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Category: Black Box Jukebox

"When the light’s out, it’s less dangerous…"

"When the light’s out, it’s less dangerous…"

Dieses ist der dritte Teil über Musik und mich. Und es wird nicht der letzte sein. Es soll keiner sagen können, ich hätte niemanden gewarnt.

Phase Drei: The Show Must Go On, aber doch bitte ohne Whigfield

Das Jahr 1991 hatte in vielerlei Hinsicht größere Bedeutung für die Welt der Musik – und für meine. Mein erster Kuss auf meiner echten ersten Party (mit echtem ersten Wodka-O) wurde begleitet von der damaligen Best Of-Compilation von The Police und der grandiosen “Violator” von Depeche Mode, in beiden Fällen Musik, die vollkommen zu Recht kommerziellen Erfolg hatte. Was habe ich doch für ein Schwein gehabt, dass es nicht etwa Barry Manilows “Mandy” war, das damals lief.

Beim bald auf den ersten Kuss folgenden ersten heftigen Liebeskummer half es wenig, dass im November mit Freddie Mercury eines, wenn nicht das größte meiner Musik-Idole starb. Es war das erste Mal, dass der Tod einer Person, die mir nicht tatsächlich persönlich nahe stand, mich zu Tränen rührte. Die meisten meiner Freunde und Bekannten nahm das weniger mit als mich, denn man war eher “Böhse Onkelz”-Fan oder mochte “New Kids On The Block”. Entsprechend gering war das Verständnis meiner Trauer. Ja, ich war erst 15, aber das spielte einfach keine Rolle. Ähnlich dürften sich andere beim Tod von Jimi Hendrix, Elvis, Bon Scott, John Lennon oder Kurt Cobain gefühlt haben.


Größer als das Leben: Freddie Mercury

Nicht die Trauer über Freddies verfrühten Abgang von der Bühne des Lebens, sondern der erwähnte Liebeskummer führte zu der Idee, ich könnte die Damenwelt mehr beeindrucken, wenn ich eine Stereoanlage hätte und keinen Commodore Amiga.* Ich legte mir also nach Vorbild meines Freundes Jan ein paar Bausteine zu, namentlich einen Pioneer Receiver, einen Philips CD-Player, ein SONY Tapedeck und ein Paar Boxen von Onkyo zu.** Dazu kaufte ich auch sogleich meine ersten drei CDs: “Queen I” von Queen (weil das die günstigste Scheibe von Queen war, und irgendwo musste ich ja anfangen), “Hysteria” von Def Leppard (wegen “Rocket”) und “Solid Ball Of Rock” von Saxon (wegen “Requiem”). Die laufen auch heute noch in unregelmäßigen Abständen, Milli Vanilli & Co. hatte ich ja glücklicherweise schon zuvor hinter mir gelassen.

Während ich Ende 1991 zu “Mull Of Kintyre” von den Wings lernte, langsamen Walzer zu tanzen, kamen gleich zwei Naturgewalten walzerfrei, jedoch walzengleich auf mich zu, die Rockgeschichte schreiben sollten: Das Nirvana-Album “Nevermind” mit der Mosh-Pogue-Grunge-Hymne “Smells Like Teen Spirit”, die heftigsten frischen Wind in die vor sich hindümpelnde Musikszene brachte und den Grunge-Hype quasi gebar. Zudem erschien das schwarze Album von Metallica, das mit der ersten Auskopplung “Enter Sandman” auf Anhieb mein Herz eroberte*** und meinen musikalischen Vorlieben richtungsweisend war und mein Luftgitarrenspiel erheblich verbesserte.****

So konnte ich im Herbst 1992 Metallica (nach Monsters of Rock endlich bewusst) in der Frankfurter Festhalle genießen. Gleichzeitig wusste ich, dass es besser war, zu solchen Konzerten künftig Ohrenstöpsel mitzubringen. Mein rechtes Ohr war drei Tage nach dem Konzert nahezu taub, aber es hatte sich definitiv gelohnt. Lohnenswert war auch Bon Jovis “Keep The Faith”, meines Erachtens ihr bestes Werk, aber leider auch ihr letztes hörenswertes. “Dry County”, ein neunminütiges Epos, kann mich immer noch in eine nachdenklich-veträumte Stimmung versetzen, wenn ich es höre.

