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Category: Scheibsters Schnappschüsse

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XVIII

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XVIII

Letzte Woche war ich morgens noch einmal in meinem alten Raketenlabor. Ich hatte nämlich dort einst eine Raketenblaupausendatenbank gebaut und musste meinen Ex-Raketenwissenschaftlerkollegen noch ein wenig erklären, wie man das Datenchaos produktiv nutzen kann.

Natürlich habe ich mich sehr gefreut, alle alten Gesichter wiederzusehen, aber ich mache mir ernsthaft sorgen um den Herrn Schmidt. Er hatte zwar extra und nur für mich seine Biene-Maja-Krawatte* angezogen, aber ich musste auf seinem Labortisch einen ärztlichen Hinweis finden, der mich aufschrecken ließ: Nicht nur, dass der Herr Schmidt vor lauter Trennungsschmerz zum Arzt** muss, nein, der Arzt muss ihn noch explizit bitten, vorher keinen Alkohol zu trinken. Trinkt er am Ende wegen mir?


Auch in den schlimmsten Lebenslagen noch gut gelaunt: Der Herr Schmidt.

Ich rede mir einfach ein, er hätte nur meinen Weggang über Wochen überschwänglich gefeiert. Das ist zwar bestimmt gelogen, aber es beruhigt mein Gewissen.

Und wer jetzt behauptet, ich sollte mehr trinken und weniger schreiben, der ist ein alter Spielverderber.

Jawoll.
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*Schade eigentlich, dass der Herr Schmidt nicht Mayer heißt, sonst wäre er für einen schönen Wortwitz gut gewesen.

**Der Arzt heißt Herr Schmitt und hat sogar den gleichen Vornamen wie der Herr Schmidt, freut sich aber angeblich nie besonders, den Herrn Schmidt zu sehen. Tsk.

The Life Of A Rocket Scientist, Vol. XVII

The Life Of A Rocket Scientist, Vol. XVII

Warum eigentlich nicht einmal in Neudeutsch bloggen? Na? Eben. Hilfe gibt’s hier.

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Think Tanks.

In my (new) rocket lab, these things are all over the place. Tiny cages made of glass providing just enough space to squeeze in one regular or two rather skinny rocket scientists. With their laptops, that is.


Hardly larger than a telephone box

Besides the fact that think tanks occupy valuable lab space and hinder free movement and assembly of rockets within the lab, what is their real purpose?

In practice, they’re used when people need to be alone. Which is once you need to talk to your wife, your husband, your girl-friend, your boy-friend or your possible future employer and none of your fellow scientists really needs to know.*

As conference rooms are a scarce commodity, and even scarcer than lab space, people tend to use think tanks as conference rooms and sometimes miraculously manage to fit in as much as four rocket scientists.** Once the air conditioning inside these things is weaker than the sientists natural odors, they righteously turn into stink tanks. Now you go and try to think in a place that smells like ten soaked dead weasels.

Some of the luckier interns, students and other slave workers get to spend much of their time in a think tank, as regular desks are usually only available should a rocket scientist be out of lab. I admit that having to actually do research in a think tank would make me feel like a gold fish in a bowl, the difference being that the gold fish would get fresh water and food on a regular basis. But after all: They’re interns, students and slave workers, so some of them even get paid.

The original idea of a think tank, as it seems, was to have a place that enables you to think. This, however, implies that outside of those think tanks, i.e. in the majority of the rocket lab, thinking was hardly possible and people were sitting around with a zombie stare and drooled on their rocket blue prints and keyboards.

As this does not apply to all of my fellow rocket scientists, this think tank concept somehow seems bugged to me.

What is more: Who ever thought of calling a think tank think tank?*** It is a known fact that many good ideas were born in the bathroom where space is usually just as limited, but the major difference is that in the bathroom, people cannot watch you thinking, and you cannot watch them drool research. And how could thoughts – and that is not speaking of the more creative ones – ever evolve freely in an environment that is physically as limited as a prison cell built for solitary confinement?

So the “think” in that think tank is obviously just pretending. But what should it actually read?

“Sink tank”**** then makes me see images of the Titanic, long to look for a life boat and finally see Jack Dawson die in the icy sea.

A “sing tank”, however, would in my opinion be a real improvement. Get to sing whenever you feel like it and not molest your fellow scientists with your utter lack of talent. I should make a note of it. Well, I already have.

And still, that “tank” gives it all a martial taste. Like, “I will now man the think tank and shoot me a few of these droolers. And yeah, I will do this by sheer mind power. Better watch your back!”

It seems I will have to sleep over that. Too bad the think tanks in my lab do not have any blinds so you could use them as nap tanks.

