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Tag: Mallorca

Aus dem Urlaub eines Raketenwissenschaftlers, Teil III

Aus dem Urlaub eines Raketenwissenschaftlers, Teil III

Urlaub an und sich ist etwas Tolles. Da ich gerade ein paar freie Tage genießen durfte, erinnerte ich mich eines hier abgegebenen Versprechens bezüglich meines Urlaubsberichts. Es ist lange her, für mich subjektiv noch viel länger als für alle anderen, aber das ist egal.

Es mag anhand der ersten beiden Teile der Eindruck entstanden sein, dass der Aufenthalt auf Mallorca nicht so entspannend war, wie Urlaub es sein soll. Dieser Eindruck ist glücklicherweise im Großen und Ganzen falsch.

Zwar ließ das Essen im Hotel* gelegentlich zu Wünschen übrig, vor allem dann, wenn als Lasagne getarntes Hundefutter serviert wurde, aber es gab einige Restaurants, die wirklich gutes Essen servierten. Eines der besten fanden wir am Jachthafen von Cala D’Or. Leckerster Fisch mit klasse Vor- und Nachspeise, dazu einen Hauswein, der sich seiner selbst nicht schämen brauchte.

Über das (deutsche) Pärchen, das beim anschließenden Minigolf statt der üblichen sieben Schläge pro Spieler stets zehn bis zwanzig machte, trösteten wir uns mit Trockeneis verzierten und massig fruchtbestückten Cocktails von der Bar gegenüber. Nachdem man das Obst vernichtet hatte, sahen diese dank der vielen abstehenden Zahnstocher stets aus wie ein stiller Protest gegen die Abholzung des Regenwaldes. Politischer Protest durch Cocktailtrinken: Wie cool ist das denn?**

Apropos Jachthafen: Es muss trotz aller Armut und Steuern und Arbeitslosigkeit immer noch eine Menge Leute geben, die kaum Wissen, wie man Armut schreibt, geschweige denn wohin mit ihrem Geld.


Armut ist etwas, das anderen passiert…

Zwischen den bestimmt dreihundert Motorjachten, die in dem damit ausgefüllten kleinen Hafen lagen und von denen sicher keine billiger als eine halbe Million Euronen gewesen war, entdeckten meine Freundin und ich einen Platz für unsere Jacht. Wir fanden auch sehr schnell ein Boot, dass uns gefiel.


Schnittig. Sehr schnittig. Die Schlüssel steckten, aber der englische Besitzer wollte es uns partout nicht ausleihen. Pah!

Letztendlich entschieden wir uns aber für ein etwas kompakteres Modell, leicht günstiger in der Anschaffung, aber eigenes Aquarium inklusive. Das stach wenigstens aus dem superteuren Einheitsbrei heraus und war viel einfacher unterzubringen!


Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern…

Trotz der unzähligen Luxusboote (oder gerade deswegen) scharten sich in Cala D’Or schwarze Migranten. Ihren bootsgeflüchteten Brüdern von den Kanaren waren sie allerdings schon einige Schritte voraus: Die Frauen knüpften den Touri-Mädchen Rastas, und die Männer verkauften Sonnenbrillen, CDs und Armbanduhren, und zwar zu jeder Tageszeit und an jedem Ort. Dagegen sind die hiesigen “Bluma, gut Bluma”-Verkäufer echt unauffällig.

Noch einmal zurück zum Hotel***: Dass man auf Mallorca Pinsel statt Klobürsten hat, mag noch als einheimische Tradition gelten, aber dass die Wände im Hotel so dünn sind, dass man die Gäste des Nachbarzimmers nachts Atmen hört, erscheint mir eine seltsame Eigenart. Noch weitaus seltsamer erschien uns jedoch der Brauch der Einheimischen von gegenüber, morgens das nicht schallgedämpfte Moped zwischen 07:00 und 07:30 eine gefühlte halbe Stunde mit ca. 200 dB Geräuschkulisse warmlaufen zu lassen. Das machte offenbar auch den Kollegen des Einheimischen gegenüber wach, denn kurze Zeit später holte ihn der mit dem Auto zur Arbeit ab. Um sicherzustellen, dass man ihn auch hörte, drückte er einfach so oft auf die Hupe, bis der faule Sack seinen Hintern aus dem Haus bewegt hatte. Wenigstens arbeiteten die Einheimischen an den zwei Sonntagen, die wir da waren, nicht so früh.


