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Category: Scheibster schillert

Am Rhein allein

Am Rhein allein

Es stand dereinst ein Mann am Rhein,
und dieser Herr hielt munter
mit einer Frau (zuvor allein)
hoch über’m Rhein sich unter-.

“Schaunse doch mal, gnäd’ge Frau,
entlang jener Promenade,
auf diesen Berg – bitte genau:
Kerzen- ist der doch, -gerade!

Just eben hat man mir erzählt,
dieser Berg, der sein ein schiefer!
Doch nicht mit mir, ha! Weit gefehlt!”,
so der Mann – sein Blick fiel tiefer.

“Werter Herr, Sie scheinen mir
mit Bergen sich gut auszukennen!
Tuen Sie mir das Pläsier
mit mir hoch auf den Berg zu rennen?”

So kam es, und die beiden rannten
zum Bergeshöhepunkt mit Hast,
(obwohl Sie sich nur ganz kurz kannten,)
und machten erst am Abend Rast.

Es blößte sich die Dame ent-,
ja, auch der Herr ließ sich nicht bitten,
und so kam man kongruent –
der Herr griff nach der Dame Fritten.*

Der Tag nahm so sein gutes Ende,
denn schließlich kann am Rhein allein
für der Geschichte schöne Wende
ein Schieferberg auch g’rade sein.

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*Jeder ordentliche Berg hat irgendwo eine Imbissbude. Wandern, insbesondere Berg-, macht nämlich ganz schön hungrig, mich jedenfalls. Warum sollte ich den Zweien also nicht eine kleine Stärkung gönnen? Na?

Fünf Worte, ein Gedicht: Wortwitz voller Torte

Fünf Worte, ein Gedicht: Wortwitz voller Torte

Es ist gefühlt wirklich einmal wieder an der Zeit für verdichtetes Fünfwortiges. Die Vorgaben Sahnetorte, Eyecatcher, Hundeleine, Wortwitz und Schnürsenkel kommen von mir zugeneigten Mitgliedern des raktetenhaften Gospelchores meiner besseren Raketenwissenschaftlerhälfte.

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Graf von Wortwitz ging alleine
aus mit Hund an Hundeleine
(trotz des Namens ohne Worte),
denn ihm war nach Sahnetorte.

Mit Hund also, allein zu zweit,
ging er dahin zur Mittagszeit,
mit Elan schwang er den Gehstock –
im Wind flatterte der Gehrock.

Mit solch adliger Flaniermanier
war Wortwitz Eyecatcher (samt Tier)
und er traf ein (so um halb zwei)
in seiner Wunschkonditorei.

Er orderte mit feinen Worten
fünf Stück der dort’gen Sahnetorten*.
Die wurden ihm mit viel Bedacht
im Anschluss an den Tisch gebracht.

Doch reichte zu des Grafen Graus
auch viel Bedacht hierbei nicht aus –
Es fiel der Kellner ungraziös
mitsamt der Torte: Desaströs!

Dank eines Schnürsenkels, der offen,
wurd’ Wortwitz im Gesicht getroffen!
Mit Sahne überall verschmiert
gab sich der Graf sehr indigniert.

Dem Hund des Grafen kam hingegen
der Tortenunfall sehr gelegen.
Er schlug (und fand das richtig toll)
mit Torte sich den Magen voll.

Es führte so der Klettverschluss
bei Graf von Wortwitz zu Verdruss
(dadurch, dass er noch nicht erfunden
und Kellners Senkel schlecht gebunden).

Mit wenig adeligem Fluchen
tat so der Graf das Weite suchen,
hinter ihm des Grafen Hund –
freudig wedelnd und gesund!

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*Das Ergebnis des Konditoreihandwerks, nicht etwa weibliche Bedienstete des Konditormeisters. Also wirklich. Pfui.

Dame mit Hund

Dame mit Hund

Ich traf kürzlich eine Dame,
sie hieß… Wie war gleich ihr Name?
(Sie tat mir heftig eine knallen,
worauf ihr Name mir entfallen.)

Sie mögen sich nun sicher fragen:
Was war der Dame Grund zum Schlagen?
Es war der Grund jedenfalls nicht
mein Blick auf Brust oder Gesicht.

Nein, ich hatte nichts verbrochen,
sie hatte mich angesprochen,
doch keinen Diamant
hat sie von mir verlangt.

