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Category: My First Love

"Es fing an, als sie mich anrief…"

"Es fing an, als sie mich anrief…"

Dieses ist Teil 2 der Abhandlung über Musik und mich. Er wird nicht weniger lang und nicht aufregender sein als Teil 1. Vermutlich. Es sei zudem vermerkt, dass ich das nur für den Herrn Grob schreibe. Gut, nicht nur, aber im Besonderen.

Die nächste Phase: Teenagerliebe trifft auf Wechselstrom/Gleichstrom

Zwei “Ärzte”-Kassetten waren das Geschenk von Andreas zu meinem Geburtstag 1988. Nachdem ich zunächst ein wenig befremdet war von dem rotzfrechen Berliner Fun-Punk (“…eine tote Qualle hat in etwa dein Niveau…”), der da völlig ohne Vorbereitung auf mein noch so formbares Wesen traf, fand ich ziemlich schnell Gefallen daran. Etwa zur gleichen Zeit begannen meine Eltern damit, verstärkt hr4 zu hören. Wer das nicht kennt, dem sei gesagt: Es ist etwas mit viel “Rummtata!” für die Generation 50+. Und für Leute, die hektische Musik (am Ende noch mit Gitarren drin) ohnehin nie von ganzem Herzen mochten. Ich kann hr4 bis heute nicht leiden.

Grund genug für mich, demonstrativ eine andere Richtung zu wählen. Beim Mitschneiden der hr3-Hitparade im Jahre 1989 kündigte schließlich der damalige Moderator Thomas Koschwitz mit großem Tamtam und Trara die neue Single einer Band an, von der ich vorher nicht viel gehört hatte, jedenfalls nicht bewusst. Queen? Das sind doch die mit “We Will Rock You” und “We Are The Champions”. Und was soll das sein? “I Want It All”? – Verdammte Hacke. Was war das für eine Rockkelle! Das zugehörige Album “The Miracle” sollte bald Grundstein meiner Queen-Sammlung werden, und Queen Dreh- und Angelpunkt meines Musikgeschmacks.*

Im darauffolgenden Jahr war es einmal mehr Andreas, der mir richtungsweisend zur Konfirmation zwei LPs schenkte: “Appetite For Destruction” von Guns N’Roses (meine Eltern waren wenig begeistert über die netten Zeichnungen) und “Dr. Feelgood” von Mötley Crüe. Heissa, wenn das mal nicht ordentlich in die Ohren und zur Sache ging. Ich durfte es im Auto meiner Eltern nur über den Walkman hören, aber das war schon ok. Ordentlich aufgedreht überschallte “Paradise City” spielend den aus dem Autoradio tönenden hr4. Das wurde im übrigen von allen Insassen so wahrgenommen.


“Das ist ja eklig.” [Mama S., 1990]

Erste Kontakte mit Bon Jovis “New Jersey” und Foreigners Best Of-Kompilation “Records” festigten meinen eingeschlagenen Weg zum Jünger der Götter des Rock**. Und dann, im Jahre 1990 des Herrn brachten die Australier um Angus Young (AC/DC) ihr letztes gutes Album, “Razor’s Edge”, heraus. Während ich meine Klassenkameraden noch schräg angeschaut hatte, als sie zwei Jahre zuvor “Heatseeker” gesungen hatten (zum Glück nur während der Schulpausen), infizierte mich die erste Single “Thunderstruck” sofort. Blöde nur, dass meine Haare (die auf dem Kopf, denn Brusthaarbanging wird seine Hochkonjunktur erst in der Zukunft erleben) nicht so schnell wuchsen, wie ich es zu diesem Zeitpunkt hätte gebrauchen können.

Schon wieder war es Andreas, der mir ein paar der älteren Alben von AC/DC auf Kassette überspielte und so schließlich dafür sorgte, dass ich im Sommer des folgenden Jahres zusammen mit Thomas G. und Lars P. L.*** in Mainz-Finthen mein erstes Konzert besuchte: Monsters of Rock mit AC/DC, Metallica, Mötley Crüe, Queensryche und den Black Crowes.

Das waren damals acht Stunden Konzert für sage und schreibe 60,00 DM (!!!) und ein echtes Erlebnis. Mötley Crüe zertrümmerten zum Schluss standesgemäß ihre Instrumente auf der Bühne, und AC/DC hatten für “Hell’s Bells” eine Riesenglocke eingeschifft und zu “Moneytalks” ganz viele Angus Young-Dollars in die Menge verteilt.

Mit Metallica konnte ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht viel anfangen, doch noch vor Ende des Jahres sollte sich das ändern. Wie das ablief, erfahrt ihr im dritten Teil dieser Reihe.