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*And you’re sure they’re dying to know.

**They need help from outside to get out again, though.

***Whoever it was probably hoped for the development of temporary brain factory like congregations of rocket scientist. Oh well.

****”Sink tank” is what some of the scientists actually say. That “th” can be a little bastard for some people, especially in Germany.

Leise rieselt…

Leise rieselt…

Nein, es geht hier nicht um Winter, denn es ist ja gerade mal Herbst und heute auch noch ziemlich goldener dazu.

Nein, es rieselt der Kalk. Jawohl. Ich werde älter, und das merke ich unter anderem daran, dass ich anfange, über meine Wehwehchen zu bloggen. Und natürlich an den Wehwehchen selbst.

So setzte mich demletzt eine fiese Verkalkung im Arm-/Schultergelenkbereich fast außer Gefecht.* Das fühlte sich bei vielen Bewegungen dann so an, als würde mein Arm aus dem Schultergelenk fallen.


Klein, aber weiß und oho

Ernüchternd war alleine schon der Umstand, dass der Orthopäde meines Vertrauens telefonisch schon mal gar nicht zu erreichen war, ich deswegen in persona vorbeischaute und einen Termin vierzehn Tage später in Aussicht gestellt bekam. Man hatte allerdings das Einsehen, dass meine Beschwerden in jenem Moment nach Behandlung verlangten und verwies mich auch wegen der Notwendigkeit einer Röntgenaufnahme (die aus ausstattungstechnischer Sicht auch dort hätte vorgenommen werden können) ans nächstgelegene Krankenhaus.

Ich bewegte mich daraufhin gehorsam zu besagtem Krankenhaus. Auf meinen Lagebericht in der Ambulanz und meine Bitte um einmal Durchleuchten wurde ich zunächst gefragt, ob ich denn schon hier oder auch dort war, und dass das ja nicht so einfach ginge und ob ich überhaupt eine Überweisung vom Hausarzt hätte.

Ich hätte dem Herrn Ambulanzportier gerne gesagt, dass mir das alles scheißegal sei, ich üble Schmerzen im Arm hatte und einfach nur ein wenig medizinischen Rat und Hilfe brauchte. Stattdessen tat ich das, was ich eigentlich (bis dato) nur ungern tat**, und fragte, wie das denn für Privatversicherte ausschaue.

Und siehe da: Eine Unterschrift und für die dortigen Umstände sehr kurze fünfundsiebzig Minuten später hatte ich meine Diagnose, mein Rezept und meine Röntgenbilder in der Hand und konnte mich zurück zum Orthopäden machen, wo ich dann sofort einen Untersuchungstermin erhielt und für den nächsten Tag einen Behandlungstermin.

Auch unter der Berücksichtigung des Umstandes, dass Privatpatienten oft zu einem erheblichen Teil zum Wohle und der Existenz vieler Arztpraxen beitragen, sehe ich keine echte Fairness im deutschen Krankenkastensystem. Aber da erzähle ich nichts wirklich Neues und bin ganz ehrlich froh, auf der angenehmeren Seite eben jenes Systems zu sein.***

Zum Abschluss noch ein medizinischer Tipp am Rande: Verkalkungen können sehr erfolgreich mit Stoßwellen behandelt werden, die die Medizin bis vor einigen Jahren zur Behandlung bzw. Zertrümmerung von Nierensteinen eingesetzt hatte. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen (außer der AOK) übernehmen mittlerweile die Therapiekosten.

Deswegen bin ich mir auch sicher, dass an der Volksweisheit “Leicht Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen” in der Tat ein Stück Wahrheit steckt. Mit jedem Schlag löst sich ein Stück Kalk. Aber bevor ihr jetzt anfangt, euren Kindern täglich eine zu semmeln: Das funktioniert erst in fortgeschrittenem Alter. So wie bei mir.

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*Ich könnte jetzt behaupten, dass ich deswegen in letzter Zeit so unregelmäßig blogge. Wäre aber glatt gelogen.

**Beim ersten Orthopädenbesuch hätte es wahrscheinlich auch geholfen.

***Ah, Flamepotenzial! Legt nur los.

Nur ein Genie beherrscht meinen Schreibtisch

Nur ein Genie beherrscht meinen Schreibtisch

Ich gebe es offen zu: Auf Außenstehende mag mein Schreibtisch den Eindruck des heillosen Chaos erwecken. Aber das ist so nicht richtig: Ich weiß, wo mein Zeug ist.* Und ich weiß auch, wo das Zeug meiner Freundin ist, das sich auf meinem Schreibtisch verirrt hat befindet.

Sie: “Ich hatte mal eine Rechenmaschine.”

