Schwarzgoldene Aussichten

Schwarzgoldene Aussichten

Kommende Woche beginnen die Osterferien. Regelmäßig vor Ferienbeginn raten die Automobilverbände bekanntlich dazu, ein paar Tage vorher zu tanken. Wegen der seltsamen Preiserhöhungen zu den Hauptreisezeiten, die immer wieder die Geldbörsen der geplagten Autofahrer leeren.

Als ich vor wenigen Tagen die sprunghaft gestiegenen Kraftstoffpreise an den Tankstellen sah, glaubte ich zunächst an eine Lernkurve bei den Mineralölkonzernen. Ganz im Sinne von: Haha, ihr automobilverbandhörigen und möchtegernschlauen Kunden, dieses Mal schlagen wir schon früher zu. Gebt uns all euer Gold!

Diesen Gedanken habe ich gerade eben verworfen, denn auch die Rohölpreise sind gestiegen, und zwar dank Spekulationen aufgrund der aktuellen Irankrise.

Man mag dem Herrn Ahmadinejad* ja vorwerfen, was man will, aber blöde ist er sicher nicht. Auf den ersten Blick scheint es klar: Außenpolitisch Stärke zu beweisen und ein wenig mit den Säbeln zu rasseln wird seine innenpolitischen Gegner schwächen und das Volk hinter ihm vereinigen. Denn zuletzt hatte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen den Iran verstärkt.

Mehr Sanktionen sind doof für den Herrn Ahmadinejad, weil dann weniger Geld und Güter im Iran fließen und seine Gegner im Lande mehr Anhänger finden. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn die Lösung für dieses Problem so nahe liegt?

Die britischen Soldaten waren ein Trumpf, der dem Iran direkt vor die Haustür gesetzt wurde, fast wie Essen auf Rädern. Zugreifen, solange der Vorrat reicht. Großbritannien ist daraufhin beleidigt, die Welt** empört, gleichzeitig steigt die Angst vor einer Eskalation der Krise. Findige Händler an den Börsen der Welt sichern sich Rohöl, und der Preis pro Barrel schaut sich die Welt von oben an.

Und wem nutzen die hohen Ölpreise? Nun jedem, der Öl zu verkaufen hat. Das ist nicht nur der Iran*** selbst, sondern auch Russland. Der Herr Putin, der sich gegenüber George W. und seinen Kumpanen profilieren muss will, unterstützt ein härteres Durchgreifen des UN-Sicherheitsrates zunächst nicht. Warum auch, wenn das Verhalten vom Herrn Ahmadinejad ihm doch so viel Geld in die Kassen der verstaatlichen Ölindustrie spült? Die Angelegenheit wird noch viel profitabler, wenn es erst zum Krieg kommen sollte.

Und jetzt behaupte noch einer, es ginge irgendwem um die Verletzung einer umstrittenen Grenze in einem Fluss.

Bei all dem welt-, geld- und machtpolitischen Schach bleibt mir nur, den Entführten eine baldige Freilassung in Gesundheit zu wünschen.

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* Der ja Präsident vom Iran ist und in Teheran wohnt.

** Außer China und Russland, versteht sich.

*** Zugegeben: Ich weiß nicht, inwiefern die UN-Resulotionen die Abnahme iranischer Öl-Exporte einschränken und bin zu faul kann das gerade nicht recherchieren. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die ölhungrigen Industrienationen auf iranisches Öl verzichten können.

6 thoughts on “Schwarzgoldene Aussichten

  1. Treffende Beobachtung!!!
    Schön das es hier mal wieder das zweite große Thema (Atompolitik) ins Bewußtsein zurückgeschoben wird! Denn das wird seit der (sicherlich sehr unangenehmen) Gesielnahme ja recht stiefmütterlich behandelt! Und der Zusammenhang gar fast komplett negiert! Ich weiß schon, warum ich die Medien scheue! Und iranische Hardliner und US-Präsidenten sowieso!

  2. Würde Herr Ahmadinejad nicht rumposaunen er wolle Israel auslöschen oder ähnliche religiöse Dummheiten begehen würde ich sagen er hat das selbe Recht auf Atomwaffen wie die USA. So aber hat er es sich verspielt!

  3. “Was sollen wir denn machen wenn die Mohren kein Oel mehr liefern ?”

    – Monty Pyhton and the Holy Grale

  4. Was soll man dazu noch sagen? Da kann man ja nur zustimmen. Traurige Angelegenheit.

  5. Hab neulich im Deutschlandfunk eine Aussage zum Thema Ölpreis und -ex/import gehört: Iran ist eines der größten Ölförderländer der Welt. Wären die Ölexporte eingeschränkt, etwa weil Teheran den Öltrumpf aus dem Ärmel sickern lässt, dann würden die Preise durch die Decke gehen; aber wenn der iranische Ölexport komplett zum Erliegen käme, so der “Experte” im Radio, könnten die Ausfälle im internationalen Ölangebot nicht kompensiert werden. Mit anderen Worten: während der Ölpreis mit Satelliten kollidiert müssen wir statt Plastiktüten die Baumwolltaschen auspacken wenn wir zum Supermarkt laufen. Oder so ähnlich.

    Eine Anmerkung noch: eine Freunding von mir ist z.Zt. in Teheran, und was sie zu berichten hat, hört sich nicht toll an: bitterste Armut, Inflation, dass sich die Tomatenpreise alle paar Monate verdoppeln, Propaganda und Überwachung der Bevölkerung, aber, und das sollte man nicht vergessen: ebenso leidgeprüfte wie unglaublich herzliche Menschen.

  6. @MacLeod: Danke, ich wünschte nur, ich könnte es auch ändern, statt nur zuschauen zu müssen.

    @PropheT: Recht auf Atomwaffen… Klingt an und für sich ein wenig seltsam, auch wenn die USA sich anmaßen, so etwas zu verteilen. Und die harten Worte Ahmadinejads sind vor allem eines: Populismus zur Machterhaltung.

    @Lemondash: Ja, was sollen wir nur machen… 🙂

    @eyes only: Die Wahrheit ist nicht immer schön. Leider.

    @Gnaur: Wir sollten alle schon mal mit Joggen anfangen. Aber ich bin mir fast sicher, dass die großen Ölkonzerne im Falle der totalen Ölkrise die Pläne für Nutzung alternativer Energien aus der Schublade ziehen, die sie aufgekauft haben und vermodern lassen. Natürlich erst, wenn mit dem Restöl genug Geld gemacht worden ist…

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