Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXXI

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXXI

Es wurde auch langsam Zeit, das mit dem Frühling. Nicht dass ich höchstselbst viel von frischer Antriebskraft spüren würde, was sich auch in meiner hiesigen Aktivität – nun, viel mehr Passivität widerspiegelt, aber ich beobachte es wenigstens und habe meinen Spaß dabei. Im Großen und Ganzen.

Mein Raketenlabor versucht dazu beizutragen, dass ich mehr Energie bekomme. Weil mein Raketenlabor seit geraumer Zeit ganz umweltbewusst ist, spart es dabei sogar noch Energie. Und zwar, indem es in Raketenlaborküche und Raketenlaborsanitäranlage nur noch kaltes Wasser zur Verfügung stellt*. Da bin ich ganz schön froh, dass laut Raketenwissenschaftlerlaborbetriebsrat das Robert Koch-Institut sagt, dass Händewaschen mit kaltem Wasser und Seife genauso effektiv wie mit warmem Wasser ist. Es zeigt zudem, wie groß das Vertrauen meines Raketenlabors in Idealismus und Abhärtung von mir und meinen Raketenwissenschaftlerkollegen ist, wenn offenbar davon ausgegangen wird, dass die Motivation, sich überhaupt die Hände zu waschen, mit arschkaltem Wasser genauso groß ist wie mit warmem. Da kann sich so manche Justizvollzugsanstalt noch eine Scheibe von abschneiden!

Da ich befürchtete, dass in dieser Rechnung ein paar Krankheitstage mehr wegen marginal gesunkener Raketenwissenschaftlerhygiene enthalten sind, bin ich dann erst einmal aus Mordor nach Frankfurt geflohen, wo es neben Tageslicht in der Raketenwissenschaftlerkantine auch warmes, fließendes Wasser** hat. Doch nicht nur das, beim Raketenwissenschaftlermittagessensverdauungsspaziergang zeigte sich auch die Natur von ihrer besten, von Frühlingskraft nur so strotzender Seite. Das zog mich in seinen Bann, und ich bannte es auf Pixel.


Frühlingsbotenblüten. Hach!

Kurz nach dem Entstehen dieses Fotos habe ich etwas gelernt, das ich gerne weitergeben mag: Ein Mobiltelefon zum Fotografieren über den Kopf zu halten, während man in der Hand noch einen eigentlich geleerten Espressopappbecher hat, kann dazu führen, dass der Espressopappbecher hiernach tatsächlich leer ist, dafür aber in Raketenwissenschaftleranzug, -hemd und -krawatte mehr Koffein und braune Farbgebung enthalten ist als zuvor. Grumpf.

Mein Raketenlabor hat mich an den dieser Erkenntnis folgenden Flüchen erkannt und wieder eingefangen. Blöde. Zurück in Mordor konnte ich dann feststellen, dass der Frühling auch meinen Raketenwissenschaftlerkollegen, den Herrn Schmidt, erfasst hatte. Der trug nämlich zur Feier des Tages (und um mich aufzumuntern) seine legendäre Biene Maja-Krawatte! Ich fand das super und wollte mich auch überschwänglich bedanken, bis ich dann wieder an das kalte Wasser denken musste. Da lächelte ich dann nur zurück und winkte aus der Ferne.


Frühlingsbotenstreifen. Hach!

Und apropos Schlüsselerlebnis: Nachdem ich mir beim Vorbeilaufen an seinem Schrankschlüssel fast mein linkes Bein amputierte, hat der Herr Schmidt den Vorgang kürzlich fast freiwillig rekonstruiert, sich selbst fast das linke Bein amputiert und zeitgleich den bösen Schlüssel weggezaubert. Wenigstens den Teil, der aus dem Schloss herausstand. Ein alter Haudegen, der Herr Schmidt!

Und wer jetzt behauptet, der Herr Schmidt sei nur grobmotorisch an seinem Schrank vorbeigestolpert, habe dabei den Schlüssel abgebrochen und sich auch noch übel wehgetan, der ist ein alter Spielverderber. Jawoll.