Ich: “Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort.”

Sie (nach Betrachten des Fotos): “Oh, jetzt weiß ich auch, wo meine Kulis sind.”
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*Spätestens nach fünfzehn Minuten Suche.

Der sich den Wolf wählt

Der sich den Wolf wählt

Gestern abend war es so weit: Das erste Mal in meinem Leben traf ich Menschen, die ich bisher nur über ihren Blog kannte.*

Der grundehrliche Herr Wolf hatte seine letzte studentische Prüfung zu feiern und fand sich zum Begießen dieses Umstandes zusammen mit seiner grundunschuldigen Ex-Mitbewohnerin Frau Wahl und seiner besseren Hälfte, dem grundgeduldigen Herrn M. in der Havanna Bar in Bad Nauheim ein.


Kunst auf der Herrentoilette: Marilyn Manson meets Charlie Chaplin meets The Joker

Nun ist anonymes Bloggen an und für sich durchaus etwas Feines, und sich mit mehr oder weniger wildfremden Menschen aus der eigenen Blogroll zu betrinken treffen ein fast gewagtes Experiment. Aber um es kurz zu fassen: Die Chemie stimmte vom ersten Moment an.

Das Amüsemang konnte nicht einmal von den sehr mit sich selbst beschäftigten bedienenden jungen Herren getrübt werden, zumal die Cocktails wie erwartet lecker waren und schlussendlich – wie ich heute morgen bemerken musste – die Rechnung nicht einmal vollständig war.


Und wo ist der zweite Weißrusse? Und das vierte, äh, Wasser?

Dafür hatte der Endbetrag eine gewisse Ästhetik, und da man immer aufhören soll, wenn’s am schönsten ist, gab es im Anschluss in der Wolfshöhle** noch den ein oder anderen guten Schluck Wein.

Im Wein liegt bekanntlich auch die Wahrheit, und die kam deutlich ans Licht der Nacht. Darum gibt es an dieser Stelle mit einem herzlichen Dank an Herrn Wolf***…

Jawohl: Skandalträchtige Geschichten, die die Blogosphäre erschüttern werden! Darauf haben all ihre Leser gewartet, und hier sind sie nun! (Traraaa!)

Wer hätte beispielsweise je geglaubt, dass Frau W. eine fast fertig ausgebildete Pantomime ist, und diese Ausbildung nur wegen der anhaltenden Diskrimierung des Berufsstandes**** aufgegeben hat? Ihre Vergangenheit holt sie jedoch immer wieder ein. Davon kann angeblich eine Küchentür erzählen, an der sie vollkommen nackt ziemlich unbekleidet nur leicht bekleidet geübt haben soll, und zwar nachdem sie im gleichen Kostüm durch Herrn Wolfs Schlafplatz geeilt ist, um ihn vor dem Ertrinken wegen geöffneter Fenster bei Sturzregen zu retten.

Der Herr Wolf ist der Frau W. bis heute so dankbar dafür, dass er in seinem noch zu eröffnenden ernährungswissenschaftlich wertvollen Restaurant/Bar die Frau W. als Chefschnitzeltaxette und Oberspeisekartendolmetscherin einstellen will.

Unglaubliche Szenen? Fürwahr. Da die gute Frau W. schon gestern meinen von meinem Raketenlabor gesponserten Notizzettel essen wollte, belasse ich es hierbei. Zunächst.

Nächste Woche erfahrt ihr dann von Frau W.s verzweifeltem 2:2 gegen die Schwerkraft, ihrer Schwäche für Karohemden und Maschinenbau, warum die Männer bei ihr stehen dürfen und was sie mit dem willentlichen Verpassen öffentlicher Verkehrsmittel zu tun hat.

Und um es nicht zu vergessen: Mein Respekt an dieser Stelle gilt Herrn M., der den gesamten Abend nicht nur das ganze Bloggergeschwafel, sondern auch mein Dummgeschwätz ertragen hat und zudem zusammen mit Herrn Wolf noch ein ausgezeichneter Gastgeber war – so ausgezeichnet, dass ich nicht umhin kam, noch meine Freundin dazuzurufen.

Fazit des gestrigen Abends: Anonym bloggen ist nett, aber die Verrückten zu treffen schlägt das um Längen.

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*Sonst ist das ja tendenziell anders herum.

**Und die ist so groß, dass ich mich fast darin verlaufen hätte. Und sie hat ein eigenes Echo. Glaube ich.

***Herr Wolf übergibt sich übrigens nach eigenen Angaben nur noch selten auf Motorräder, in Parks und in Nebengärten. Ehrenwort.

****Und unter uns: Pantominen sind grenzwertig.