Der Pool hinter dem Hotel. Die Ruhe ist trügerisch…

Der aus den genannten Umständen resultierende Schlafmangel musste irgendwo nachgeholt werden. Dafür bot sich der Pool hinter dem Hotel an. Doch trotz der Abwesenheit anderer deutscher Urlauber wurden die Liegen regelmäßig per Handtuch besetzt. Da soll noch einer sagen, unsere Freunde von der Insel seien nicht lernfähig.

Eine junge Person von eben jener Insel sorgte hingegen durch ihre Offenheit und Wissbegier für einen gewissen Enstpannungsgrad. Lucy hieß die Kleine, und fragte nach allem, was sie nicht kannte mit einem leicht gelispeltem “What’f dad?” Mobiltelefone, die auch noch Musik machen konnten, waren ebenso auf der Hitliste wie unsere bunten “Phase 10”-Würfel.**** Der einfache dazugehörige Bleistift und der Spielblock animierten Lucy zu vielfachen “Daddy”-, “Mommy”- und “Lucy”-Zeichnungen, von denen sie auch die von Papa herbeigeholten eigenen Malutensilien nicht abhalten konnten.


Faszination Schmuck älterer Damen: Sonnenschein Lucy.

Im Speisesaal konnte Lucy jedoch offen und lautstark zeigen, wenn sie etwas nicht wollte oder gerade keinen Hunger hatte. Wenigstens die Nerven der Eltern waren daran gewöhnt. Unsere auch irgendwann.

Da wir nicht jeden Tag mit Handtuchkrieg am Pool und Odysseen zu versteckten Stränden mit singenden Obstverkäufern und “Papa, und dann gehen wir ins Wasser pullern!” exklamierenden Kindern verbringen wollten, machten wir zwei Ausflüge des Reiseveranstalters mit. Der erste ging zum auf 750m Höhe gelegenen Kloster Sant Salvador und dem Wochenmarkt in Felanitx, wo es viel Material für meine hungrige Kamera gab.


Das Kloster San Salvador in luftiger Höhe…


…mit gigantischem Ausblick über die gesamte Insel.

Der Wochenmarkt in Felanitx war sicher nichts für Tierschützer. Hier werden auch Meerschweinchen verkauft. Wer als erster den Fehler im Bild unten findet, darf sich etwas wünschen.


“Was meinst Du mit ‘Miau’?!”

Felanitx hat jedoch mit seiner Kirche Sant Miquel und seinen verwinkelten Sträßchen auch moralisch unbedenkliche Sehenswürdigkeiten zu bieten.


Sant Miquel in der Mittagssonne…


…und malerische Gässchen

Der zweite Ausflug in die Drachenhöhlen (Cuevas del Drach) begann zunächst mit einem kaffeefahrtähnlichen Halt in einer Kunstperlenfabrik. Wir protestierten auf unsere Weise und kauften lediglich eine kleine Flasche stilles Wasser, das wir zudem über eine Beschwerde über den ausschließlich geldfressenden Getränkeautomaten erkämpfen mussten.

Die Drachenhöhlen selbst, auch wenn man mit ein wenig Nachdruck hindurchgeschleust wurde, waren den Ausflug wert. Eine Tropfsteinhöhle, kunstvoll ausgeleuchtet, mit abschließendem klassischen Konzert – und Fotoverbot.


Die illuminierten Cuevas del Drach

Auf der Rückfahrt wies uns unser Reiseleiter darauf hin, dass Miguel, unser Busfahrer, heute sehr gut gefahren sei. Meiner Freundin und mir stellte sich spontan die Frage, ob er die schwungvoll durchfahrenen Serpentinen sonst einfach ignoriert und querfeldein über Abhänge und Anhöhen brettert. Ich fragte lieber nicht, zudem hätte Miguel uns mangels Deutschkenntnis nicht verstanden.

Abschließend sei der letzte kulinarische Höhepunkt des Urlaubs genannt, der sich beim Besuch bei Pizza Hut am Flughafen kurz vor unserem Heimflug ergab. Ich weiß nun, warum ich diesen Laden höchstens einmal im Jahr betrete. Das Gefühl davor ist Appetit und Hunger, das Gefühl danach wird am besten von dem beschrieben, was übrig bleibt.


Fettig? Ach was… Hauptsache Coke light!

So endete der Urlaub eines Raketenwissenschaftlers… Und so endet auch dieses Jahr. Euch allen einen guten Übergang nach 2007!

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*Die Ausweichmöglichkeiten waren mangels Kühlschrank leider begrenzt. Scheibenkäse hält sich bei 30°C übrigens nicht länger als ein Tag, bevor er sich selbst zum Blauschimmelträger adelt. Ebenfalls wissenswert: Die Supermarktkette Caprabo lässt in ihren Märkten deutsch vertonte Werbung laufen. Ich war ein wenig überrascht.

