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Category: Scheibsters Schnappschüsse

Frostern

Frostern

Wow. Die Zeit verfliegt, und wenn man erst einmal ein wenig uninspiriert oder anderweitig beschäftigt ist, erscheint es, als hätte man Äonen außerhalb der Blogosphäre verbracht.

Das muss sich ändern, und als neuer Grundstein mögen die frohen Ostergrüße dienen, die ich allen da draußen an dieser Stelle und hiermit feierlichst überbringen möchte.

Die Frage, was aus den nicht gefundenen Ostereiern geworden ist, beantwortet das unten stehende Suchbild.


Wanderer, kommst du an die Usa…

Maybe you can drive my car

Maybe you can drive my car

Der Rote Baron musste in München bleiben. Das alleine ist keine wirkliche Neuigkeit.

Neu ist der Kompromiss zwischen Vernunft und Leidenschaft, der aus meinem inneren Kampf bei den Überlegungen und Impulsen bezüglich einer neuen und erstmalig verdeckfreien Rakete enststand.

Ringo.*

Ringo wurde heute morgen in zwei Anläufen und unter Verlust eines Teils meines rechten Mittelfingers auf mich zugelassen. Wenigstens habe ich zwei Dinge gelernt: Bürokratie und moderne Medien harmonieren nur suboptimal.

Wenn man gemäß Anweisung im Anschreiben der Versicherung die per E-Mail zugesandte Versicherungsdeckungskarte ordentlich ausschneidet, um dann in der Raketenzulassungsstelle feststellen zu müssen, dass man wegen schlechter Erfahrungen mit ausgeschnittenen und möglicherweise dreist kopierten Versicherungsdeckungskarten den kompletten Versicherungsdeckungskartenbastelwisch hätte mitbringen sollen, so ist das ernüchternd.

Viel ernüchternder ist im Anschluss die Erkenntnis, dass man die gerade unter Einsatz seines Lebens und höchster Gefahr für die eigenen Wurstfinger feingliedrigeren Extremitäten abmontierten Nummernschilder nun wieder anbringen darf, um noch einmal in die Raketenwissenschaftlerhöhle zu fliegen und die Versicherungsdeckungskartenbastelwischreste zu bergen.

Dass dabei Plastikschiebeteile der Nummernschildhaltevorrichtungen ungewollt und verfrüht in eine feste Position rutschen können, ist eine Sache. Dass sie aber auch derart scharfe Kanten haben, dass man bei nur leicht kraftbetontem Herumwurschteln und plötzlichem Hochbeschleunigungsabrutschen sich den Fingerrücken** entfernt, muss eigentlich nicht sein. Echt nicht.***

Nichtsdestotrotz: Jetzt kann der Sommer kommen. Heißa!

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*Ja, Raketen sollten einen Namen tragen, wenn sie einen verdient haben. Ringo wurde in Ingolstadt geboren, Verzeihung, gebaut und ist rot. Weinrot. Zudem rockt er und hat viele Ringe am Kühlergrill, am Kofferraum und auf dem Lenkrad. Und wenn das keine Gründe sind, ihn Ringo zu nennen, was braucht es noch?

**Die gefühlte halbe Hand. Männer sind wehleidig.

***Falls jemand einen halben Liter Null Negativ übrig hat, nur her damit.

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXIII

Aus dem Leben eines Raketenwissenschaftlers, Teil XXIII

Im Gegensatz zu letztem Jahr habe ich dieses Jahr mitgedacht. Jawoll. Weil heute Weiberfastnacht war, habe ich ein Krawattenmodell aus den Tiefen meines Raumanzugspindes geholt, dass ich wegen des toten Winkels unterhalb meines Kinns glücklicherweise (und ganz im Gegensatz zu meinen Raketenwissenschaftlerkollegen) nicht den ganzen Tag im Blickfeld hatte. “Augenkrebs Alaaf” hätte ich gerne gerufen und dabei ein paar Bonbons – Verzeihung – Kamelle in die Runde geworfen, aber ich konnte mich gerade noch so zurückhalten.*

Und es kam, wie es kommen musste: Genau die Raketenwissenschaftlerkollegin, von der ich glaubte, dass sie Jagd auf die Raketenwissenschaftlerkrawatten machen würde, erlegte die optische Frechheit, die ich mir um meinen Hals geschnürt hatte. Beim Anblick der von hinter meinem Rücken wie aus dem Nichts auftauchenden Schere glaubte ich zunächst noch an einen heimtückischen Mordversuch, ergab mich jedoch nach kurzer Gegenwehr meinem Schicksal.

Noch im Schockzustand: Raketenlabor, 18 Uhr 15. Die Frisur hält, die Krawatte nicht.

Mein Raketenwissenschaftlerkollege Dr. Edelstein hat es ein wenig schlauer gemacht: Zum einen hatte er schon mal gar keine Krawatte angezogen und sich zudem kurz nach der Mittagspause mit einem leidenschaftlichen “Wer ist eigentlich dieser Köln?” Richtung Düsseldorf verzogen, um dort zünftig Weiberkarneval zu feiern.

Auf dieses Ereignis muss er sich schon seit einigen Tagen mental vorbereitet haben. Ansonsten hätte er auch nicht mit seinem messerscharfen Verstand unten gezeigtes Objekt als Känguruhkrawatte enttarnen können, während jeder andere noch glaubte, es handele sich um eine Zebraserviette.

