Fünf Worte, ein Gedicht: Der Huf des Muezzin

Fünf Worte, ein Gedicht: Der Huf des Muezzin

Es wird Zeit, aber wirklich. Herr Medizinalrat Pé scheint zum Glück ein Mensch von der geduldigen Sorte. Zum Glück für sich selbst, denn sonst hätte er beim Warten auf sein Fünf Worte-Gedicht sicher noch mehr graue Haare bekommen. Wünschen tat er sich Muezzin, Dattel, Melonentransporthose, Verschleierung und Fichtennadelöhr. Meiner eigenen Gesundheit zuliebe werde ich nun darauf achten, dass daraus nichts wird, was als lyrische Mohammed-Karikatur gesehen werden könnte.

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Es sang dereinst ein Muezzin
ein Lied beim Tanken von Benzin,
schwang seine Hüfte und den Schlauch*
und seine Arme und den Bauch.

Von dieser Show sehr angetan
sprach eine Schönheit ihn gleich an,
ob er denn auch für sie mal sänge,
und die Extremitäten schwänge.

“Salem, du wunderschöne Dattel,
beim Singen sitz’ ich fest im Sattel!
Vom Tanz tanz’ ich dir jede Pose,
auch in Melonentransporthose!

Lass’ mich mein Stahlkamel noch tanken,
dann komm’ mit mir, du wirst’s mir danken!”
Die Schönheit ließ sich nicht lang’ bitten,
und alsbald war’n sie fort geritten**.

Dann, beim Muezzin zuhause,
tranken sie ‘ne Liebesbrause.
Die Schönheit trug, um sich zu adeln,
am Ohr Parfüm von Fichtennadeln.

“Ich hoffe, dass ich dich betör’,
ich und mein Fichtennadelöhr!”
so hauchte sie beim Lösen
ihrer Verschlei’rung Ösen.

Was dann passierte, sei verschwiegen
(Tanz und Gesang, auch mal im Liegen),
was zeigt, dass hin und wieder, dann und wann,
auch eine Tank- ‘ne Tanzstelle sein kann!

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*Den Benzinschlauch, natürlich. Alles andere hatte er anständig verpackt.

**Auch “Ford geritten” hätte hier gepasst, nicht wahr?

6 thoughts on “Fünf Worte, ein Gedicht: Der Huf des Muezzin

  1. Herr Scheibster, trotz der Schwierigkeit,
    die mich besteint von Zeit zu Zeit,
    möcht ich mich artig doch bedanken,
    auch wenn ich seltener tu tanken.

    Die Dattel aus der fernen Wüste,
    die mich beim Tanken einst begrüßte,
    trug einen dichten Damenbart,
    das wirkte wahrlich nicht apart.

    Drum fahr ich lieber Bicyclette,
    das ist zum einen auch ganz nett,
    zum andern sieht man dann genau,
    ob da auch wirklich ist ‘ne Frau.

  2. Wenn das mal keine lyrische Konkurrenz für die Herren Rushdie und Westergaard ist. Aber die verstehen ja bekanntlich alle Spaß 😉

    Ich holpere aber etwas in S2V2. Was hieltest du davon:

    “Von dieser Show sehr angetan
    sprach ihn eine Schönheit an”

    Eine Silbe weniger, aber dafür so flüssig wie der Rest.

    Prost,
    der Lichtträger 😉

  3. Meister Scheibster: Chapeau, Chapeau!
    Vor Worten wie Melonentransporthose
    wär’ selbst ein Goethe eingeknickt
    Sie aber nehmen jede Hürde
    elegant und auch geschickt
    Das Happy-End stimmt froh!

    Sie dichten bemerkenswert!

  4. @Träger des Lichts: Mein bester Erleuchteter, Rushdie und Westergaard haben vermutlich auch klein angefangen, aber eigentlich mag ich ihnen nicht folgen. Was das Holpern in S2V2 betrifft, so würde Dein Vorschlag zwar ebenfalls holperfrei zu lesen sein (das geht mit dem Original auch, ich hab’s probiert), aber ich würde 8:8 Silben gegen 8:7 Silben tauschen. Beides hat seinen Charme. Auf jeden Fall danke für die Anregung!

    @weltdeswissens: Meine liebe Frau wdw, vielen Dank für die lieben Worte und Verse! Das Wundervolle hieran ist, dass ich etwas tue, das mir Spaß macht, indem ich dichte, und dafür sogar noch etwas zurückbekomme. Und das mit dem Fußfetischismus finde ich überaus amüsant. 🙂

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