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Ode an den Tag

Ode an den Tag

Vor meinem Haus krakehlt ‘ne Möwe,
in meinem Bett fläzt sich ein Löwe,
in meinem Kühlschrank gähnt die Leere –
wovon heut’ ich mich ernähre.

Ich gähne auch, denn ich bin müde,
im Garten bellt ein Hund – ein Rüde,
in Rüdesheim wär’ ich jetzt gerne –
es piepst ein Spatz auf ‘ner Laterne.

Auf der Latrine platzt mein Nachbar –
er hört sich an, als sei das machbar –
mir selbst, mir platzt viel mehr der Kragen,
und solidarisch knurrt mein Magen.

Mein Unbehagen scheint beträchtlich –
es war mein Schlaf, zuletzt und nächtlich,
dünn gesät und mit Träumen gespickt
von Räumen, wo man nackt mich erblickt.

Am Fenster nackt grüß’ ich den Tag
und frag’ mich, was er bringen mag –
außer dem, was er schon brachte –
und wonach er mir heut’ trachte*.

Doch Trachten trag’ ich heute nicht –
das trägt so auf zu mei’m Gesicht –
ich züchte mir ‘nen Silberfisch
und tanze wild auf meinem Tisch!

So vergess’ ich allen Groll,
mag mein Leben, find’ mich toll,
darf alles sagen, fühlen, denken
und mich mit diesem Tag beschenken!

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*Ich könnte auch “trachtete”, “trachtetete(te)” oder “tröchte” schreiben, jedoch dem Reim zuliebe unterlasse ich dieses Unterfangen.