**Der ebenfalls in der Cocktailbar anwesende “Kegelclub Einsame Landfrauen e.V.” machte allerdings jegliches politisch-elitäre Gefühl umgehend und mit alkoholgeschwängertem Gackern wieder zunichte.

***Hotel Ses Puntetes in Cala D’Or, falls es jemand unbedingt ausprobieren oder meiden möchte.

****Auch am Strand zogen wir uns mit diesen Würfel mehrfach den Neid von Kindern zu.

Aus dem Urlaub eines Raketenwissenschaftlers, Teil II

Aus dem Urlaub eines Raketenwissenschaftlers, Teil II

Es wird Zeit für Teil Zwei, bevor mich die ganze Raketenforscherei vergessen lässt, wie sich “Urlaub” überhaupt schreibt…

Sommer, Sonne, gestrandete Wale
Das hat man nun davon, wenn man dahin fährt, wo alle hinfahren. Touris, Touris, überall verdammte Touris. Am auffälligsten sind natürlich die, die ihr eigenes Schwerkraftfeld besitzen. Die nehmen nämlich eine Menge Strand in Anspruch. Was blöde ist, wenn es nicht einen kilometerlangen Strand gibt, sondern mehrere kleine Buchten.

Und nein, im Sommer geben die vermeintlichen gestrandeten Wale leider keinen Schatten, den man als durchschnittsbeleibter Strandgast nutzen könnte. Wo ist Greenpeace, wenn man den Verein am nötigsten braucht?

Aber wenigstens sind die Einheimischen, die ihr Geld an den ganzen Touris verdienen, so gut gelaunt, dass sie gar bei der Arbeit singen. Das gilt vor allem für die Obstverkäufer am Strand. Die sind Obstverkäufer und keine Opernsänger, weil das Repertoire nicht groß ist und fehlende Oktaven durch Lautstärke und Leidenschaft ausgeglichen werden. Das führt dann schließlich dazu, dass man dem Typ sein gesamtes Obst abkauft, damit er endlich abdampft und man wieder in Ruhe das Treiben der Wale beobachten kann. Absicht? Wahrscheinlich schon.

Zurück zu Greenpeace: Die waren immer noch nicht zur Stelle, als am Abend des ersten Tages in der Chiki Tiki Bar Hauspapagei Pepe, ein grüner Ara, den Tyrannen raushängen ließ und den ganzen Touri-Frust an dem armen Graupapagei Tiki ausließ. Bei dieser Gelegenheit mussten wir feststellen, dass so einiges in Cala D’Or geklont erschien. Die Bedienungen in der Chiki Tiki Bar, die Chiki Tiki Bar, die meisten Restaurants (Steakhäuser, Italiener, oder – am Yachthafen – Fischrestaurants), die Irish Pubs. Es gab einfach alles mehrmals, zumindest auf den ersten Blick.

Verdächtig war auch, dass die Bedienung im Chiki Tiki (die eine oder vielleicht auch die andere, so genau ließ sich das nicht sagen) unseren Tischnachbarn einen “Fmoking Fombie” servierte. Wahrscheinlich war sie einfach nur einheimisch und sprach ganz in mallorqinischer Tradition “s” und “z” wie ti-äitsch aus.

Am nächsten Morgen hatten wir Besuch in unserem Hotelzimmer. Wer Kakerlaken erwartet, den muss ich enttäuschen. Die gab es nur im Supermarkt nebenan auf dem Transit vom Gemüse zur Bäckerei-Theke. Nein, es war ein putziger kleiner Salamander. Der ließ sich mit etwas Geschick auch wieder nach draußen befördern. Das war auch gut so, denn auf Dauer hätte es im Hotelzimmer für uns drei etwas eng werden können.

Eigentlich hätte die Zimmerübergabe in der Nacht unserer Ankunft etwa so verlaufen müssen:

– Ah, das Zimmer hat eine Besenkammer!
– Nein, das ist das Zimmer.
– Nun gut, wenigstens ist der Kleiderschrank gefliest.
– Das ist das Bad.
– Oh. Warum stehen auf dem großen Fensterbrett keine Blumen?
– Weil keine Saison für Blumen ist. Außerdem ist das die Terrasse.
– Der Arzneimittelschrank in der Wand ist dann sicher für die Kleidung, nicht?
– Richtig.
– Hm, aber wenigstens Sie lässt man nur nachts auf die Gäste los?
– Nein, ich bin immer da.

