Browsed by
Category: Scheibster schillert

Viel schlimmer, Gottseidank!

Viel schlimmer, Gottseidank!

Im Tabellenkeller ist’s sehr dunkel,
so denkt grübelnd sich Herr Friedhelm Funkel,
der gestern null zu fünf verlor,
arg ausgebuht von Fans im Chor.

Den Enttäuschten bleibt als Trost alleine,
dass die and’ren Kellerkinder keine
Punkte holten, wo sie spielten,
und ihr Unglück so erhielten.

Doch bei allem bösen Klagen,
muss man doch mit Freude sagen:
Viel schlimmer als der SGE
geht’s Gottseidank dem OFC!

Fünf Worte, ein Gedicht: Ödipus’ Ösophagus

Fünf Worte, ein Gedicht: Ödipus’ Ösophagus

Einen Echtheitsbeweis, seinerzeit gefordert von Herrn Medizinalrat Peh, bin ich noch schuldig. Er forderte ein Fünfwunschwortgedicht mit “Oesophagus, Planetengetriebe, Finanzkrise, Hoechstsatz und Grunf“. Nun, eigentlich wollte er das von Frau weltdeswissens angeregte Fünfwunschwortgedicht auf ein Zehnwunschwortgedicht erweitern lassen. Mein lieber Doc, da wollen wir mal die Kirsche im Torf lassen.

***********************************

Es hatte jüngst der Ödipus
etwas in sei’m Ösophagus.
(Beim Essen hatte er geschlungen
und laut auch noch dabei gesungen.)

Das ziert sich nicht (weiß jedes Kind),
doch wie die Prinzen oft so sind,
war Ödipus das ziemlich gleich:
Er durfte alles, er war reich.

Und als er sich dann prompt verschluckt’,
hatte Mama sich schnell geduckt,
denn Ödipus spie seinen Fisch
vom Platze aus quer über’n Tisch.

Mit einem halb erstickten “Grunf!”
(so wie der Hirsch während der Brunft,
also mit ähnlichem Geröhre),
so leerte sich die Speiseröhre.

Der Fisch landete mit wenig Liebe
just auf dem Planetengetriebe,
welches jemand in dieser Nacht
als Gastgeschenk hatt’ mitgebracht.

Den Höchstsatz Prügel hätt’s gegeben,
wär’ Papa Laios noch am Leben,
doch hatte Ödi mitgedacht
und rechtzeitig ihn umgebracht.

Des Prinzen Speikunststücks zum Trotz
blieb noch was stecken. (So ein Rotz!)
Zweckes Erlösung von der Qual
ging er zum Arzte seiner Wahl.

Auf dass er rauskomme, der Rest,
da schlug der alte Doktor fest*
mit der Faust in Ödis Magen
(ohne vorher was zu sagen).

Der Arzt war übrigens (ganz klar),
ein alter Freund vom Herrn Papa,
hatt’ Iokaste schon behandelt,
und war auch kurz mit ihr verbandelt.

Der böse Essensrest verschwand
(hing noch am Morgen an der Wand),
und Ödipus konnte nicht sprechen,
geschweige denn am Arzt sich rächen.

Den so kunstvoll geheilten Prinzen
schickte man fort mit einem Grinsen.
Des Arztes Rechnung kam zum Schluss:
Finanzkrise bei Ödipus.

_______________________
*Nicht etwa Doktor Faust. Der hat damit nix zu tun. Ehrlich.

Der Pfaffe: Ein Gedocht

Der Pfaffe: Ein Gedocht

Ein Pfaffe, der pfuff* einst ein Lied
in einem kleinen Städtchen,
doch nicht von Gott (sehr, sehr perfid’),
sondern von schönen Mädchen.

Dem Bürgermeister wonk** er warm,
spazierte fröhlich weiter,
der so Gegrüßte trug am Arm
zum Fensterln eine Leiter.

Bei Gastwirt Schulze tat er dann
sich noch ein Bier abgreifen,
das tronk*** er gleich, der Gottesmann,
ohne dabei zu pfeifen.

Ein kleiner Junge fragte ihn,
warum er denn so schräg pföffe****:
der Pfaffe wies laut darauf hin,
das läg’ an des Herrn Schulz’ Gesöffe.

Ein Pfaffe, der pfuff einst ein Lied,
in einem kleinen Städtchen,
er schlief ein (es ruht’ das Glied),
und träumt’ von schönen Mädchen.

___________________________
**Nicht etwa “pfoff”.
**”Wunkte” war vor der Rechtschreibreform.
***Vgl. auch “trönk”.
****Und das ist nur konsequent.

Fünf Worte, ein Gedicht: Bill trinkt Vollmich

Fünf Worte, ein Gedicht: Bill trinkt Vollmich

So ist das, wenn man lange weg ist: Die Leute glauben nicht, dass man selbst mal wieder vorbeischaut, sondern ein sehr subversiver selbstverliebter Hochstapler ist, der nur so tut, als sei er ich. Darum forderte Frau Cara “einen Haiku zu Lichtgeschwindigkeit, Mondfinsternis, Molekularbiologie und den Zusammenhang zwischen Shakespeare und H-Milch“.