Dass nicht jede Band zur Live-Band geboren ist, musste ich im Sommer 1993 feststellen, als ich im Frankfurter Waldstadion Guns N’Roses sah.***** Das Konzert war nett, hielt aber bei weitem nicht, was zuletzt das Doppelalbum “Use Your Illusion I & II” versprochen hatte. Schade, denn billig war der Eintritt nicht. Dafür hatten wir damals in der S-Bahn auf dem hinweg mit einer Palette Billig-Pils vom Tengelmann echten Teenagerspaß.

Zu jener Zeit entdeckte ich dank meiner führerschein- und autobestückten Freunde Heiko B. und Steffen V. die Diskotheken der Gegend für mich. Während mein Verhältnis zu Techno stets wohlwollend neutral blieb, begeisterte mich das Donnerstagsprogramm des “Fun” in Usingen****** auf regelmäßiger Basis. Da wurden NDW, 80s, Classic Rock und sonst alles gespielt, was Laune machte, ganz abgesehen vom Weizenbier für drei Mark. Die Tatsache, dass ich nicht ständig dort sein konnte und der Bedarf von guter Musik führten dazu, dass ich begann, Musik auf Kassetten zusammenzustellen. Dies entwickelte sich zu einer Leidenschaft, die ich heute fast zur Kunst entwickelt habe. Jedenfalls bilde ich mir das ein.*******

Bei all der Versessenheit auf Musik mit Gitarren drin blieben die leisen Töne nicht auf der Strecke. Ich gebe es offen zu: Ich mag den Großteil der Musik der “Kuschelrock”-CDs, jedenfalls trifft das auf die älteren Ausgaben zu. Kuschelrocker Billy Joel enterte mit “River of Dreams” meine Sammlung, und bis vor kurzem habe ich es sehr bereut, ihn 1994 in der Frankfurter Festhalle verpasst zu haben. Spätestens als mich eines Abends “Honesty” in den hr 3 Lovestories unvorbereitet traf, war er aus meinem musikalischen Leben nicht mehr wegzudenken.

Sanftere Töne schlagen auch die Eagles an: Als diese sich 1994 mit dem als “Hell Freezes Over” festgehaltenen Liveauftritt wiedervereinten, entdeckte ich meine Begeisterung für Meilensteine wie “Hotel California” und “Desperado”. Auch die Eagles auf Tour verpasste ich 1994, doch das konnte ich glücklicherweise 2001 wiedergutmachen. Eines sei gesagt: Die Jungs bringen eine Hammer-Performance auf die Bühne, was weniger an Showelementen als in Gesang und Instrumentalisierung dargebotenen Multitalenten liegt. Hört euch bei der nächsten ruhigen Gelegenheit das (stets nur live gespielte) “Seven Bridges Road” an, und ihr wisst, wie schnell die Westcoast-Harmonien ins Blut gehen können.

Auf meinem gediegen steinigen Weg zum Führerschein begleitete mich ein Künstler, dessen Musik ich in der legendären hr3 Hitparade aufgeschnappt hatte. Das Album, mit dem er 1993/1994 sein grandioses Comeback aus Depression und Drogen feierte, hatte ich zunächst von meiner Tante kopiert (und später natürlich selbst gekauft). Die Rede ist von Meat Loaf und “Bat Out Of Hell II”. Wer auch das Debüt aus 1977 kennt, weiß, welche Wucht die Kombination des Songwriters Jim Steinman und der Stimmgewalt des Marvin Lee Aday erzeugen können, und mich hat sie nicht verfehlt. “I Would Do Anything For Love (But I Won’t Do That)” hat das charttauglich bewiesen, und “For Crying Out Loud” aus “Bat Out Of Hell” wurde prompt zu meiner Herzschmerz-Auslebe-Hymne für die nächsten drei Jahre.

Wie es sonst in den nächsten drei Jahren aussah, schreibe ich aber besser beim nächsten Mal.

