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Tag: Glocken

Süßer die Glocken

Süßer die Glocken

Osterpause vorbei, und sogleich das Thema jahreszeitlich verfehlt, mag mancher angesichts des Titels denken.

Doch nein, es geht nicht um die Jahreszeit, und schon gar nicht um ganz schlechte deutsche Softpornos aus den Sechzigern.

Heute habe ich mit meiner Freundin einen Ausflug nach Burg Greifenstein unternommen. Ein geschichtsträchtiges altes Gemäuer, das die Dorfbewohner in den letzten Jahrhunderten vor allem als Baumittelfundus genutzt haben und das mittlerweile denkmalgeschützt u.a. das Deutsche Glockenmuseum beherbergt.

Dort werden nicht nur alte und noch ältere Glocken ausgestellt, nein, man bekommt sogar mittels Gummihammer an der ein oder anderen Glocke die Möglichkeit, den Glocken ihren Ton zu entlocken. Damit nicht genug, für einen Obulus von fünfzig Cent ertönt ein gar ein Glockenspiel. In kindlicher Manier mag man als Raketenwissenschaftler durch den ehemaligen Wehrturm springen und allen Glocken schlagen, die man findet. Man tut es aber nicht aus Rücksicht auf die Ohren aller Anwesenden.

Man tut es auch nicht, weil man viel mehr Lust verspürt, die Kinder zu schlagen, die höchst interessiert und energiegeladen umhertollen und schlicht jeden verfügbaren Glockenton ans Tageslicht bringen. Gleichzeitig. Schlagen möchte man auch den Vater, der seinem quengelnden Gör zuliebe fünfzig Cent opfert und zu den schreienden Kindern* und dem Glockenterror auch noch das unsagbar schrill-laute Glockenspiel einläutet.

An eine schnelle Flucht ist im übrigen nicht zu denken, weil der Zugang über eine lange gewendelte und äußerst schmale Treppe regelmäßig von nachströmenden Besuchern versperrt wird.

Erst als wir wieder draußen sind, wird mir klar, dass der momentane Tinnitus das kleinere Übel im Vergleich zu den verzogenen Miniglöcknern ist.


Die Burg Greifenstein (links unten im Bild eine Glocke – für Kinder dankbarerweise unerreichbar)

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* Die Kinder haben auch gar keine andere Chance als zu schreien, wollen sie bemerkt oder gar verstanden werden.