Clusteranalyse

Clusteranalyse

Eines ist sicher: Krieg ist selbst ist schon so abscheulich, dass kann man über den moralischen und reellen Wert einer Einigung über den Nicht-Einsatz bestimmter Waffenarten streiten kann.

Streubomben (engl. cluster bombs) sind unter den unzähligen Abscheulichkeiten des Krieges eine besonders perfide Grausamkeit, weil ihr in der Luft aufplatzender Behälter die kleinen Biester großflächig verteilt und viele von ihnen beim Aufprall nicht explodieren, sondern erst oft Jahre später, wenn Menschen sie finden, die mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun hatten. Nicht einmal die Maske des Mythos vom sauberen Krieg und genauem Beschuss militärischer Ziele tragen diese Waffen.

Es ist darum per se eine gute Sache, sich auf ein Verbot von Streubomben zu einigen, so wie es kürzlich in Dublin geschehen ist. Man muss sich aber fragen, welchen Sinn eine solche Einigung hat, wenn zwar das militärisch in den letzten Jahren sehr aktive Großbritannien die Vernichtung der eigenen Arsenalbestände zusagt, aber die größten Produzenten von Streubomben an der Konferenz erst gar nicht teilnehmen.

Von daher muss das erzielte Abkommen als moralischer Fingerzeig an die Welt, als wichtiger erster Schritt gewertet werden: Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

12 thoughts on “Clusteranalyse

  1. Ich finds auch total albern wie die wichtigsten Besitzer dieser Waffen sich nicht dran halten. Das ist als würde alle Welt bis auf die Türkei zustimmen, keine Gammeldöner mehr zu machen.

  2. @PropheT: Irgendwie schon. Aber ich esse ohnehin lieber Lahmacun.

    @Eon: Gut zu wissen. Aber ich trage ohnehin seit Jahren ein Schweizer Zeiteisen am Arm, dessen Hersteller meines Wissen nach tatsächlich nur Uhren produziert. Glück gehabt.

  3. Daß man sich in dieser Sache überhaupt einigen konnte, finde ich durchaus begrüßenswert. Daß die größten Streumunitionverwender nicht an dem Beschluß teilhaben werden, ist mehr als schade, ich würde die Herstellung und Weiterverwendung von Streumunition auch als Verbrechen gegen die Menschheit bezeichnen, aber wer fragt mich schon.

    Andererseits kann eine Nation, die keine Streubomben hat, viel besser zu einer Nation mit Streubomben deren Abschaffung fordern. Moralisch zumindest.

    Daß Deutschland allerdings auch noch Streubomben besitzt und nicht etwa vor dieser internationalen Konferenz schon wie bspw. Belgien beschlossen hat, Herstellung und Verwendung von Streubomben zu verbieten, erscheint mir ein wenig erschreckend.

  4. Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, mein lieber Herr Wolf. Die Lobbyarbeit der Rüstungsindustrie ist hier nur nicht so offensichtlich wie bei George W. und Konsorten.

  5. Oh, ha. Paul Celan lässt Grüßen. Das Zitat halte ich zwar für das heutige Deutschland für mehr als unangebracht, schließe mich aber dennoch grundsätzlich dem Thread an. Und zwar mit einem weiteren Zitat: Der Mensch ist des Menschen Wolf (T. Hobbes, Leviathan). Solange es Menschen gibt, wird es Krieg geben. Solange es Krieg gibt, wird es Aufrüstung geben, um Machtvorteile zu sichern. Und letztlich: Solange es Aufrüstung gibt, können wir noch so viele Waffen verbannen, es wird nur die Entwicklung noch effizienterer Tötungsinstrumentarien nach sich ziehen. Die Wurzel des Übels ist nicht die Waffe, sondern der Mensch, der sie nutzt. Diesen sollte man verbieten …

  6. why
    do
    they always send the poor?

    wie wärs mit öl als druckmittel, umd die sündenböcke ins boot zu kriegen?
    ach. mist. die waren ja schneller…

  7. Die Armen werden immer geschickt, weil sie sich nicht wehren können, selbst wenn Sie System Of A Down hören.

    Und Öldruck funktioniert im Auto; anderswo mischt sich ruckzuck George W. ein.

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