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Category: Scheibster schillert

Froh, du Ölige

Froh, du Ölige

Es weihnachtet sehr, an vielen Stellen jedenfalls. Während meine bessere Raketenwissenschaftlerhälfte unsere Raketenwissenschaftlerhöhle bereits mit großer weiblicher Hingabe weihnachtlich kontaminiert geschmückt hat, herrscht hier noch Alltagsstimmung. Das ändert sich heute, und dieses kleine Weihnachtsgedicht sei ihr gewidmet, fürs weihnachtliche Schmücken, weil sie schon lange ein Gedicht von mir wollte und einfach nur dafür, dass sie da ist. Danke, Schatz!

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An Weihnachten, so sagt man sich,
sind Gaben auf dem Gabentisch.
Sind diese Gaben auch noch frisch,
so kann man daran laben sich.

Vorausgesetzt man kann das essen,
was auf dem Gabentisch vergessen.
Kann man’s denn nicht und isst’s versessen,
sind unvermeidlich die Malaisen*.

Dann geschieht’s auch ohne Saufen,
Bärch!” auf den Geschenkehaufen,
man muss den Kram noch einmal kaufen:
Das wäre wirklich dumm gelaufen!

Drum sollte man von den Geschenken
die Aufmerksamkeit derer lenken,
die ständig nur ans Essen denken
und sich den Magen oft verrenken.

Dann lässt es sich ganz prima feiern,
mit Plätzchen und Likör von Eiern,
und niemand muss den Tisch vollreihern,
tut’s Radio Last Christmas leiern.

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*Sprich: “Malässen”, denn die Malaien haben damit nichts zu tun, sondern Napoleon, der dereinst auch Hessen besetzte.

Fünf Worte, ein Gedicht: Insekt in Sekt

Fünf Worte, ein Gedicht: Insekt in Sekt

Wie FrauVau treffend feststellte, bin ich nur noch sporadisch hier, was auch der Grund dafür ist, dass ich für Wortverdichtungen das ein oder andere Lichtjahr benötige. Is’ leider so. Nehmense sich ‘nen Keks, bedienense sich am Tee, hamse Geduld. Dankeschön.

Heute ist jedenfalls Frau Rebhuhn dran, die sich vor einem gefühlten Vierteljahrhundert Kabelbinder, Unterzieh-Shirt, Motte, Unlust und Meridian wünschte. Ebola!

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Es flog kürzlich eine Motte
(nun, sie raste ziemlich flotte)
mit Schwung und Mottentemp’rament
im Rotlichtetablissement.

Dem Falter war nach Kleiderfraß,
und er erspähte leider das
Unterzieh-Shirt von Herrn Meier,
das am Boden lag. (Oweia!)

Obwohl in dem Intimtextil
Herrn Meiers Schweiß war – ganz schön viel,
ließ die Motte es sich munden,
und verschlang’s in zwanzig Stunden.

Der Kleidermotte Festmahl sah
auch der Herr Meier, denn er war
mit Kabelbinder festgebunden,
am Bettpfosten, seit vierzig Stunden.

Herr Meier war zunächst sehr willig,
der Spaß auch nicht gerade billig,
doch hatte man ihn hier vergessen
(so nach der Herrin Abendessen).

Was Herrn Meier nun sehr störte,
war, dass ihn auch niemand hörte.
Sehr leicht verständlich war der Grund:
Ein Knebel zierte Meiers Mund.

Was eben noch mit Sekt begossen,
durch den Meridian Qi geschossen,
bereitete nun Unbehagen:
Aus Lust wurd’ Unlust, sozusagen.

Der Motte jedoch, allemal,
war Meiers Schicksal scheißegal:
Sie hatte ihren Mottenmagen
mit Meiers Hemd sich voll geschlagen.

Jedoch beachtete sie nicht
ihr nun gestiegenes Gewicht.
Die Motte fiel sehr unbehende
in Meiers Sekt: Das war ihr Ende.

Und nun ist es dahingestellt,
ob irgendjemand auf der Welt
aus diesem Werk was lernen kann,
außer vielleicht – Frau Meiers Mann.

Fünf Worte, ein Gedicht: Die rekonvaleszente Ente

Fünf Worte, ein Gedicht: Die rekonvaleszente Ente

Es wird gedichtet. Von mir. Für mich. Für euch. Mit Hilfe von Frau Meise, die sich fünf Worte zum Verdichten wünschte, namentlich Schnullerbacke, Beckenbodengymnastik, Hörrohr, Soylent Green und Holzwurm.