[edit] Und wieso Whigfield in der Kapitelübersicht auftaucht, erfahrt ihr dann auch.[/edit]

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*Die Annahme war auch grob richtig, und die Entscheidung für eine Stereoanlage einfach gut. Der Verkauf meines Amigas verfolgte mich aber noch ein halbes Jahrzehnt in meinen Träumen, bis ich mir schließlich 1996 meinen ersten PC zulegte und meiner Gamerseele endlich wieder Frieden verschaffen konnte.

**Natürlich ein Single-Tape. Die Doppeldecks waren zwar schön zum MCs überspielen, aber die Qualität der Single-Tapedecks war einfach überlegen. Heute leidet es leider an Altersschwäche, genau wie der CD-Player. Der Receiver funzt noch prima als Schlafzimmerbeschallung, und die Boxen verrichten meines Wissens bis heute ihren Dienst bei Jan, dem ich ich sie ein paar Jahre später verkaufte.

***Meine Herren, was habe ich wegen “Enter Sandman” schon Muskelkater im Nacken gehabt. Und die Frisur von Damals-Metallica-Bassist Jason Newsted wollte ich auch haben, aber der Weg dorthin wurde mir vom Bewerbungsfoto verbaut.

****Die Maxi-CD “Das Boot” von U96 ist und bleibt eine kuriose Randnotiz in meiner Sammlung.

*****Brian May, seines Zeichens bodenständiger Gitarrist von Queen und Astronom, war damals solo und als Vorgruppe dabei. Ich war allerdings viel zu weit weg von der Bühne, um das genießen zu können, zudem wollte der Großteil des Publikums eben GN’R sehen und war entsprechend begeisterungsfähig. Finde ich bis heute schade.

******Das “Ur-Fun”, das nix mit der Kette zu tun hat. Kaya Yanaar hat dort auch die ein oder andere Jugendsünde begangen.

*******Eine gute Musikkompilation ist eine Wissenschaft für sich und bekommt besser einen eigenen Beitrag.

"Es fing an, als sie mich anrief…"

"Es fing an, als sie mich anrief…"

Dieses ist Teil 2 der Abhandlung über Musik und mich. Er wird nicht weniger lang und nicht aufregender sein als Teil 1. Vermutlich. Es sei zudem vermerkt, dass ich das nur für den Herrn Grob schreibe. Gut, nicht nur, aber im Besonderen.

Die nächste Phase: Teenagerliebe trifft auf Wechselstrom/Gleichstrom

Zwei “Ärzte”-Kassetten waren das Geschenk von Andreas zu meinem Geburtstag 1988. Nachdem ich zunächst ein wenig befremdet war von dem rotzfrechen Berliner Fun-Punk (“…eine tote Qualle hat in etwa dein Niveau…”), der da völlig ohne Vorbereitung auf mein noch so formbares Wesen traf, fand ich ziemlich schnell Gefallen daran. Etwa zur gleichen Zeit begannen meine Eltern damit, verstärkt hr4 zu hören. Wer das nicht kennt, dem sei gesagt: Es ist etwas mit viel “Rummtata!” für die Generation 50+. Und für Leute, die hektische Musik (am Ende noch mit Gitarren drin) ohnehin nie von ganzem Herzen mochten. Ich kann hr4 bis heute nicht leiden.

Grund genug für mich, demonstrativ eine andere Richtung zu wählen. Beim Mitschneiden der hr3-Hitparade im Jahre 1989 kündigte schließlich der damalige Moderator Thomas Koschwitz mit großem Tamtam und Trara die neue Single einer Band an, von der ich vorher nicht viel gehört hatte, jedenfalls nicht bewusst. Queen? Das sind doch die mit “We Will Rock You” und “We Are The Champions”. Und was soll das sein? “I Want It All”? – Verdammte Hacke. Was war das für eine Rockkelle! Das zugehörige Album “The Miracle” sollte bald Grundstein meiner Queen-Sammlung werden, und Queen Dreh- und Angelpunkt meines Musikgeschmacks.*

Im darauffolgenden Jahr war es einmal mehr Andreas, der mir richtungsweisend zur Konfirmation zwei LPs schenkte: “Appetite For Destruction” von Guns N’Roses (meine Eltern waren wenig begeistert über die netten Zeichnungen) und “Dr. Feelgood” von Mötley Crüe. Heissa, wenn das mal nicht ordentlich in die Ohren und zur Sache ging. Ich durfte es im Auto meiner Eltern nur über den Walkman hören, aber das war schon ok. Ordentlich aufgedreht überschallte “Paradise City” spielend den aus dem Autoradio tönenden hr4. Das wurde im übrigen von allen Insassen so wahrgenommen.