Sie wollt’, dass ich ihr Sprudel kaufe,
danach mit ihr im Rudel saufe,
hierauf durch das Gesudel laufe
und mich mit ihrem Pudel raufe.

Exakt so (oder so ähnlich)
war ihr Wunsch. (Ich fand ihn dämlich.)
Ich hielt laut ihr vor – sehr offen –
sie sei doof oder besoffen.

Sie zeigte Zeichen von Entrüstung
und schlug sehr fest vor meine Brüstung.
Von dem Verhalten sehr geprellt
verließ ich darauf schnell das Feld.

Während ich im Anschluss grollte,
und mich fragte, was sie wollte,
wurde mir schlussendlich klar,
was der Wunsch der Dame war.

Nun, eigentlich wurd’ es das nicht,
doch fiel mir das nicht ins Gewicht:
Wildfremder Weiber Wunsch verkennen
werd’ ich nicht meinen Fehler nennen.

Drum werde ich jetzt Kaffee trinken,
dabei auf meiner Couch versinken
und jedweder Passantin winken –
mit zwei Fingern (denen, die stinken)!*

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*Damit sind natürlich meine beiden Mittelfinger gemeint, die nur noch symbolisch stinken, seit ich das Händewaschen für mich entdeckt habe.

Der Reiseriese

Der Reiseriese

Es reiste einst ein Elefant
im Zug nach Polen – kurzerhand.
Er verschlang dort (kurz vor Danzig)
eine Erdnuss. (Sie war ranzig.)

Darauf machte viel Unbehagen
sich breit im Elefantenmagen,
ja, schlug sich durch bis ganz zum Ende –
Im Zug zitterten alle Wände!

Der Dickhäuter war gar nicht heiter
und suchte nach dem Zugbegleiter.
Es fand der Elefant Gehör
für sein – nun, Erdnuss-Ranz-Malheur.

“Hast du schlimm Elefantenarsch-Au*,
dann musst du fahr’n im Zug nach Warschau!”
Es wär’ dort in der Innenstadt
ein Arzt, der’s mit dem Inn’ren hatt’.

Dort wär ‘ne Praxis – ungelogen –
von Elefantenproktologen.
Der Reiseriese fuhr also
nach Warschau und ging dort aufs Klo.

Doch blieb ihm noch der Magenkrampf
von dem verdorb’nen Erdnussmampf,
worauf er zu dem Arzt sich wagte
und sein Dickhäuterleid klagte.

Der Mediziner machte Dumbo
‘ne Darmspülung Marke “Jumbo”
und legte dann noch auf den Tisch
‘ne Tüte Erdnüsse – ganz frisch.

So reiste dann – nun wieder heiter –
der Elefant durch Polen weiter.
So halt’ auch du nicht deinen Rüssel
mit Gier in jede Erdnussschüssel!

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*Bitte betonen Sie hier den “-arsch”, weil es zum einen die Metrik rettet und zum anderen der polnische Zugbegleiter nicht so gut Deutsch spricht, als dass er wüsste, dass er elefantöse Hinterteile in solch profaner Verbalisierung besser nicht in die Hand und schon gar nicht in den Mund nähme.

Wie auch Regenschürm

Wie auch Regenschürm

Würd’ ich als Kastanie leben,
also als ein -nbaum mit Wurzeln,
behängt’ ich mich mit Spinneweben,
ließ im Herbst Kastanien purzeln.

Im Sommer, dann, wenn’s richtig heiß,
da hielt mein Schatten frei von Schweiß
all jene, die zu meinen Füßen
sich ihren Tag mit Schlaf versüßen.

Im Lenz lüde* ich Meisen, Pfauen,
ja, Amseln, Drosseln, Finken, Spatzen
ein ins Geäst zum Nester bauen
und hätt’ ein Auge** auf die Katzen.

Selbst beim allerdicksten Regen
tät’ ich mich nicht weit bewegen
und wäre Mensch, Tier und Gewürm
ein Sonnen- wie auch Regenschürm.

Zur Winterzeit, da würd’ ich ruh’n,
in weißem statt in grünem Kleid,
wär’ weit entfernt von hektisch Tun –
mein Chef, der wäre grün vor Neid!

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*Da habe ich mal wieder eine gefunden, eine wundervolle grammatikalische Herausforderung der deutschen Sprache: In den Top Drei waren zudem “lädete” und “löde”.
**Wer jetzt behauptet, Bäume hätten keine Augen, den muss ich fragen: Warum gibt es dann Holzaugen, und meistens wachsame? Na?