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In einem Tierarztwartezimmer
(es lagen Bücher dort wie immer)
saß lautstark schmatzend ein Delfin.
(Er aß ‘nen Riegel Soylent Green.)

Von dem Geräusche sehr gestört
sagte ‘ne Ente schwer empört:
“Hey, Delfin, du Schnullerbacke,
Schmatzen find’ ich ziemlich kacke!

Ich habe hier, der Himmel will’s,
am Schnabel einen Schimmelpilz!
Und Schnabelschimmel, glaube mir,
ist schlimmer als der Film mit dir!”

Es schüttelt’ der Delfin den Kopf,
auch er wär’ ein ganz armer Tropf:
Ausgerechnet er, Herr Flipper,
hätte ausgewachs’nen Tripper!

Und neben ihm, ein echter Schrank,
der hielt ein and’res Tier für krank:
Ahabs Holzwurm, der verwese
in der linken Beinprothese.

Zur Beckenbodengymnastik
läse der sehr oft Stochastik,
während Ahab mit ‘ner Gräte
in den Zähnen stochern täte.

Doch wär’ das Würmchen neuerdings
gar viel zu ruhig im Beine links,
weshalb sich Ahab Sorgen machte,
und auch nur noch ganz selten lachte.

Des Käpt’ns Taubheit wär’ zudem
ein ernst zu nehmendes Problem,
seit sein Höhrrohr, das verdreckte,
in Moby Dickens Rektum steckte.

Beim letzten Treffen mit dem Wal
hatte der Käpt’n keine Wahl,
es als Ersatzharpune so
zu feuern Richtung Mobys Po.

Dort wär’ es dann wohl auch verblieben
und in dem Wal ins Meer getrieben.
Es täten nun vor allen Dingen
die Walblähungen anders klingen.

“Ach, Seemannsgarn, das alte Spiel!
Das wird mir langsam echt zu viel!”,
so quakte die genervte Ente
zu des Delfins Amüsemente.

Was ist nun die Conclusio?
Ist auch das Leben wie ein Zoo,
es geht doch stets ein wenig schlimmer
mit alten Leut’ im Wartezimmer!

First Cut Is The Deepest

First Cut Is The Deepest

Mannomann.

Letzten Donnerstag schalte ich meinen Rechner ein*. Der hat aber keinen Bock und schaltet sich nach zwei Sekunden wieder aus. Auch beim vierten Versuch. Die Sau, denke ich mir. Also wuchte ich ihn aus dem Stellplatz im Raketenwissenschaftlerfreundinnenschreibtisch, um sicher zu stellen, dass nicht das recht neue, qualitativ hochwertige Netzteil Ursache der Arbeitsverweigerung ist.

Ist es nicht. Nichts riecht verkokelt, aber der CPU-Lüfter hängt auf halb acht. Braver Rechner, denke ich, einfach so nach zwei Sekunden auszuschalten, auch beim vierten Versuch. Blöder Lüfter, denke ich, und blöde Mutter aller Boards, denn die Plastikvorrichtung, die die Lüfterhalteklammern halten soll, hat alle Nasen auf einer Seite verloren. Die Mutter der Mutter aller Boards schreibt mir auf meine Ersatzteilanfrage, ich solle mir doch einen Lüfter kaufen, der eine eigene Halterung mitbringt. Danke.

Kaufe ich dann auch. Einen Lüfter, der fast das gesamte Bigtowergehäuse ausfüllt, mit Sensenlogo drauf und aus rasierklingenartigen Blechteilen gebaut, etwa eine halbe Tonne schwer und darob nur an der Boardmama verschraubbar. Besser gesagt: Unterhalb der Boardmama. Und ja, das heißt: Alles muss raus! Nach viel Freude, Axtmordgedanken und einen halben Liter Blutverlust später weiß ich dann auch, warum in der Sensenlüfterbescheibung steht, das Teil sei scharfkantig und man solle beim Verbauen besser Handschuhe anziehen. Handschuhe? Pah! Wofür gibt’s Hansaplast? Und das habe ich auch nur benutzt, damit die Blutströme keinen Kurzschluss verursachen.