“Das ist ja eklig.” [Mama S., 1990]

Erste Kontakte mit Bon Jovis “New Jersey” und Foreigners Best Of-Kompilation “Records” festigten meinen eingeschlagenen Weg zum Jünger der Götter des Rock**. Und dann, im Jahre 1990 des Herrn brachten die Australier um Angus Young (AC/DC) ihr letztes gutes Album, “Razor’s Edge”, heraus. Während ich meine Klassenkameraden noch schräg angeschaut hatte, als sie zwei Jahre zuvor “Heatseeker” gesungen hatten (zum Glück nur während der Schulpausen), infizierte mich die erste Single “Thunderstruck” sofort. Blöde nur, dass meine Haare (die auf dem Kopf, denn Brusthaarbanging wird seine Hochkonjunktur erst in der Zukunft erleben) nicht so schnell wuchsen, wie ich es zu diesem Zeitpunkt hätte gebrauchen können.

Schon wieder war es Andreas, der mir ein paar der älteren Alben von AC/DC auf Kassette überspielte und so schließlich dafür sorgte, dass ich im Sommer des folgenden Jahres zusammen mit Thomas G. und Lars P. L.*** in Mainz-Finthen mein erstes Konzert besuchte: Monsters of Rock mit AC/DC, Metallica, Mötley Crüe, Queensryche und den Black Crowes.

Das waren damals acht Stunden Konzert für sage und schreibe 60,00 DM (!!!) und ein echtes Erlebnis. Mötley Crüe zertrümmerten zum Schluss standesgemäß ihre Instrumente auf der Bühne, und AC/DC hatten für “Hell’s Bells” eine Riesenglocke eingeschifft und zu “Moneytalks” ganz viele Angus Young-Dollars in die Menge verteilt.

Mit Metallica konnte ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht viel anfangen, doch noch vor Ende des Jahres sollte sich das ändern. Wie das ablief, erfahrt ihr im dritten Teil dieser Reihe.

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*Die Vielfältigkeit dieser Band ist einfach unbeschreiblich. Wer nur die “Greatest Hits”-Kompilationen kennt, hat viel versäumt. Schade nur, dass ich Queen nie in Originalbesetzung live erleben durfte, denn auf der Bühne waren sie mindestens so stark wie im Studio.

**…’n’Roll. Oder Hard Rock. Oder Classic Rock. Jedenfalls nicht das Kleidungsstück, selbst wenn das etwa zur gleichen Zeit interessant wurde. Und nicht von mir getragen, natürlich.

***Thomas baut heute Staudämme in Israel. Lars verlegt Horrorhörbücher und wird bald Papa. Aus den wilden Jugendlichen von damals ist doch noch etwas Ordentliches geworden. Obwohl das, wenigstens bei Lars, auch anders hätte ausgehen können.

"Is this the real life…"

"Is this the real life…"

Wem beim Lesen des Titels dieses Beitrages sofort “…is this just fantasy…” und Queens “Bohemian Rhapsody” mindestens für die 5:56 Minuten Gesamtlänge durch den Kopf schwirrt, der darf gefahrlos weiterlesen. Dies wird ein endloser ziemlich langwieriger umfangreicher Text zu mir und Musik.

Musik ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil meines Lebens. Aktiv beschränke ich mich auf schräg Singen zu allen unpassenden Gelegenheiten und dem spaßigen SingStar.* Musik hören ist da schon sehr viel mehr mein Ding. Diese Leidenschaft, gekoppelt meinem missionarischen Sendungsbewusstsein, hätten aus mir bestimmt einen guten Radiomoderator oder Musikredakteur** gemacht. Statt dessen bin ich nun Raketenwissenschaftler. Kein schlechter oder unehrenhafter Beruf, ganz klar, und sicher besser bezahlt. So ist das mit den Entscheidungen, die man im Leben trifft. Kein Licht ohne Schatten – und umgekehrt.