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*Die Vielfältigkeit dieser Band ist einfach unbeschreiblich. Wer nur die “Greatest Hits”-Kompilationen kennt, hat viel versäumt. Schade nur, dass ich Queen nie in Originalbesetzung live erleben durfte, denn auf der Bühne waren sie mindestens so stark wie im Studio.

**…’n’Roll. Oder Hard Rock. Oder Classic Rock. Jedenfalls nicht das Kleidungsstück, selbst wenn das etwa zur gleichen Zeit interessant wurde. Und nicht von mir getragen, natürlich.

***Thomas baut heute Staudämme in Israel. Lars verlegt Horrorhörbücher und wird bald Papa. Aus den wilden Jugendlichen von damals ist doch noch etwas Ordentliches geworden. Obwohl das, wenigstens bei Lars, auch anders hätte ausgehen können.

"Is this the real life…"

"Is this the real life…"

Wem beim Lesen des Titels dieses Beitrages sofort “…is this just fantasy…” und Queens “Bohemian Rhapsody” mindestens für die 5:56 Minuten Gesamtlänge durch den Kopf schwirrt, der darf gefahrlos weiterlesen. Dies wird ein endloser ziemlich langwieriger umfangreicher Text zu mir und Musik.

Musik ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil meines Lebens. Aktiv beschränke ich mich auf schräg Singen zu allen unpassenden Gelegenheiten und dem spaßigen SingStar.* Musik hören ist da schon sehr viel mehr mein Ding. Diese Leidenschaft, gekoppelt meinem missionarischen Sendungsbewusstsein, hätten aus mir bestimmt einen guten Radiomoderator oder Musikredakteur** gemacht. Statt dessen bin ich nun Raketenwissenschaftler. Kein schlechter oder unehrenhafter Beruf, ganz klar, und sicher besser bezahlt. So ist das mit den Entscheidungen, die man im Leben trifft. Kein Licht ohne Schatten – und umgekehrt.

Musik ist auch für andere wichtig, doch habe ich das Gefühl, mehr als andere Menschen leiden zu müssen, wenn es plötzlich keine Musik mehr gäbe. Soundtrack des Lebens, Ausdruck für das Unausdrückbare, Zuflucht, Expedition, Lebensgefühl: All das und noch mehr ist Musik für mich. John Miles beschrieb das 1976 (zufälligerweise das Jahr meiner Geburt) mit “Music” besser, als ich es hier aufschreiben könnte.

Wie kam es eigentlich so weit? Wenn ich an meine Wurzeln denke, die ersten Interessen, so muss ich mehr als schmunzeln und mich wundern, wie es so weit kommen konnte.

Die ersten Anfänge: Udo Jürgens meets Klaus Eberhartinger

Jeder Mensch braucht Orientierungsphasen. Meistens beginnen die mit den Schallplatten der Eltern. Da waren so tolle Sachen wie Küchenlieder dabei, die ich sehr ernst nahm und die mich deswegen tatsächlich zum Weinen*** brachten. Nachdem ich das ohne Trauma überstanden hatte, waren Michael Holm, Udo Jürgens und Adam und die Mickys an der Reihe. Mit englischer Musik konnte ich mangels Sprachkenntnis zu jener Zeit nicht viel anfangen****, also war als nächstes die Erste Allgemeine Verunsicherung dran (als erste ganz eigene Musik-LP). “Banküberfall” und “Märchenprinz”, später auch “Küss die Hand, schöne Frau” konnte ich auswendig darbieten.***** Das hat mich immerhin bis zum stellvertretenden Klassensprecher gebracht.

Und mit dem ersten Englisch-Unterricht wuchs das Interesse an englischsprachiger Musik. Die ließ sich prima aus dem Radio aufnehmen (und was habe ich mich geärgert, wenn ich beim fiebrigen Warten während der alldonnerstäglichen hr3-Hitparade den Aufnahmeknopf zum falschen Zeitpunkt drückte), aber man konnte auch sein Taschengeld investieren und sie kaufen. Das mache ich bis heute noch, denn gute Musik verdient es, gekauft zu werden.

Allerdings hat sich meine Definition von “guter Musik” weiterentwickelt. Damals hielt ich Mandy Winter, Milli Vanilli und Michael Jackson für eine echt prima Entscheidung. Bei Michael Jackson bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich ihn immer noch irgendwie gut finden soll. Vor Monaten hörte ich quasi überraschend im Radio “Man In The Mirror”, und war schwer beeindruckt über diesen Überfall aus den Tiefen der frühpubertären musikalischen Erinnerungen.******

Und dann, zu meinem zwölften Geburtstag, schenkte mir mein ältester Freund Andreas zwei Kassetten mit Liedern der Ärzte. Welchen Eindruck das bei mir und der mich erziehenden Umwelt hinterließ, werdet ihr in Teil 2 erfahren – wenn ihr wollt.