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*Wir müssen aber noch nicht selbst pumpen. Fließen tut es noch. Einfach so.

**Und Milch und Honig nicht zu vergessen In reißenden Strömen!

13 thoughts on “Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXXI

  1. Mehr als der Frühling in Mordor interessiert mich natürlich, was diese ganzen Chipstüten da hinter dem Herrn Schmidt auf dem Schrank machen? Ist das eine neue Geschmacksrichtung mit Frühlingszwiebeln etwa?

    Was Ihr abbes, linkes Bein betrifft, das wurde ja vor Jahrhunderten schon verdichtet:
    Frühling lässt sein’ blauen Fleck
    wieder wehen durch die Lüfte,
    wohlbekannte Schmerzen
    weh’n, ach, wieder überm Knie…

    Notfalls kann man ja so ein abbes Bein immer noch mit dem Herrn Schmidt seiner Biene-Maja-Krawatte wieder anbinden.

  2. @Doktor Peh: Mein lieber Doc Poliday, wenn es Chipstüten wären, dann bestimmt Frühlingszwiebeln. Ist aber Raketenwissenschaftlertreibstoff aus der lokalen Bäckerei. Ohne Zwiebeln. Der Jahrhundertdichter hatte übrigens ganz recht. Wie gut, dass wenigstens Sie sich noch an ihn entsinnen!

    @Citara: Werte Frau Citara, ich fand das beim ersten Anblick auch sehr unglaublich.

  3. Ja, der Frühling kommt meist unverhofft! 🙂 Könnte es sein, dass etwas Kaffee aus dem Pappbecher auch auf meinem Monitor gelandet ist? Der hat da bei diesem Blog so einen espressofarbenen Rand. Ich kenne mich ja noch nicht so aus damit, was alles so möglich ist in der Raketenwissenschaft, da ich zum ersten mal hereinschaue und dann auch gleich senfe. Es nämlich jedenfalls vom ersten Eindruck her ausgesprochen luschtig hier finde. LG aus dem Tal, Manu

  4. Der aaaarme Herr Schmidt!!
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    Achso, Sie sind natürlich auch arm. Ähm….. oder Ihr Knie.

    Soll ich pusten?

  5. @Manu: Liebe Frau Manu, zunächst vielen Dank, herzlich willkommen und viel Spaß hier! Der espressofarbene Rand ist der besten Internetagentur der Welt zur verdanken, insbesondere dem Designgott Dennis von signalfeuer. Damit habe ich nix zu tun! 🙂

    @Meise: Liebe Frau Meise, pusten Sie nur, aber nicht so viel, dass Sie mir hier umfallen.

  6. Designgott Dennis steht dann wohl auf die harten Übergänge…wobei pink wäre noch eine Nummer krasser und würde farblich apart die rakete aufgreifen. Könnte allerdings einige Herren zum sofortigen Wegklicken veranlassen. Darum wohl kackuccinobraun – da findet sich jeder irgendwie wieder 🙂

  7. @Meise: Liebe Frau Meise, das könnte der Frühling sein. Schaunse genau hin und holensen da raus um Himmels willen!

    @Manu: Liebe Frau Manu, ich weiß ja nicht, ob’s an Schwebebahnhausen liegt, aber für mich ist das ein schönes Holzbraun. Vielleicht liegt’s auch an meinen Monitoreinstellungen.

  8. Hmnä, war nich der Frühling.
    Nur ne (ausgewachsene *husthust*) Wollmaus und ein paar langgesuchte Schuhe.

  9. Dann vielleicht Ihr Kleiderschrank?
    Andererseits, bei mir hier in der Gegend hat der Frühling ja Einzug gehalten. Vielleicht hockt ja der Winter jetzt irgendwo in der raketenwissenschaftlerischen Wohnung – versteckt und gramvoll gebeugt. 😉

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