Musik ist auch für andere wichtig, doch habe ich das Gefühl, mehr als andere Menschen leiden zu müssen, wenn es plötzlich keine Musik mehr gäbe. Soundtrack des Lebens, Ausdruck für das Unausdrückbare, Zuflucht, Expedition, Lebensgefühl: All das und noch mehr ist Musik für mich. John Miles beschrieb das 1976 (zufälligerweise das Jahr meiner Geburt) mit “Music” besser, als ich es hier aufschreiben könnte.

Wie kam es eigentlich so weit? Wenn ich an meine Wurzeln denke, die ersten Interessen, so muss ich mehr als schmunzeln und mich wundern, wie es so weit kommen konnte.

Die ersten Anfänge: Udo Jürgens meets Klaus Eberhartinger

Jeder Mensch braucht Orientierungsphasen. Meistens beginnen die mit den Schallplatten der Eltern. Da waren so tolle Sachen wie Küchenlieder dabei, die ich sehr ernst nahm und die mich deswegen tatsächlich zum Weinen*** brachten. Nachdem ich das ohne Trauma überstanden hatte, waren Michael Holm, Udo Jürgens und Adam und die Mickys an der Reihe. Mit englischer Musik konnte ich mangels Sprachkenntnis zu jener Zeit nicht viel anfangen****, also war als nächstes die Erste Allgemeine Verunsicherung dran (als erste ganz eigene Musik-LP). “Banküberfall” und “Märchenprinz”, später auch “Küss die Hand, schöne Frau” konnte ich auswendig darbieten.***** Das hat mich immerhin bis zum stellvertretenden Klassensprecher gebracht.

Und mit dem ersten Englisch-Unterricht wuchs das Interesse an englischsprachiger Musik. Die ließ sich prima aus dem Radio aufnehmen (und was habe ich mich geärgert, wenn ich beim fiebrigen Warten während der alldonnerstäglichen hr3-Hitparade den Aufnahmeknopf zum falschen Zeitpunkt drückte), aber man konnte auch sein Taschengeld investieren und sie kaufen. Das mache ich bis heute noch, denn gute Musik verdient es, gekauft zu werden.

Allerdings hat sich meine Definition von “guter Musik” weiterentwickelt. Damals hielt ich Mandy Winter, Milli Vanilli und Michael Jackson für eine echt prima Entscheidung. Bei Michael Jackson bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich ihn immer noch irgendwie gut finden soll. Vor Monaten hörte ich quasi überraschend im Radio “Man In The Mirror”, und war schwer beeindruckt über diesen Überfall aus den Tiefen der frühpubertären musikalischen Erinnerungen.******

Und dann, zu meinem zwölften Geburtstag, schenkte mir mein ältester Freund Andreas zwei Kassetten mit Liedern der Ärzte. Welchen Eindruck das bei mir und der mich erziehenden Umwelt hinterließ, werdet ihr in Teil 2 erfahren – wenn ihr wollt.

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*Zugegeben, als ich noch bedeutend jünger war, habe ich Heimorgel gespielt und bei Herrn Ciba, meinem damaligen Musiklehrer, im Chor gesungen. Außerdem habe ich mir 2005 eine E-Gitarre gekauft und mindestens schon drei Akkorde gelernt. Letzteres ist aber schon fast mehr als ein Jahr her. Schade eigentlich.

**”Du hast echt ein Gesicht fürs Radio!” hat zum Glück noch niemand zu mir gesagt. Aber falls doch, gehe ich auf jeden Fall zu hr3 und werde Werner Reinkes Copilot.

***Auch Jungs dürfen das, jedenfalls wenn es dunkel ist und keiner sieht. Nun, Mama hat es gesehen, und ich tat ihr sehr leid.

****Wenn man von der Begeisterung für “It’s A Sin” von den Pet Shop Boys absieht, das mir im richtigen Moment auch noch heute einen Schauer über den Rücken jagen kann. Und Modern Talking fand ich zu jeder Zeit doof.

*****Memo an mich selbst: Unbedingt mal die CDs besorgen. Die Schallplatten und MCs taugen nix mehr.

******Ich war damals sogar in “Moonwalk” im Kino. Für alle Jüngeren: Das war ein Kinofilm von und mit M.J. Muss man aber nicht gesehen haben. Nun, damals schon.