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*Zugegeben, als ich noch bedeutend jünger war, habe ich Heimorgel gespielt und bei Herrn Ciba, meinem damaligen Musiklehrer, im Chor gesungen. Außerdem habe ich mir 2005 eine E-Gitarre gekauft und mindestens schon drei Akkorde gelernt. Letzteres ist aber schon fast mehr als ein Jahr her. Schade eigentlich.

**”Du hast echt ein Gesicht fürs Radio!” hat zum Glück noch niemand zu mir gesagt. Aber falls doch, gehe ich auf jeden Fall zu hr3 und werde Werner Reinkes Copilot.

***Auch Jungs dürfen das, jedenfalls wenn es dunkel ist und keiner sieht. Nun, Mama hat es gesehen, und ich tat ihr sehr leid.

****Wenn man von der Begeisterung für “It’s A Sin” von den Pet Shop Boys absieht, das mir im richtigen Moment auch noch heute einen Schauer über den Rücken jagen kann. Und Modern Talking fand ich zu jeder Zeit doof.

*****Memo an mich selbst: Unbedingt mal die CDs besorgen. Die Schallplatten und MCs taugen nix mehr.

******Ich war damals sogar in “Moonwalk” im Kino. Für alle Jüngeren: Das war ein Kinofilm von und mit M.J. Muss man aber nicht gesehen haben. Nun, damals schon.

Die Wiedergeburt des Kurt C. aus S.

Die Wiedergeburt des Kurt C. aus S.

Manche Erkenntnis reift nur, wenn der Klapsenschaffner und der Baron* zu Besuch sind. Ein wenig Absinth zur Abrundung kann nicht schaden, wenn man zu einem Erkenntnis wie dem folgenden gelangen möchte:

Kurt Cobain wurde wiedergeboren, und zwar als Kurt “Candlebutt” Cobear.

Jawoll. Irgendwie muss er in seinem kurzem Leben eine Menge Mist gebaut haben, denn er kam zurück als Bärenkitschkerze. Auch noch als weibliche. Das ist sicher die Strafe dafür, dass er einst Courtney Love ehelichte.

Und das Schrotflintenproblem scheint leider auch noch nicht gelöst.


Aus dem Nirvana auf den Wohnzimmertisch: Kurt Cobear

Ich erwarte, dass sich unsere Wohnung in den nächsten Tagen zu einer Pilgerstätte für Nirvana-Fans entwickelt und meine Freundin, der Kurt Cobear gehört, zur neuen Prophetin des Grunge erklärt wird. Ich bin gespannt.

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*Baron de Escal, lecka spanischer Rotwein.

Ein Bett im Dornfeld (2)

Ein Bett im Dornfeld (2)

Die Musikschneiderei nimmt schier kein Ende, ganz im Gegensatz zu den Rotweinbeständen zuhause. Wie gut, dass ich derzeit trocken bin, noch trockener als der servierte Dornfelder, sozusagen.

Wenigstens nimmt das Ganze lustige Farben und Wortgestalt an.


Rotweinblaue Zunge einer unbekannten jungen Dame

Die schönsten Zitate:

K: Weiter rein!
Ich: Weiter rein?
T: Noch weiter rein?
K: Er soll’s doch nur probieren!

…und kurze Zeit später…

T: Zu weit drin. Definitiv!
K: Ich find’s toll, wenn die Leute das schon von hinten hören.

Und nicht vergessen: Es wurde Musik geschnitten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Erde an Scheibster

Erde an Scheibster

Es gibt bereits Beschwerden, ich würde nichts mehr schreiben. Stimmt auch. Ist im Moment ein wenig doof.

Wenigstens habe ich seit heute abend meine letzten verbliebenen (und nicht weitervermittelten) Habseligkeiten aus meiner alten Wohnung (die mit dem blöden Vermieter). Falls jemand einen echt tollen Kühlschrank mit Eisfach von Siemens in neuwertigem Zustand sucht, einfach mal bei mir melden. Hätte da günstig einen abzugeben. Und falls jemand ein neues Paar Arme für meine Freundin hat, bitte auch melden. Die musste nämlich mittragen.

Überhaupt sollte ein jeder die Musiktipps von Ole Cordsen gelesen und zu Herzen genommen haben. Der hat sich nämlich echt viel Mühe gegeben und eine Menge Gutes ausgegraben, was noch wenige kennen, aber viel mehr kennen sollten. Ich habe mir schon eine CD daraus erstellt, die im Moment hoch und runter dudelt.

Meine Freundin: “Das hatten wir doch heute morgen schon?!”
Ich: “Ja. Aber ich find’s gut.”

Danke, Ole.