Und wer dem Dr. Edelstein jetzt einfach nur Wortfindungsstörungen unterstellt, ist ein alter Spielverderber.

Jawoll.

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*Ganz richtig, ich bin immer noch Faschingsmuffel. Und Karneval mag ich auch nicht. Dass ich mittlerweile von dem Faschingsverein, für dessen Show- und Männerballett ich Musik schneide und bei deren Programm sogar ich mich köstlich amüsiere, einen Orden bekommen habe, sollte ich meiner Glaubwürdigkeit zuliebe eigentlich verschweigen. Was soll’s.

Angel of Westbahnhof (2)

Angel of Westbahnhof (2)

Neulich abends war er weg. Einfach so.

Die an allen ungeschützten Stellen des Körpers nagende Kälte und die fast greifbare Dunkelheit, die den Frankfurter Westbahnhof an winterlichen Abenden beherrschen, gewannen mit einem Schlag neue Qualitäten. Albern, sagte ich mir, sich Gedanken über einen Plastikkitschengel zu machen, der im Fenster eines in hässlichstem Schmutzgelb verklinkerten Bahnhofsgebäudes steht. Und noch viel alberner, sein Verschwinden zu bedauern.

Einige Tage später, als ich schon fast vergessen habe, dass er nicht mehr da ist, sehe ich ihn wieder. Im Bahnhofscafébistroschnellimbissdingens. Mitten im Raum sitzt er, auf einem Tisch, sein Plastikbuch lesend. Noch während ich mein Handy gezückt halte, um ein Beweisfoto von fragwürdiger Qualität zu schießen, spricht die Pächterin mich an.

“Unser Engelchen. Goldig, nicht?” sagt sie freundlich.

Dass ich ihn eigentlich ziemlich grenzwertig finde, will ich ihr nicht einfach so ins Gesicht sagen, schließlich haben wir keine offenen Rechnungen.

“Ich habe ihn immer vom Bahnsteig aus im Fenster stehen sehen und mich gewundert, wohin er verschwunden ist”, entgegne ich stattdessen wahrheitsgemäß.

Sie lächelt, ich lächle zurück und verlasse das Café. Ich finde ihn noch immer kitschig, den goldbesprühten Plastikengel, und würde ihn mir nie auch nur in die Nähe meiner Wohnung stellen, so viel ist sicher.

Aber in einer der hinteren Ecken meiner Seele sitzt ein Teil, der sich immer noch über ihn freut.

Und ich lächle.

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– Was machst du denn hier?

– Ich sitze hier und lese mein Buch. Damit hättest du nicht gerechnet, hm?

– Wenn ich ehrlich bin: Nein, das habe ich wirklich nicht. Wie, ähm, geht’s den Goldlöckchen?

– Die nerven immer noch. Aber die Menschen, die hier hereinkommen, sind angenehmer als die, die am Fenster vorbeilaufen.

– Ich wusste gar nicht, dass du liest. Ich dachte, du würdest beschämt nach unten schauen, weil du dein Dasein an einem so tristen Ort fristen musst.

– Ich kann gar nicht lesen. Aber hier es ist angenehmer, in das Buch zu starren als in irgendeine andere Richtung. Außerdem: Auch Engel brauchen ihre kleinen Geheimnisse. Du kennst jetzt meines. Mist.

– Ich fürchte, ich werde es nicht für mich behalten können. Schließlich mag ich dich nicht besonders.

– Ach, weißt du, die Menschen hier, die mich angeblich goldig finden, sperren mich elf Monate im Jahr in eine Abstellkammer. Zugegeben, es gibt Tageslicht, aber das erhellt auch nur eine Umgebung, die man lieber in Dunkelheit gehüllt weiß.

– Halte mal kurz still.

– Wenn du mich nicht magst und so kitschig findest, wieso fotografierst du mich dann?

– Das geht dich nichts an.

– Ach, glaubst du vielleicht, nur weil ich aus weißem Plastik bin und Flügel habe, kannst du einfach meine Persönlichkeitsrechte verletzen?

– Du hast die Goldlöckchen vergessen.

– Und du hast wohl vergessen, dass du ganz schön sentimental sein kannst, wenn du nicht gerade gemein zu mir bist.

– Ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns. Hier oder im Fenster.

– Jaja. Tschüss auch.

– War schön, dich wiederzusehen.

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All meinen Lesern, Mitbloggern und allen anderen wünsche ich wundervolle Feiertage!

Silent Light, Holy Light

Silent Light, Holy Light

Müdigkeitstrunken schlurfte ich in die Bahnhofshalle und wurde von seiner Herrlichkeit fast erschlagen.

Bin ich nicht herrlich? fragte mich seine Stimme in meinem Kopf.

Nun, du bist herrlich groß, und wenn du nicht so groß wärst, wärst du so kitschig, dass es quietscht, und zwar mit bunten Funken, waren meine Gedanken.

Huldige meiner Herrlichkeit! Siehe, wie ich erstrahle! befahl die Stimme, die außer mir tatsächlich niemand zu hören schien.

Ich mach’ mal ein Foto und denke darüber nach, dachte ich, machte ein Foto, stieg in den Zug und schlief mit schillernd bunten Gedanken über die mannigfaltigen Auswüchse des Konsumanheizterrors und die CO²-Neutralität seiner Herrlichkeit ein.