Fairfallsdatum?

Fairfallsdatum?

Kürzlich gesehen auf ARTE und mich sofort wiedergefunden: Ein Beitrag über geplante Obsoleszenz. Geplante Obsoleszenz ist, wenn einem Produkt bei der Herstellung ein Verfallsdatum eingebaut wird. Das kann ein Chip in einem Drucker sein, der das Gerät nach einer gewissen Zeit oder Anzahl von Drucken unbrauchbar macht, alternativ auch absichtlich suboptimale Qualität, die zu Verschleiß führt, wie etwa bei Glühbirnen oder Akkus.

Neben dem Modediktat und vermeintlich notwendigem technischem Fortschritt führt das dazu, dass wir öfter nachkaufen. Die Firmen, die geplante Obsoleszenz betreiben, machen damit mehr Profit. Das tun sie vor allem, weil sie in der Regel nicht dazu verpflichtet sind, ihre kaputten, verbrauchten, verfallenen Produkte zurückzunehmen. Die wandern dann einfach auf Müllhalden. Irgendwo. Unter anderem auch nach Ghana, wo westlicher Elektronikschrott Umwelt und Menschen vergiftet. Hierzulande aber sind alle glücklich. Die Wirtschaft wächst, wir haben Arbeit und wir konsumieren. Und wer kann schon ohne Google Earth auch nur halbwegs genau sagen, wo auf dem afrikanischen Kontinent eigentlich Ghana liegt?

Irgendwie finde ich das ziemlich blöde. Ich frage mich, ob ich wirklich alle zwei Jahre ein neues Mobiltelefon brauche, wenn mein aktuelles nicht von geplanter Obsoleszenz unwiderbringlich zerlegt wird. Aber ich habe auch ein Gegenbeispiel: Mein Raketenwissenschaftlerfön, eine handliche Reisevariante der Marke Braun, dient mir samt von meinem Vater eigenhändig ersetztem Stromkabel nun seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Zugegeben, mit Kurzhaarfrisurpause. Und ich werde ihn weiterbenutzen, bis ich meinen Stil Richtung Kojak ändere oder er mir eines schönen Morgens in der Hand durchglüht.

Übrigens: Der – äußerst sehenswerte – komplette Beitrag von ARTE ist hier.

Kann man auch direkt bei ARTE anschauen.

14 thoughts on “Fairfallsdatum?

  1. So sehe ich es auch: Mein Handy lässt mich handlich telefonieren, mein Fernseher mich in die Ferne sehen und meine Hüfte mich selbige manchmal kreisen; alles mit Macken, doch nach Ghana kommt mir keine von dreien. Bei meiner Hüfte glaube ich allerdings, dass die geplante Obsoleszenz Progamm ist. Hauptsache aber ich kann noch telefonieren und Fernsehen.

  2. Krass das.
    Aber im Grunde ahnten wir es doch alle schon längst, dass die Sollbruchstelle und der Verfallschip eingebaut sind, oder nicht?

  3. Der mündige Konsument kann immerhin solche Marken bevorzugen, die sich durch Langlebigkeit und robustes Design auszeichnen. Mein No*kia ist sieben Jahre alt und tut es einwandfrei, auch wenn es mir häufig runterfällt und ich die Hülle daher schon einmal ersetzen musste.

    Leute, kauft bewusst! Immerhin wird das “eingebaute Verfallsdatum” meiner Ansicht nach weniger Käufe verursachen als die Menschen, die einfach immer das neueste Modell haben müssen und daher vier Kameras, drei mp3-Player und fünf Handies zu Hause liegen haben.

  4. @Juliane: Liebe Frau Juliane, sehr gerne doch!

    @Träger des Lichts: Aber die Seniorenresidenz, mein Lieber, die ist dann in Ghana, nicht?

    @Meise: Liebe Frau Meise, ja, im Grunde habe ich’s auch geahnt. Nur das Ausmaß fand ich überraschend, und das Bewusstsein darüber dauerhaft wichtig.

  5. @weltdeswissens: Liebe Frau WeltdesWissens, da sind Sie doch glatt im Spamfilter hängengeblieben. Sacre bleu, war die Mathematik dran schuld? Und ja, der mündige Konsument wird auch durch Mode und Fortschritt auf harte Proben gestellt. 🙂

  6. Mitnichten lag es an der Mathematik, mir passiert das derzeit auf abscheulich vielen anderen Blogs. Bei Ihnen habe ich wenigstens mein Avatarbild wieder, immerhin, das habe ich nicht einmal mehr auf meinem eigenen Blog. Schnüff.

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