Immerhin gab es eine Klimaanlage, auch wenn die planmäßig nur zu bestimmten (wenigen) Stunden am Tag mit Strom versorgt wurde. Da zwar die Stromversorgung funktionierte, aber die Klimaanlage für sich genommen nicht, haben wir uns auch keine Lungenentzündung zugezogen. Einen Fernseher hätte man wohl mieten können, dafür gab es ein Radio. Das Radio hätte auch bestimmt funktioniert, wenn noch die Knöpfe zur Bedienung vorhanden gewesen wären.

Halb so wild, ums Radio streiten wäre ohnehin schwer gefallen, da die beiden Einzelbetten dank Elektro- und Telefoninstallation einen halben Meter auseinanderstehen mussten.

Aber davon ließen wir uns ich mir meine Laune nicht verderben. Was mich direkt in den Speisesaal zum Frühstück (und Abendessen) führt. Alle Angestellten des Hotels, die dort herumeiltenliefenirrten, mussten die gleichen bescheuerten roten Blusen mit den weißen Buchstaben anziehen, die ihren modischen Zenit bereits Anfang der Neunziger überschritten hatten. Dies alleine kann allerdings keine Erklärung für das Schauspiel sein, das eine Bedienung immer wieder bot. Die Passion Christi war ein Kindergeburtstag gegen ihren Gesichtsausdruck. Aber noch etwas konnte diese junge Frau besonders gut: Ihren Stresslevel aktiv aufrechterhalten. Waren die Tassen gerade aus, kam sie mit höchstens vier neuen aus der Küche. Wurde nach neuer Milch für Müsli verlangt, kam nicht selten eine Menge von ungefähr 0,2 Liter am Büffet an.

Wie es weiterging, erfahrt ihr in Teil Drei. Noch vor Weihnachten diesen Jahres. Versprochen.

Aus dem Urlaub eines Raketenwissenschaftlers, Teil I

Aus dem Urlaub eines Raketenwissenschaftlers, Teil I

Ja, ich war im Urlaub. Zusammen mit meiner Freundin. Nach Cala D’Or auf Mallorca hat es uns verschlagen, wo eine Minderheit nicht-britischer (d.h. vornehmlich deutscher) Urlauber gegen die Insel-Besatzung von der (anderen) Insel kämpft.

Aber am besten fange ich von vorne an.

Rucksack, Taschen, FüßeTakeoff
Der Hinweg hatte ein paar kleine Stolpersteine zu bieten. Zunächst verabschiedete sich das Beauty Case meiner Freundin, genauer gesagt sein Henkel. Wer schön sein will, muss leiden. Tragen ließ es sich noch, war aber nicht wirklich gemütlich.

Kurz vorm Boarding fiel der Fluggesellschaft auf, dass zwar das Flugzeug bereit war, aber leider keine Mannschaft da war. Die war noch woanders unterwegs. Angebote unsererseits, als Pilot und Stewardess zu fungieren, wurden freundlich, aber bestimmt abgelehnt.

Nicht einmal mein Hinweis, dass ich beruflich in Raketen unterwegs bin, konnte die nette Dame am Schalter umstimmen.

Vielleicht hätte ich das mit der unflexiblen, blöden Kuh weglassen sollen.

Der Flug selbst verlief unspektakulär. Der übliche Touri-Bomber-Style: Ihr belegtes Brötchen, ihr Getränk, danke, dass sie mit uns geflogen sind und danke, dass sie sich vom Cockpit ferngehalten haben.

Der Bus zum Hotel war zunächst unauffindbar. Hatte sich hinter einem größeren versteckt. Wir mussten auch erst eine Tour über die Insel über uns ergehen lassen, weil auch noch andere Menschen in Hotels in anderen Orten wollten.

Ich bin mir allerdings sicher, dass ein Teil der schier unendlich anmutenden Reisezeit auf den chaotischen Busfahrer zurückzuführen war, der es einmal sogar schaffte, vor einem Friedhof zu halten. Falsche Ausfahrt am Kreisel. Da wäre es bestimmt ruhiger gewesen als vor und in unserem Hotel, doch dazu mehr in Teil II.

Um 02:00 hatten wir es letztlich auf unser Zimmer geschafft, dank oder trotz des Leverkusener Portiers (der auch mal Koch war und in seinem Leben dem ein oder anderen schon damit gedroht hatte, ihm auf die Fresse zu hauen, und ich bin mir sicher, dass auch Hotelgäste darunter waren).