bekommt, wenn man so aussieht wie Banane.

“Luigi, was soll das da auf dem Tisch sein?”

“Das, was du mir gesagt hast, Banane. ‘De’ Boss will eine ve’dammte Gebu’tstagstote zu’ Feie’ haben. Kümme’ dich d’um, Luigi’, hast du gesagt.”

“Luigi, mamma mia, ich sagte Gebu’tstagsto’te, nicht Gebu’tstagstote.”

Beide starrten auf die alte Frau, die mit einer brennenden Kerze in der Hand und einer weiteren auf dem Kopf auf dem gedeckten Tisch saß und begonnen hatte, den Zuckerguss von ihrer Schulter abzubröseln und sich Stück für Stück in den zahnlosen Mund zu schieben.

“Und auße’dem, Luigi: Die ist noch ga’ nicht tot.”

“Sie stirbt bald an Altersschwäche, Banane. Das hat mir Marco versichert. Und er muss es wissen, schließlich ist es seine Großtante. Und selbst wenn nicht: Warte nur, bis sie angeschnitten ist!”

Es gibt Fragen, die man nicht gestellt bekommt, wenn man alt und etwas wunderlich ist.

“Schaff’ sie hie’ ‘aus, Luigi. P’onto.”

Luigi brummelte etwas Unverständliches über seinen Job, zahnlückenbedingte Sprachfehler und dass er es keinem recht machen könne. Er warf sich die vor sich hin kichernde Alte über die Schulter und stapfte aus dem Raum.

Beim nächsten Mal würde er einfach fragen. Jetzt musste er Marco seine Großtante zurückgeben, und er bezweifelte ernsthaft, dass er die zweihundert Euro wiedersehen würde, die er dafür aus seiner eigenen Tasche vorgestreckt hatte.

An Tagen wie diesen hasste Luigi sein Leben, was nicht weiter tragisch war, denn sein Leben hasste ihn auch.

Und die Alte auf seiner Schulter kicherte.

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