Black Box Jukebox (3)

Black Box Jukebox (3)

Kleine Kinder scheinen derzeit auszuschwärmen. Der Ole hat erst kürzlich von einem putzigen kleinen Jungen im Bus, dem Gewiwitter und dem Glitzergleiter berichtet. Heute abend in der S-Bahn ist mir etwas Ähnliches widerfahren.

Ein etwa Fünfjähriger und seine ihn auf seiner Reise nach Kassel begleitende Oma setzen sich mir gegenüber. Nachdem der Kleine seine Umgebung inklusive mir zunächst einige Minuten skeptisch betrachtet hat, zeigt er, dass er schon viel von den Erwachsenen gelernt hat, und dass er lispelt.*

“Oma, holft du mal die Fokolade auf der Taffe, die fmilft fonft.”
“Aber bei den Temperaturen doch nicht. Da schmilzt Schokolade nicht”, sagt die Oma und kramt aber bereits in der Tasche.
“Doch. Hol’ die mal rauf. Die fmilft sonft.”

Das wiederum brachte mir eine Erinnerung zurück, wegen der das hier zur Black Box Jukebox wurde. Im Mai letzten Jahres saßen (unter anderen) der Klapsenschaffner und meine Wenigkeit in einem Zug nach Düsseldorf. In Hörweite von uns stand ein kleiner Junge, offenbar mit seiner Mama.

“Mama?! Mama, wenn wir umziiiehn… Wenn wir umziehn… Mama, wenn wir umziiiehn.. Mama?! Mama, wenn wir umziehn…”

Fünf Sekunden Pause. Ein Moment der Ruhe, der Kontemplation und des allgemeinen kosmischen Friedens.

“Mama?! Wenn wir umziiiehn…”

“Jetzt stell’ endlich deine beschissene Frage!” hätte der Klapsenschaffner in diesem Moment gerne gerufen. Ich finde es immer noch schade, dass er es nicht getan hat.

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*Alternativ zum “f” für gelispelte “s” hätte ich auch ein “th” (ti-äitsch) setzen können. Wäre lautgetreuer gewesen, hätte aber auch keine Sau lesen können.

Blackbox Jukebox (2)

Blackbox Jukebox (2)

Manchmal, wenn der Klapsenschaffner und ich aufeinandertreffen, gibt es so etwas wie eine kreative Kernfusion unserer Gedanken. Sehr oft fusioniert dabei ausgemachter Blödsinn. Ein literarischer Kreis wird vermutlich nie aus uns werden, aber zum “Katastrofal* Komödiantischen Kaffeekränzchen (mit Rotwein)” wird es allemal reichen.

Der Herr Grob hat mit seinem Urlaubskurzbericht mir ein Geschöpf wieder vor Augen geführt, dass die Stunde seiner Geburt schon vor einigen Jahren hatte. Wenigstens zwischen dem Klapsenschaffner und mir ist er zum Klassiker avanciert und hat deswegen einen Beitrag an dieser Stelle verdient.

Es handelt sich dabei um ein Gegenkonzept zu der Fernsehserie “Flipper”. Unsere Serie sollte sich um Ripper, den bösartigen Bruder von Flipper drehen.

“Mama, warum trägt der Delfin dort eine Augenklappe?”

“Mama, Mama, warum grinst der Delfin so böse?”

Ripper, der fiese Delfin
“Mama, Mama, Mama, der Delfin hat mir einen Arm abgebissen!”

All das wären die Schlagworte für seine blutigen, hinterhältigen Auftritte gewesen. Und man hätte singen können.

“Ripper, Ripper, Feind aller Kinder! Jeder kennt ihn, den fiesen Delfin!”

Oder, wie der Herr Grob schrieb: “They call him Ripper, Ripper, faster than lightning! No one you see, is fieser than he!”

Und wer jetzt behauptet, Ripper sei doof und langweilig, dem sei gesagt, dass ich für diesen Post sogar Haue von meiner Freundin riskiere. Die mag Delfine nämlich und kann ganz schön feste zutreten.

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*Oder was sagen die Rechtschreib-Reformanten dazu?