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Tag: NSA

Fünf Worte, ein Gedicht: Behütete Hüte behüteter Hüter

Fünf Worte, ein Gedicht: Behütete Hüte behüteter Hüter

Aus den unendlichen Weiten* des Gospelchores meiner besseren Raketenwissenschaftlerhälfte erreichten mich vor längerer Zeit und ungefragt fünf Worte zur lyrischen Verarbeitung, und zwar Kuh, Beißzange, Dunggabel, Schlämmkreide und Stanniolpapier.**

Ich nehme das einfach und endlich mal so zum Anlass, hier ein weiteres Lebenszeichen abzusetzen.

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Mir war vor kurzem bange,
ich würde überwacht.
Es brauchte nicht sehr lange:
Mein Kopf war überdacht!

In meinem Kopfe überdacht
war die Idee recht schnell,
und kaum später als halb acht,
da gleißt’ mein Haupt ganz hell.

Ein Kopfschmuck aus Stanniolpapier,
der schützt mich fortan vor Strahlen
und ist zudem ‘ne wahre Zier
bei Betriebsfest und Miss-Wahlen.

Damit kein noch so geheimer
Dienst fortan mich noch beschatte
baute ich mir einen Eimer
mit Beißzange und Holzlatte.

Den lege ich bei Nichtverwendung
über Smartphone und PC,
und rufe vor Gesprächsbeend’gung
in den Eimer “Hehehe!”.

Mit Schlämmkreide, da male ich
meinen Umriss auf den Boden.
(Ja, ja, der Erstversuch, er glich
‘ner Dunggabel in Kuh-Hoden**.)

Just dann denkt jeder Secret Service
ich sei verschieden, platt, dahin!
Dabei kich’re ich nur ganz gewiss
hier heimlich leise vor mich hin.

Keiner weiß dann, wo ich weile,
ich bin ganz frei und vollgeschlämmt,
singe, tanze, schütt’le Teile
ganz ungehemmt im Unterhemd.

Und so ist mir nicht mehr bange
dank meines Alufolienhutes,
hoff’, die NSA sucht lange
und findet über mich nur Gutes.

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*Claudi heißt die unendliche Weite. Und ja, unendliche Weite, nicht unendlich Weite.

**Die Originallieferung besaß teilweise eine leicht von meiner Deutung abweichende Version der deutschen Ortografie. Ich nehme mir hier die Freiheit, das nicht als künstlerische ebensolche zu deuten und nur so viel Verwirrung zu stiften, wie ich das für gewöhnlich tue.

***Sie wissen schon. Männliche Kuh. Oder transgender. Wie es Ihnen aus Diversity-Sicht gerade am besten in Ihren Kram passt.

Ich fliege hier in meiner Rakete…

Ich fliege hier in meiner Rakete…

Derzeit habe ich ein wenig Freiraum, den ich dazu nutze, einmal wieder oberflächlich in die Blogosphäre einzutauchen. Wie lange das anhalten wird, vermag ich nicht vorherzusagen.

Denn viel hat sich verändert, seit ich 2006 die Gelegenheit nutzte, dem damaligen Trend zu folgen und mit einem Blog meiner Kreativität eine Plattform zu verschaffen. Mittlerweile bin ich verheirateter Vater und ob dessen auch Eigenraketenbasiseigner*. Leser in ähnlicher Situation wissen, welche Veränderung im Alltag und der – z.B. fürs Bloggen – frei verfügbaren Zeit das bedeutet.

Wieviel sich auch anderswo verändert hat, habe ich beim Aufräumen meiner Blogroll bemerkt. Mehr als die Hälfte der WeggefährtInnen von damals haben zwischenzeitlich offenbar andere Prioritäten und das Bloggen auf die ein oder andere Weise aufgegeben; andere machen unter neuer Fahne weiter, manchmal sogar technisch rückwärts in Buchform.

Zeit zum Grübeln. Der gute alte Phil beispielsweise, an dessen legendären Hanauer Bloglesungen ich 2007 und 2008 mit Freude und Stolz teilnehmen durfte, denkt derzeit offenbar ebenfalls ein wenig über sich und sein Bloggerdasein nach. Ach ja, Bloglesung? Das heißt ja inzwischen Poetry Slam.

Im Internet nehme ich wahr, wie manche Blogger als Journalisten und Modeschreiber das Medienestablishment aufrütteln, wie ein Sascha Lobo sich zum Neulandkolumnisten im SPON entwickelt hat, wie politische Aktivisten den Umbruch in Nordafrika und dem Nahen Osten unterstützen und/oder vorantreiben und damit oft genug sogar Leib und Leben riskieren. Davon bin ich weit enfernt, deswegen bin ich auch nicht hier.

Twitter und Facebook haben die Blogosphäre für mich gefühlt ebenfalls verändert, ja, ausgedünnt. Miniposts werden heute gezwitschert oder über Herrn Zuckerbergs Seite in die Welt geschossen. Liveblogging? So etwas von 2000er.

Die Inhalte, die ich hier der NSA und der Welt präsentiere, haben sich ebenfalls entwickelt. Facebook nutze ich schon eine Weile, Twitter bis dato nicht. Zuviele Kommunikationskanäle überfordern mich. Schöner klingt es, wenn ich mich diesbezüglich einfach altmodisch nenne.

Nun stehe (nun, eher sitze) ich also hier. Blogger der nicht ersten, aber zumindest anderthalbsten Stunde, nach einer langen Phase der Absenz in der Blogosphäre. Eine Handvoll treuer Seelen schauen hier immer noch vorbei, was mich sowohl wundert als auch erfreut. Was aber mache ich noch hier?

Nun, ich bin hier, weil meine Kreativität noch immer von Zeit zu Zeit ihren Auslauf braucht, und weil im Gegensatz zu Twitter und Facebook dieser Ort hier meiner ist. Ich kontrolliere den Inhalt, so wie ich den Inhalt im frei zugänglichen Internet eben kontrollieren kann. Wenn ich hier etwas einstelle, dann, weil es mir Spaß macht, weil es mich bewegt, oder ich kurzzeitig geistig umnachtet bin.

Den Kram vor Leuten lesen, die das hören wollen, möchte ich irgendwann einmal wieder, auch wenn das für mich gerne in einer ruhigen Atmosphäre ohne Zeitdruck und Wettbewerb sein darf.

Und es ist vollkommen in Ordnung, wenn meine Rolle als Raketenwissenschaftlertochterpapa mich noch eine Weile von einem völligen Aufgehen in der Blogosphäre zurückhält.**

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*Ja, liebe Frau WdW, die Sache mit der Bürgerlichkeit. Sex sells, not Spießigkeit. Ich weiß. Aber ich bin nicht hier zum Verkaufen, und auch nicht zum mich Verstellen. Oder um mich zu rechtfertigen. Meistens, jedenfalls.

**Der Beitrag endet an dieser Stelle mit voller Absicht. Falls jemand gerade einen roten Faden gefunden hat, bitte bei mir abgeben. Is’ wahrscheinlich meiner. Ganz nebenbei, und wer bis hier hin gelesen hat, hat es sich verdient: Mein Fünf-Worte-Vorrat ist aufgebraucht. Her damit!