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Tag: Iran

Pipeline To Hell

Pipeline To Hell

Wenn Russland nach den Pipelines greift
und dabei durch Georgien streift,
die Amis “vorm Iran sich schützen”,
sich auf Osteuropa stürzen stützen,
gekonnt die Wahrheit man verbiegt,
dann nennt man so was “Kalter Krieg“.

Auch wenn das mancher anders sieht,
was derzeit in der Welt geschieht,
kalt ist kalter Krieg nur selten:
Man tut’s andernorts vergelten,
macht den Nahen Osten heiß –
und hält die eig’ne Weste weiß.

Und wie schon öfter in der Welt
geht’s nur um eines, nämlich Geld.
Was man an Porzellan zerschlägt,
wenn man durch fremde Länder fegt,
das ist nicht weiter int’ressant:
Es zählt der Dollar auf der Hand!

Der Durchschnittsmensch bleibt insgesamt
zum hilflos’ Zuschauen verdammt,
wenn Industrie und Militär
so nebenbei, als wenn nichts wär’,
einem Volke aufdiktieren
irgendwo einzumarschieren.

Wenigstens kann man das Schlachten
täglich im TV betrachten,
wird doch viel vom Bombenfeuer
finanziert durch Bürgers Steuer.
So wettert dann das ganze Land –
mit Fernbedienung in der Hand.

Und letzten Endes ist man froh:
Der Krieg ist ganz weit weg und so.
“Georgien int’ressiert mich nicht,
das fällt doch gar nicht ins Gewicht.”
Man bleibt so lange unberührt,
bis hier durch mal ‘ne Pipeline führt!

Schwarzgoldene Aussichten

Schwarzgoldene Aussichten

Kommende Woche beginnen die Osterferien. Regelmäßig vor Ferienbeginn raten die Automobilverbände bekanntlich dazu, ein paar Tage vorher zu tanken. Wegen der seltsamen Preiserhöhungen zu den Hauptreisezeiten, die immer wieder die Geldbörsen der geplagten Autofahrer leeren.

Als ich vor wenigen Tagen die sprunghaft gestiegenen Kraftstoffpreise an den Tankstellen sah, glaubte ich zunächst an eine Lernkurve bei den Mineralölkonzernen. Ganz im Sinne von: Haha, ihr automobilverbandhörigen und möchtegernschlauen Kunden, dieses Mal schlagen wir schon früher zu. Gebt uns all euer Gold!

Diesen Gedanken habe ich gerade eben verworfen, denn auch die Rohölpreise sind gestiegen, und zwar dank Spekulationen aufgrund der aktuellen Irankrise.

Man mag dem Herrn Ahmadinejad* ja vorwerfen, was man will, aber blöde ist er sicher nicht. Auf den ersten Blick scheint es klar: Außenpolitisch Stärke zu beweisen und ein wenig mit den Säbeln zu rasseln wird seine innenpolitischen Gegner schwächen und das Volk hinter ihm vereinigen. Denn zuletzt hatte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen den Iran verstärkt.

Mehr Sanktionen sind doof für den Herrn Ahmadinejad, weil dann weniger Geld und Güter im Iran fließen und seine Gegner im Lande mehr Anhänger finden. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn die Lösung für dieses Problem so nahe liegt?

Die britischen Soldaten waren ein Trumpf, der dem Iran direkt vor die Haustür gesetzt wurde, fast wie Essen auf Rädern. Zugreifen, solange der Vorrat reicht. Großbritannien ist daraufhin beleidigt, die Welt** empört, gleichzeitig steigt die Angst vor einer Eskalation der Krise. Findige Händler an den Börsen der Welt sichern sich Rohöl, und der Preis pro Barrel schaut sich die Welt von oben an.

Und wem nutzen die hohen Ölpreise? Nun jedem, der Öl zu verkaufen hat. Das ist nicht nur der Iran*** selbst, sondern auch Russland. Der Herr Putin, der sich gegenüber George W. und seinen Kumpanen profilieren muss will, unterstützt ein härteres Durchgreifen des UN-Sicherheitsrates zunächst nicht. Warum auch, wenn das Verhalten vom Herrn Ahmadinejad ihm doch so viel Geld in die Kassen der verstaatlichen Ölindustrie spült? Die Angelegenheit wird noch viel profitabler, wenn es erst zum Krieg kommen sollte.

Und jetzt behaupte noch einer, es ginge irgendwem um die Verletzung einer umstrittenen Grenze in einem Fluss.

Bei all dem welt-, geld- und machtpolitischen Schach bleibt mir nur, den Entführten eine baldige Freilassung in Gesundheit zu wünschen.

___________________
* Der ja Präsident vom Iran ist und in Teheran wohnt.

** Außer China und Russland, versteht sich.

*** Zugegeben: Ich weiß nicht, inwiefern die UN-Resulotionen die Abnahme iranischer Öl-Exporte einschränken und bin zu faul kann das gerade nicht recherchieren. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die ölhungrigen Industrienationen auf iranisches Öl verzichten können.

"Whoooosh…" und was wir von Herrn Eisenhower lernen können

"Whoooosh…" und was wir von Herrn Eisenhower lernen können

“- What was that?

– That was your life, mate.

– Whoa. That was quick. Do I get another?

– Sorry mate, that’s your lot.”

[John Cleese als Basil Fawlty in Falty Towers, 1975]

Offenbar war auch schon vor mehr als dreißig Jahren das Leben irgendwie schnell. Meines läuft derzeit auch so schnell, dass ich mal wieder keine Zeit für einen High Quality Post habe. Blöd.

