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Category: Scheibster schillert

Die schönste Frau

Die schönste Frau

Verträumt betrete ich den Zug,
da seh’ ich dich, die schönste Frau,
von Kopf bis Zeh und via Bug,
ich bin ganz wach, hin, weg und wow!

Haar voll strahlend Glanz wie deines
sah ich dieses Jahr noch keines!
Lippen, Augen, Nase, Wangen –
zu perfekt mehr zu verlangen!

Dass ich dich treffe – naja, sehe,
muss Schicksal, Fügung, sonstwas sein!
Du bist nun ganz in meiner Nähe.
Ach, könnten wir zusammen sein!

Mit deiner elfengleichen Hand
fährst du durchs Haar, übers Gewand.
Unbändig steigt in mir die Lust,
es klebt mein Blick an deiner Brust!

Dann stehst du einfach auf, steigst aus,
nach draußen, weg, au revoir,
gehst ins Büro oder nach Haus –
nur ich sitze verträumt noch da.

Dich, dich werd’ ich nie vergessen,
bin von dir völlig besessen,
spür’s tief in meines Herzens Grunde –
für wenigstens ‘ne Viertelstunde!

Der Beste kommt zum Schluss

Der Beste kommt zum Schluss

Im örtlichen Seniorenstift,
ist’s, wo Seniorität sich trifft
(mit Sen… Senilität zumeist)
und dort gemeinsam still vergreist.

Der hier verbrachte Lebensabend
verläuft sehr oft nicht g’rade trabend:
Canasta, Bridge und Domino
sind kein Ersatz für Libido.

Wenn Opa Alfons, der sonst grollt,
einmal der Frühling überrollt,
wird der Pfleger schnell geordert
und mehr Abwechslung gefordert.

Dieser bietet ihm gleich an:
Musik, Kultur, da sei was dran!
Wie wär’ es mit ‘ner Butterfahrt
zu ‘nem Konzert, was in der Art?

Er fände stets viel Harmonie
in Oper und Philharmonie,
(Alfons’ Harndrang, diesen ständ’gen,
könnt’ man ja mit Windeln bänd’gen.)

Doch Alfons schüttelt Kopf und Mund
(und Parkinson ist nicht der Grund),
denn der Beste kommt zum Schluss:
Johann Strauss bringt nur Verdruss.

“Geh’ mir fort mit all der Klassik,
ich, Alfons, mag es lieber rassig!
Scheiß’ auf  die Oper Fledermaus,
der Opa braucht ‘ne Ledermaus!”

Die ält’ren Herren finden’s klasse,
Alfons’ Idee von Maus und Rasse,
spenden freudig ihm Applaus,
doch der Betreuer, der weicht aus.

‘ne Domina tät’ dem Budget
(und Alfons’ Hintern) ziemlich weh.
Mehr als ‘ne Putzfrau mit ‘nem Lappen
könnt’ er beileibe nicht berappen!

Alfons flucht das volle Spektrum,
ruft mehrmals was vom Loch (im Rektum),
doch ist der Aufruhr schnell vergessen
dank Alzheimer und Mittagessen.

Und die Lektion? Ist er zu teuer,
Seniorenspaß für den Betreuer,
dann muss auch einmal für die Alten
eine Vileda-Maus herhalten!

Fünf Worte, ein Gedicht: Mais très chère!

Fünf Worte, ein Gedicht: Mais très chère!

So ist das, wenn man Nachbarn hat, die wissen, was man so verdichtet. Sie geben mir einfach fünf Worte und warten voller Freude darauf, dass ich daran scheitern möge daraus etwas bauen würde, woran sich noch Generationen erinnern werden. Ob das wohl mit Mähdrescher, Teelicht, Hydrocephalus, Brillengestell und Toilettensitzerhöhung funktionieren wird?

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Gestern Morgen ging der Paule
(er war nicht fleißig, eher faule)
mit Gehaltsvorstellungsbetreff*
in das Büro von seinem Chef.

Das Büro, nimmt man’s genauer,
war eher Stall – der Chef war Bauer,
auch heut’ zudem sehr schlecht gelaunt
und von Pauls Ansinnen erstaunt.

Doch Paule fasste allen Mut,
Brillengestell und seinen Hut,
bewegte rhythmisch seinen Mund
und tat dem Chef die Wünsche kund.

“Mensch, Boss, gib zu, im Mähdrescher
sah niemals je ein Typ fescher
aus als wie ich, doch mein Gehalt
ist nicht das einer Lichtgestalt.”**

Der Cheflandwirt hielt nur kurz inne
und schrie (nicht ganz in Paules Sinne):
“Was kommt denn da bloß für ein Stuss
aus deinem Hydrocephalus?

