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Tag: Klopapier

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil IX

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil IX

Mobiltelefone und ihre Nutzer sind ein Thema, dass die breiten Massen seit nunmehr über einem Jahrzehnt bewegt. Es hat sich sogar so etwas wie eine Etikette etabliert.

Doch es scheint, als würde die Strahlung, die von den kleinen schnurlosen Begleitern ausgeht, den Verstand der Nutzer trotzdem gelegentlich außer Gefecht setzen*. So wäre ich geradezu begeistert von einer befolgten “Handy-Etikette für die Raketenlaborbetriebstoilette”**, denn folgende Szenen spielen sich immer wieder ab:

1. Der unauffällig-unaufhaltsame SMS-Tipper
Leicht zu erkennen am Knacken der Tasten, sendet und empfängt der unauffällig-unaufhaltsame SMS-Tipper Kurznachrichten im verschlossenen Refugium der Toilettenkabine. Einleuchtendes Handeln, denn die Ablenkungsmöglichkeiten sind dort auf ein ideales Maß reduziert.

Ist nur aufdringlich, wenn er vergisst, die Tastentöne auszustellen, oder das eigene Gehör das Tastenknacken nicht ausstehen kann.

2. Der Handy-Lautlos-Stell-Vergesser
Oftmals auch ein unaufhaltsamer SMS-Tipper, mit dem Unterschied, dass er auf der Toilette angerufen wird und das Mobiltelefon lautstark einen mehr oder weniger geschmacklosen Klingelton von sich gibt. Schamgefühl und/oder Unwillen in punkto Erreichbarkeit zu just jenem Zeitpunkt sind am nervösen Rascheln in der Kleidung und meist recht schnellen Ersterben des Anrufsignals zu erkennen. Dauert es länger, war der Angerufene vielleicht eingeschlafen***.

Der nervöse Handy-Lautlos-Stell-Vergesser hat zudem Entertainmentpotenzial: Wie leicht engtleitet ein Handy der Hand und gibt der Gravitation nach.

In Richtung Boden, mit Glück.

Direkt in die Schüssel, mit Pech.


So oder so ähnlich trägt es sich zu
(Bild gefunden bei f1online.de)

3. Der omni-erreichbare, unerschrockene Dauertelefonierer
Nicht oft anzutreffen, aber unverkennbar: Führt ein ernsthaftes, geschäftliches Telefonat in der Toilettenkabine, während um ihn herum die Verdauungs- und Spülschlacht tobt. Lässt sich dabei von absolut nichts beirren und klemmt beim Abwischen das Telefon zwischen Kinn und Schulter, falls er kein Headset hat. Bringt die Nachbarn in einen inneren Konflikt: Absichtlich lauter verdauen/spülen (erzieherische, spaßige Variante) oder Zurückhaltung üben (Spießervariante)?****

Man stelle sich den Gesprächspartner vor. Muss genau so eine harte Nuss sein, wenn er nicht anbietet, später zurückzurufen.

“Sind Sie gerade auf der Toilette?”
“Ja.”
“Hossa. Waren Sie das eben oder war das nebenan?”
“Das war ich.”
“Sie kacken, während wir telefonieren?”
“Sicher.”

Meine Empfehlung ist daher:

Gehst du an den stillen Ort, stecke bloß dein Handy fort!

_______________
*Das setzt freilich die Existenz des Verstandes vor Einschalten des Mobiltelefons voraus. Meine Feldstudien belegen allerdings, dass Verstand für den Einschaltvorgang keine Grundvoraussetzung ist.

**Blackberrys schließt das ein, und zwar im Besonderen.

***Schwangerenliegen gibt es leider nur auf einem Stockwerk. Da frage ich: Was bleibt einem müden Raketenwissenschaftler dann noch übrig?

****Es war genau so und hat mich derart beschäftigt, dass ich hier darüber schreiben muss.

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil III

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil III

In seltsamen Zeiten scheine ich zu leben. Veganer, Roh- und Urköstler schlagen sich gegenseitig die Schädel ein, Pollen erreichen ungeahnte Größen, Leute verschwinden spurlos und der Herr Grob träumt davon, Dirk Bach zu sein.

Auch mein Chef meinte eben, dass 12:49 eine seltsame Uhrzeit sei. Ich nickte zustimmend. Wer schon so viele Jahre an Raketen geforscht hat wie er, kennt sich mit so etwas aus.

Ein weiterer meiner einzigartigen Kollegen, der Herr Resing, erzählte mir jüngst eine Geschichte, die er in der Wirtschaftswoche gelesen haben will. Es geht dabei um ein Thema, das auch in einer Rakete durchaus interessant sein kann.

Angeblich habe Procter & Gamble global die Nutzer von Toilettenpapier nach ihren Wischgewohnheiten und -techniken befragt.

Dabei sei es der Firma an der Optimierung ihres Produktes und Anpassung an regional-kulturelle Gebrauchsunterschiede gelegen. Das Ergebnis: Klopapier in den USA sei dünner und weicher, während es in Europa dicker, weniger weich und reißfester sei.

Warum das so sei, liege quasi auf der Hand. In den USA forme der Durchschnittsklopapiernutzer Kugeln, während die Europäer eher zum Falten neigten.

Kugel-Klopapier ist dick -> dünnes, leicht zu kugelndes Klopapier reicht

Gefaltetes Klopapier ist relativ dünn -> Klopapier muss mehrlagig und möglich reißfest sein

Das zeigt mal wieder, um welche Vielfalt von Themen man sich als Raketenwissenschaftler Gedanken machen muss. Und dass meine Kollegen einfach an alles denken.