Aber es muss trotz allen Zeitmangels vermerkt werden, dass der Herr Rumsfeld, der ja bekannterweise für den George W. den Krieg macht, endlich eine neue Begründung für den Irakkrieg gefunden hat. Jawoll, der Irakkrieg, sagt der Herr Rumsfeld, sei gut, um den Iran im Zaum zu halten. Deswegen sei auch der Afghanistankrieg gut. Weil der auch den Iran im Zaum hält.

Unglaublich, welche militärischen Schachzüge ein guter Politiker vorhersehen kann. Der ganze Krieg gegen den Terror, der zufällig der amerikanischen Industrie, selbst bestens in der amerikanischen Regierung vertreten, den Zugang zum irakischen Öl sichert. Die afghanischen Pipelines nicht zu vergessen. Natürlich leistet die Rüstungsabteilung der US-Industrie patriotisch ihren Beitrag zum Kampf gegen Terror und für die Freiheit, indem sie fleißig das Kriegsmaterial liefert. Das kann sie leider nicht gratis tun, aber dafür zahlen die Amerikaner ja auch patriotisch Steuern. Und George W.s Freunde sorgen dafür, dass sich am Sozialsystem nichts ändert und so weiter vielen US-Bürgern die Armee als einzige Berufsperspektive bleibt.

[Exkurs: Der Herr Eisenhower, der auch mal Präsident der USA war, hat das Spiel schon 1961 durchschaut und es den “militärisch-industriellen Komplex” genannt. Kassandra gleich ward er gehört, aber nicht beachtet. Und Kassandra gleich trat das ein, wovor er warnte.]

Und jetzt sitzt man günstigerweise so, dass man dem durchgedrehten iranischen Präsidenten Standpauken halten und so weiterhin Frieden und Freiheit im Nahen Osten sichern kann. Die Freiheit des iranischen Volkes bedeutet eben auch die Freiheit des Ölflusses an die durstige westliche Industrie.

Der Herr Ahmadinejad, seines Zeichens Präsident des Iran, hat nun ein ganz anderes Verständnis von Freiheit und Patriotismus. Freiheit ist dann, wenn alle Atomkraftwerke bauen dürfen, die es können, und nicht nur ein paar, die es dann allen anderen verbieten. Denn Verbot hat nichts mit Freiheit zu tun. Und weil der George W. ihm deswegen sofort doof kommt, sagt er, dass er dann lieber gleich noch die Atombombe baut. Denn Indien hat sich auch nicht daran gehalten, und ist erst neulich zu einem wichtigen Partner von George W. aufgestiegen. Und der Kalte Krieg hatte bereits gezeigt, dass die USA nicht einfach angreifen, wenn man auch Atombomben werfen kann. Weil jeder gesehen hat, was Atombomben so anrichten können. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.

Außerdem weiß der Herr Ahmadinejad, dass die USA zwar viel drohen können, aber im Irak und Afghanistan noch alle Hände voll zu tun haben. Mit der öffentlichen Ordnung und der Demokratie, die viele dort noch nicht so richtig verstehen. Letzteres liegt vielleicht daran, dass es ihnen keiner ordentlich erklären kann. Diktatur war also, wenn ein paar wenige Reiche regieren und man sie nur mit Waffengewalt von der Spitze des Landes entfernen kann. Und Demokratie ist, wenn ein paar wenige Reiche das Land regieren und die Waffengewalt haben und alle in regelmäßigen Abständen Stimmzettel abgeben dürfen. Das heißt, wenn sie nicht schwarz sind. Kein Wunder, dass das keiner versteht.

Jedenfalls hat der Herr Ahmadinejad, um der Welt und George W. zu zeigen, dass es auch in seinem Land Freiheit gibt, jetzt den iranischen Frauen wieder erlaubt, ins Fußballstadion zu gehen. Und er hat gesagt, dass die Polizisten nicht mehr so fest zuhauen sollen, falls mal ein Kopftuch schiefsitzt oder ein Stück Haut zu sehen ist.

Wenn das mal keine Freiheit ist.

Und weil der Herr Ahmadinejad diese Freiheit in Gefahr sieht, wenn alle seine Nachbarn sich in der Augsburger Puppenkiste unter Leitung Washingtons einfinden müssen, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als patriotisch den Durchbruch in der Nukleartechnologie zu verkünden. Russland kann das nur unterstützen, denn schließlich bauen die Freunde vom Herrn Putin ja die iranischen Atomkraftwerke. Und weil George W. weiterhin im Irak bleiben muss, findet es der Herr Ahmadinejad auch gut, wenn jemand im Irak sich mit vielen anderen in die Luft sprengt. Sagt jedenfalls die Frau Rice. Und die muss es ja wissen. Ob Allah, für den das aus Sicht des Attentäters getan wird, auch gut findet, habe ich bisher nicht herausfinden können.

Eigentlich ist das alles gar nicht lustig. Und einmal mehr fühle ich mich wie ein Statist auf dieser Weltbühne. Einer, der erst angeheuert und dann vergessen wurde.

Und ich beneide alle meine Freunde und Bekannte, die sagen, dass Politik sie überhaupt nicht interessiert. Und für meine politisch uninteressierten Freunde ist dieser unpolitische Blog ja auch gedacht.

Aber es scheint mir, dass man die Augen nicht mehr verschließen kann, wenn man sie erst geöffnet hat. Also, Augen auf und durch!