Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XI
Hier sind offenbar die Chaos-Tage angebrochen.
Der Herr Heck, einer meiner Raketenwissenschaftlerkollegen, hat seinen Bildschirm kaputt gemacht. Das sah dann so aus:
Hier den Bildschirm einfach rechts herum drehen ist leider keine Lösung
Zum Glück konnte ich das in meiner De facto-Funktion als IT Supporter wieder richten.
Als nächstes versuchte der Herr Schmidt*, Kernspaltung bei einem Apfel zu betreiben und amputierte sich dabei fast die linke Hand. Unser De-Jure-Ersthelfer und Hobbychirurg, der Herr Gottschalk, konnte sie zum Glück wieder annähen. Bewundernswerterweise hat der Herr Schmidt gleich weitergearbeitet und kaum das Gesicht verzogen. Ein echter Teufelskerl, der Herr Schmidt.
Na gut, ein bisschen hat er schon geschrien. Das war aber vor Wut, dass nicht noch mehr passiert ist.
Schließlich und zu guter Letzt befindet sich auf diesem Stockwerk meines Raketenlabors ein Schulungsraum, der von vielen anderen Raketenwissenschaftlern rege genutzt wird. Jeden Tag. Die Tatsache, dass dort drinnen immer zu wenig Stühle stehen, führt zu einer gemeinen Variante der “Reise nach Jerusalem”. Man muss beispielsweise abwägen, ob es besser ist, den Rest des Tages im Stehen zu forschen oder zu hungern.**
Als wäre das nicht genug, ist dieses Stockwerk auch noch streng geheim und deswegen bestens gesichert. So ertönt ein Alarm, wenn die Tür nach draußen länger als 19,4 Sekunden geöffnet ist. Und weil hier alles so streng geheim und schützenswert ist, ertönt der Alarm viel lauter als in den anderen Stockwerken.***
Da die anderen Raketenwissenschaftler, die den Trainingsraum besuchen, das aber nicht wissen, weil sie ja normalerweise woanders forschen, halten sie ihren Kollegen auch schon mal länger die Tür auf. Oft genug zu lange. Dann klingt es so, als wären bei McDoof die Pömmes fertig, nur doppelt so schnell und zwanzig mal so laut. Eine startende Rakete in fünf Meter Entfernung könnte nicht lauter sein.
Ist aber nicht sooo schlimm, denn nach nur etwa dreißig Minuten hört dieses fieseste Geräusch auf Mutter Erde von selbst wieder auf. Zugegeben, wahrscheinlich sind es nur etwa fünf Minuten, aber die Zeit dehnt sich in solchen Momenten dramatisch. Die meisten meiner Kollegen haben sich mittlerweile daran gewöhnt und können mit Tinnitus und Hirnblutungen ganz gut leben.
Nur wegen des oberstylishen “Schutzengel”-Feuerzeugs ist Herrn Schmidt nicht mehr passiert. Sagt er. Ein gutes Beispiel für die Auswirkungen des doofen Alarms auf die allgemeine psychische Verfassung.
Und wer jetzt behauptet, ich würde ganz furchtbar übertreiben und mir sei einfach nur langweilig, ist ein alter Spielverderber.
Jawoll.
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* Treue Leser kennen ihn auch als den Bad Sodener Erzmagier.
** Oder nicht im nächsten Raketenwissenschaftlermeeting zu erscheinen. Oder sich in die Hose zu machen.
*** Dieser Alarm verstößt meines Erachtens gegen die Genfer Konventionen. Die letzte Taube, die am Fenster vorbeiflog, als der Alarm lief, ist einfach explodiert.