Das ist für fortgeschrittene Lyrikbots, das muss ich zugeben. Also selbst dichten. Es sei.

***************************************

Es war ins Gespräch gekommen
der Einstein und ein Dichter aus
London, und genau genommen
schoss Einstein sich die Lichter aus.

“Das geht doch gar nicht”, hör’ ich’s schrei’n,
“die lebten nicht zur selben Zeit,
und Einstein trank nur selten Wein,
schon gar nicht bis zur Trunkenheit!”

Das eng zu sehen ist fatal,
und nehmen sie es ihm nicht krumm,
denn Einstein spielte gerne mal
mit dem Raum-Zeit-Kontinuum!

Der Einstein war besagtem Dichter
tatsächlich völlig unbekannt,
doch Albert kam noch auf den Trichter
und hatt’ Bill an Macbeth erkannt.

“You, my friend, you must be William”,
rief Albert bester Weineslaune.
“Hol’ mal Wein, aber kein’ bill’jen!”
Und Willian tat’s. (Jaja, man staune!)

Da hatte Shakespeare den Salat:
Jetzt legte Einstein richtig los,
erzählte was von “Ämk-Quadrat“,
und Skiurlauben in Davos.

Er liebte es, ganz klar gesagt,
mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen,
da sei man nicht so schnell betagt,
und abgelegt beim alten Eisen.

Doch eines, das begriff er nie,
das sei echt nichts für Jedermann:
Molekularbiologie,
die ließ er Knoop und Ackermann.

Bill Shakespeare wollt’ viel lieber wissen,
was es mit Dingen auf sich hat,
wie Lautensaiten, die oft rissen,
Mondfinsternis, and this and that.

Einstein wollte er noch sagen,
er hätte gern’, wenn’s ihm gefällt,
ein Gedicht ihm vorgetragen,
und eine H-Milch sich bestellt.

Denn H-Milch tränke er sehr gerne.
(Ein Kerl, McFly, hätt’ sie gebracht,
der käme wohl aus weiter Ferne,
wär’ abgereist, erst letzte Nacht.)

Doch Einstein war schon arg am Ende,
als er mit schwerer Zunge frug,
wo sich wohl gleich das Loo befände,
und was die Rechnung denn betrug.

Bill Shakespeare kam sich, sagen wir’s,
von Einstein arg veralbert vor,
als der “Two beers or not two beers”
skandierte, und zwar volles Rohr.

Der Bill verließ darauf die Schänke,
sein Gemüt in hellen Flammen,
Einstein zahlte die Getränke
und brach ohnmächtig zusammen.

Still auf dem Boden liegend träumte
der Einstein dann trotz Sommernacht
von Skihasen und er versäumte
darob den Wecker um halb acht.

Fünf Worte, ein Gedicht: Von Feldern und Mäusen

Fünf Worte, ein Gedicht: Von Feldern und Mäusen

Es ist so einiges in der Pipeline. Alles andere wäre auch verwunderlich angesichts der Dauer meiner Abwesenheit.

Die folgenden fünf Worte wurden mir während einer Busüberlandreise auf kubanischem Boden vorgelegt, auf dass ich sie verdichten möge. Man behalte dabei im Hinterkopf, dass es auf Kuba mehr Rum gibt, als man als Raketenwissenschaftler trinken kann. Oder zumindest sollte. Deshalb auch der geringe Schwierigkeitsgrad mit Schnee, Maus, Fuß, Wegweiser und Apfelbaum.

Und: Niemand streicht hier Rosa.

********************************

Vorgestern Nacht in meinem Traum
ging ich zu Fuß über ein Feld
bis hin zu einem alten Baum.
(Fürs Taxi fehlte mir das Geld.)

Dort an des Baumes Fuße traf
ich eine Maus mit einem Hut.
Der Nager saß da still und brav.
(Die Kopfbedeckung stand ihm gut.)

“Hallo, Herr Maus!”, brach ich das Eis.
“Wie geht’s dir denn auf diesem Feld?”
“Es muss”, sagte die Maus ganz leis’.
“Und wie geht’s dir so ohne Geld?”

Ich sagte dann: “Sag’ mal, der Hut,
der tut mich etwas irritieren.”
“Der ist für viele Dinge gut –
bei Schnee muss man nicht dolle frieren.

Fällt ein Apfel mal nach unten
(dank Newton und dem Apfelbaum),
so schützt der Hut vor bösen Wunden:
Den Aufprall, den bemerkt man kaum.”

Ich musste weiter, fragte heiser
wohin ich hier noch gehen könnte.
Sie zeigte mir einen Wegweiser,
auf den ich mir zwei Blicke gönnte.

Die Maus zog freundlich ihren Hut,
und ich von dannen, doch der Baum
warf einen Apfel (ziemlich gut):
Zu Ende waren Maus und Traum.

Und die Moral von der Geschicht’?
Vom TÜV geprüft war der Hut nicht!

Memorial José Marti
Memorial José Marti, Havanna: Aasgeier hoch oben, ohne Hut.