‘ne Lichtgestalt wärst du wohl gern’,
ein Teelicht trifft viel mehr den Kern!
Weißt du, was du kriegst als Lösung?
‘ne Toilettensitzerhöhung!”

Der Paul entfloh diesem Malheur
um Badezimmerzubehör
und er erkannt’ schlussendlich dann:
Ein Feldweg ist kein Catwalk, Mann!

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*Falls jemand auf die Idee kommen sollte, mir jemals dieses Wort zum Verdichten vorzugeben: Zu spät. Äläbäh!

**Freunde angenehmer Metrik werden sich hier an eine Traktorfahrt über einen frischgepflügten Acker erinnert fühlen. Das ist volle Absicht und dient als metrische Metapher.

Fünf Worte, ein Gedicht: Der Huf des Muezzin

Fünf Worte, ein Gedicht: Der Huf des Muezzin

Es wird Zeit, aber wirklich. Herr Medizinalrat Pé scheint zum Glück ein Mensch von der geduldigen Sorte. Zum Glück für sich selbst, denn sonst hätte er beim Warten auf sein Fünf Worte-Gedicht sicher noch mehr graue Haare bekommen. Wünschen tat er sich Muezzin, Dattel, Melonentransporthose, Verschleierung und Fichtennadelöhr. Meiner eigenen Gesundheit zuliebe werde ich nun darauf achten, dass daraus nichts wird, was als lyrische Mohammed-Karikatur gesehen werden könnte.

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Es sang dereinst ein Muezzin
ein Lied beim Tanken von Benzin,
schwang seine Hüfte und den Schlauch*
und seine Arme und den Bauch.

Von dieser Show sehr angetan
sprach eine Schönheit ihn gleich an,
ob er denn auch für sie mal sänge,
und die Extremitäten schwänge.

“Salem, du wunderschöne Dattel,
beim Singen sitz’ ich fest im Sattel!
Vom Tanz tanz’ ich dir jede Pose,
auch in Melonentransporthose!

Lass’ mich mein Stahlkamel noch tanken,
dann komm’ mit mir, du wirst’s mir danken!”
Die Schönheit ließ sich nicht lang’ bitten,
und alsbald war’n sie fort geritten**.

Dann, beim Muezzin zuhause,
tranken sie ‘ne Liebesbrause.
Die Schönheit trug, um sich zu adeln,
am Ohr Parfüm von Fichtennadeln.

“Ich hoffe, dass ich dich betör’,
ich und mein Fichtennadelöhr!”
so hauchte sie beim Lösen
ihrer Verschlei’rung Ösen.

Was dann passierte, sei verschwiegen
(Tanz und Gesang, auch mal im Liegen),
was zeigt, dass hin und wieder, dann und wann,
auch eine Tank- ‘ne Tanzstelle sein kann!

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*Den Benzinschlauch, natürlich. Alles andere hatte er anständig verpackt.

**Auch “Ford geritten” hätte hier gepasst, nicht wahr?

Au-ge um Au-ge

Au-ge um Au-ge

Es traf einst Descartes Rousseau
auf einen Kaffee oder zwo,
um intensiv zu diskutieren
über Gefühle – die von Tieren.

“René”, sagte Rousseau zunächst,
“Ich weiß, dass du zu denken pflegst
(ob dass du seist), es sei das Tier
frei von Gefühl jeder Manier.”

“Das ist, mein lieber Jaques, ganz wahr,
und jedem Denker sonnenklar:
Tiere sind wie Automaten,
fühlen kaum mehr als mein Spaten*.”

Rousseau fand diesen Standpunkt scheiße,
warum’s dann “Au-tomaten” heiße,
alleine darin stecke schon ein Schmerz.
Auch Pf-au und Aua-hahn besäßen Herz!

Descartes, der dachte nach (ein Weilchen),
nahm dann den Spaten, schlug ein Veilchen
ins Au-ge von Jean-Jaques Rousseau,
trank den Kaffee und ging aufs Klo.

Zurück vom Ort rief er: “Adieu!
Ich habe Denkerdiarrhoe!
Doch du, cher Jaques, du hast ganz recht:
Auch Blumen können schmerzen. Echt!”

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*Wer sich gerade fragt, woher Rousseau den Spaten hatte, dem sei gesagt, dass der berühmte Philosoph auch ein begeisterter Hobbygärtner war und stets einen Spaten bei sich trug.