Kurzum: Nach tagelangem Kampf und einem unnötigen und vor allem hartnäckigen Chassis Intrusion Error und erfolgreichem Zerlegen und Zusammensetzen meines Rechners läuft er wieder. Das kann fast so viele Hormone ausschütten wie wilder, hemmungsloser Sex, funktionert so aber nur bei Nerds und Raketenwissenschaftlern. Und ich kann wieder schreiben! Heissa!

Für alle, die sich durch die Nerdsprechpassagen gekämpft und wenig bis nichts verstanden haben, schließe ich mit den folgenden Zeilen:

Der Pfau
ist blau,
der Hund
macht wau
mi’m Mund.

Geschlossen wird auch mit dem Versprechen, weiter Worte zu verdichten. Ich habe ja noch einen kleinen Vorrat.

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*Ja, da kommt noch was. Technisch weniger Versiert- und Interessierte dürfen gerne bis zum Ende vorscrollen.

Fünf Worte, ein Gedicht: Tango am Okavango

Fünf Worte, ein Gedicht: Tango am Okavango

Ich habe es so gewollt, und Murmeltier Phil hat zugeschlagen, als Erster vor und neben einigen anderen. Und das alles nur, weil er in Afrika einen eigenen Stamm gründen will, wenn ich das richtig verstanden habe. So kommt es denn eher vom Schwarzen Kontinent denn von ungefähr, was Phil sich wünscht: Malariaprophylaxe, Klappspaten, Pickup, Okavango und Gin Tonic sollen’s sein. Na denne.

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Ein Jäger stellte demletzt fest
(er war beim Revier durchstreifen):
Verkehr im Wald sei eine Pest
und er brauche Zebrastreifen!

Jogger, Rehe, Keiler, Hasen,
die täten wild und neuerdings
einfach durch die Wälder rasen
und kännten* nicht mal rechts vor links.

Der Jäger packte also schlau
in seinen Koffer sein Gewehr,
auch die Maria (seine Frau),
ja, völlig ohne Gegenwehr.

Auf seinen Pickup legt er schnell
das Gepäck mit Frau und Flinte,
tankt noch den Wagen voll bei Shell
und sich selbst in einer Pinte.

Nach elf Gin Tonic, wunderbar,
geht der Jägersmann auf Achse.
Der Alkohol dient, sonnenklar,
der Malariaprophylaxe.**

So wankt er schnurstracks aus der Pinte,
und erschreckt arg, als er sieht:
Da steht Maria mit der Flinte,
die böse das Gesicht verzieht.***

Der Jägersmann war schwer besoffen,
doch  Maria, die er hart
per Klappspaten am Kopf getroffen,
war nun wach und voll in Fahrt.

Er wolle doch nach Afrika,
in Deutsch-Südwest die Zebras jagen,
mit Halali und viel Trara
und mit Maria und dem Wagen.

Die Zebrastreifen könnt’ er nutzen,
für den Verkehr in seinem Wald,
für Jogger, Hirsche, wilde Wutzen:
Dann würde alles besser, bald!

In Marias Augen war ein Anflug
von Verständnis und sie zog
‘ne Braue hoch und dann den Abzug:
Waidmanns Heil, der Jäger flog!

Gewiss, er flog nicht wirklich weit
und böse blutend weg nach hinten,
doch dachte er den Rest der Zeit
an Zebras, Jogger und an Flinten.

Und Maria, die flog auch, jedoch
lebend und nach Afrika,
vergaß den Jäger mit dem Schussloch
und lebte fröhlich immerdar.

Auf ihrer aller Rettung Feier
(und geseh’n am Okavango),
da tanzten hundert Zebras heuer
mitsamt ihrer Streifen Tango.

Die Moral aus diesem Vorfall
ist sehr einfach zu efassen:
Hast du ‘nen Jagdschein und ‘nen Knall,
solltest du das Jagen lassen!

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*Ja, staunen Sie nur über die wilden, unerforschten Formen deutscher Grammatik! Ein “würden … kennen” wäre mir sicherer gewesen, hätte sich aber nicht gereimt und einen inakzeptablen Metrikunfall verursacht.

**Nichts gegen Vorsorge, doch lesen Sie hier bitteschön “Malar-j-aprophylaxe” statt “Malar-i-aprophylaxe”. Falls Ihnen das schwerfällt, so denken Sie einfach an “Biene Maja-Prophylaxe”. Das klingt zwar absurd, aber es hilft.

***Maria, nicht die Flinte.