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Tag: Brot

Bei lebendigem Laib

Bei lebendigem Laib

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.*

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Ich kaufte unlängst ‘nen Laib Brot
in festem Glauben, er sei tot.
Er stellte sich als lebend raus –
es wohnte tief im Teig ‘ne Maus.

“‘tschuldigung, das ist mein Essen,
dein Mauseloch tu’ mal vergessen!”,
war in etwa, was ich sagte,
als mein Brot der Nager nagte.

Als ich noch einmal lauter grollte,
dass ich mein Brot nicht teilen wollte,
hielt die Maus kurz inne und
sah mich an mit vollem Mund.

Während sie genüsslich kaute
und nebenbei auch noch verdaute,
stieg Wut allmählich in mir auf
ob meinem Backwarenfehlkauf.**

So schmiss ich denn mit meiner Hand
und Wucht das Brot fest an die Wand:
Mit hohem “Quiek!” fiel das Gebäck
auf meinem Boden in den Dreck.***

Die Maus, die fand das gar nicht toll,
blickte mich an, ganz vorwurfsvoll –
voll Mäuseschleudertraumaschmerz –
da schloss ich langsam sie ins Herz.

So war mein Zorn alsbald vergessen –
ich ließ den Nager weiterfressen,
der schnell verschlang das halbe Brot,
worauf er platzte – mausetot.

Mit toter Maus und Hohlgebäck
(und ein paar Tränen) im Gepäck
lief ich zurück zur Bäckerei:
Die Bäckerin tat einen Schrei!

Als sie damit fertig war,
machte ich ihr lautstark klar,
was mir fehlte für mein Glück:
Brot, Maus – oder Geld zurück!

Mein Wunsch, der schien sie zu verwirren,
doch ich, ich ließ mich nicht beirren!
So kehrte ich zurück nach Haus
mit Brot im Arm – und einer Maus!

Als Mäusezimmer dient der Laib,
und ich habe ‘nen Zeitvertreib:
Beim abendlichen Broteschmieren
Maus Numero Zwei dressieren!

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*Im übrigen finde ich es toll, dass ich herausgehört habe, dass Eric Carmen für “All By Myself” bei Rachmaninovs 2. Klavierkonzert geklaut hat. Dass dieser Umstand schon zuvor googlebar war, weiß ich jetzt auch. Aber das nur nebenbei.
**Ja, ich höre euch schon schreien, ihr Rächer von dem Genitiv!
***Womit bewiesen wäre, dass es poetisch sein kann, nicht zu putzen.