Fünf Worte, ein Gedicht: Küchenabenteuer

Fünf Worte, ein Gedicht: Küchenabenteuer

Manchmal erhöre ich auch Beschwerden. So wie die von Frau Chlorine, die sich schon lange wünschte, sich einmal ein Wort wünschen zu dürfen. Nun durfte sie sich gleich fünfe wünschen, und das ist dabei herausgekommen: Schlachtbanktischler, Turnbeutelvergesser, Wendeltreppenpolka, Kopflauskistchen und Sahneschnitte.

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Neulich ging ich in die Küche
(nicht nur wegen der Gerüche),
und ich fand dann dort (so um halb zwei)
ein gekochtes und ein faules Ei.

Das erste aß ich mit Genuss,
das zweite war nicht ganz so dolle,
doch hielt ich durch bis ganz zum Schluss,
als ob ich noch ein drittes wolle.

Als ich vor mich hin noch mampfte,
kam der Koch herein. (Er dampfte.)
Er ist, das sage ich nicht gern,
ein Schlachtbanktischler vor dem Herrn.

Der Koch sollte nicht denken,
ich sei ein schlechter Esser,
doch sichtlich hatte er Bedenken,
ich sei ein Turnbeutelvergesser.

Da schwang er seine Suppenkelle
und machte mir damit ‘ne Delle
ins Kopflauskistchen, das tat weh:
Ich fühlte mich wie Pappmaché.

Als er zum nächsten Schwung ansetzte,
fasste ich ‘nen kühnen Plan,
griff mir noch ein Ei (das letzte)
und fing ‘ne Wendeltreppenpolka an.

Die Vorstellung war elegant,
ganz wie ein junger Elefant
schwebte ich die Treppe rauf,
bekam dafür Applaus zuhauf.

Aus der Menge schrie Liv Tyler:
“Du bist ‘ne echte Sahneschnitte,
niemand and’res polkat geiler!
Nimm’ mich mit nach Hause, bitte!”

Ich dachte gar nicht lange nach
und nahm sie mit in mein Gemach –
fast hätt’ ich sie noch abgestoßen.
(Ich musste von ‘nem Ei aufstoßen.)

Doch im Gemach gab es kein Halten
(von “Gemach” kommt auch “Gemächt”),
noch heut’ sieht man im Bett die Falten
von mir und von Liv Tyler. Echt.

12 thoughts on “Fünf Worte, ein Gedicht: Küchenabenteuer

  1. Muss sagen, bin überwältigt! Die zu verreimenden Worte waren schon ganz schön gemein, ich gebe es zu. Doch sie trieben dich zu Höchstleistungen an!
    Neben einem Kieferkrampf vom Lachen nehme ich aus dieser Geschichte mit, dass sich Beschwerden IMMER lohnen. Vielen lieben Dank! 🙂

  2. @Marco: Ach, mehr braucht’s auch gar nicht.

    @Meise: Es freut mich immer, liebe Frau Meise, wenn mein Gemächt Anlass zur Heiterkeit gibt.

    @Lichtträger: Nicht doch. Es sei denn, es kommt ein Schachbrettmuster dabei heraus. Das könnte sich noch als praktisch erweisen.

    @Chlorine: Bitte doch. Gerne doch! Und so gemein waren die Worte nun auch wieder nicht, solange nichts Ernsthaftes dabei herauskommen soll.

  3. Mein lieber Herr Schoss, man gönnt sich ja sonst nix. Aber jetzt wissen Sie wenigstens, warum die Gute sich scheiden lässt.

  4. Schapoh, Herr Raketenforscher, Schapoh! Sind Sie sicher, dass die Raketenforscherei das Richtige für Sie ist? Sind Sie doch ein Wortschmied erster Güte! Hochachtungsvoll, FrauVau

  5. @FrauVivaldi: Liebe FrauVau, irgendwann, ja, irgendwann will ich auch mal ein guter Ernährer sein. Das funktioniert besser, wenn man Raketenwissenschaftler ist als wenn man sich als halbwegs begabter Schreiberling durchs Leben schlägt.

    @Cara: Liebe Frau Cara, heute war aber auch ein sehr babbischer Tag. Beim nächsten Gedicht weniger Feucht-Fröhliches, wenn Sie das zu nervös macht.

  6. Weshalb gibt es eigentlich dieses geniale Kuechengedicht vor dem bestimmt ebenso genialen Sternenkriegsgedicht? Ist das realitaetsnahe Meisenverschiebung?

    (Skywalker haette ich auch noch nennen koennen. Statt Ewok. Aber ich saehe lieber Ewoks platzen…)

  7. Werter Herr Pathologe, mit Vögeln hat das hier gar nichts zu tun. Aber die fünf Worte für das Star Wars-Werk waren noch nicht vollständig, ganz im Gegensatz zu den oben genannten.

    Insofern ist das hier ein Test der geistigen Flexibilität meiner Leser. Hehe.

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