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Category: Fünf Worte, ein Gedicht

Fünf Worte, ein Gedicht: Die rekonvaleszente Ente

Fünf Worte, ein Gedicht: Die rekonvaleszente Ente

Es wird gedichtet. Von mir. Für mich. Für euch. Mit Hilfe von Frau Meise, die sich fünf Worte zum Verdichten wünschte, namentlich Schnullerbacke, Beckenbodengymnastik, Hörrohr, Soylent Green und Holzwurm.

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In einem Tierarztwartezimmer
(es lagen Bücher dort wie immer)
saß lautstark schmatzend ein Delfin.
(Er aß ‘nen Riegel Soylent Green.)

Von dem Geräusche sehr gestört
sagte ‘ne Ente schwer empört:
“Hey, Delfin, du Schnullerbacke,
Schmatzen find’ ich ziemlich kacke!

Ich habe hier, der Himmel will’s,
am Schnabel einen Schimmelpilz!
Und Schnabelschimmel, glaube mir,
ist schlimmer als der Film mit dir!”

Es schüttelt’ der Delfin den Kopf,
auch er wär’ ein ganz armer Tropf:
Ausgerechnet er, Herr Flipper,
hätte ausgewachs’nen Tripper!

Und neben ihm, ein echter Schrank,
der hielt ein and’res Tier für krank:
Ahabs Holzwurm, der verwese
in der linken Beinprothese.

Zur Beckenbodengymnastik
läse der sehr oft Stochastik,
während Ahab mit ‘ner Gräte
in den Zähnen stochern täte.

Doch wär’ das Würmchen neuerdings
gar viel zu ruhig im Beine links,
weshalb sich Ahab Sorgen machte,
und auch nur noch ganz selten lachte.

Des Käpt’ns Taubheit wär’ zudem
ein ernst zu nehmendes Problem,
seit sein Höhrrohr, das verdreckte,
in Moby Dickens Rektum steckte.

Beim letzten Treffen mit dem Wal
hatte der Käpt’n keine Wahl,
es als Ersatzharpune so
zu feuern Richtung Mobys Po.

Dort wär’ es dann wohl auch verblieben
und in dem Wal ins Meer getrieben.
Es täten nun vor allen Dingen
die Walblähungen anders klingen.

“Ach, Seemannsgarn, das alte Spiel!
Das wird mir langsam echt zu viel!”,
so quakte die genervte Ente
zu des Delfins Amüsemente.

Was ist nun die Conclusio?
Ist auch das Leben wie ein Zoo,
es geht doch stets ein wenig schlimmer
mit alten Leut’ im Wartezimmer!

Fünf Worte, ein Gedicht: Denn Dosenwurst macht schlau

Fünf Worte, ein Gedicht: Denn Dosenwurst macht schlau

Nach langer Zeit traue ich mich wieder, mir fünf Worte geben zu lassen und sie lyrisch zu verwursten. Der gute Medizinalrat Pé erarbeitete sich das Recht, die Vorgaben zu machen, die da lauten: Gesprächsbereitschaft, AchtungserfolgFußpilzbefallsdiagnose, Mensch und Dosenwurst. Ich mag es, dass er meinen eingerosteten Dichterhirnwindungen so viel zutraut.

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Ein Mensch* besuchte jüngst ‘nen Arzt
(tat ihn auch sehr höflich grüßen).
Er klagte, er sei schwer verwarzt
hinterm Ohr und an den Füßen.

So arg entstellt sei’s ihm verwehrt,
jene Damen zu betören,
die er seit kurzer Zeit begehrt:
Das tät’ ihn ganz furchtbar stören.

Dies alles schmerzte ihn gar sehr
und raubte seine ganze Kraft.
Die Damen hätten, nebenher,
nicht einmal Gesprächsbereitschaft.

Der Mensch, “Beff” übrigens hieß er,
begann laut und viel zu fluchen
und zu toben, doch dann ließ er
sich vom Doktor untersuchen.

Der Medicus sagte gescheit:
“Versuchen Sie’s mit Dosenwurst!
Die macht der holden Weiblichkeit**
viel besser noch als Rosen Durst!

Bestellen Sie ‘nen teuren Wein,
und wedeln Sie mit Ihrem Geld!
Ruckizucki hat für Sie ein
Achtungserfolg sich eingestellt!”

Dosenwurst äße er täglich,
die machte schön und intellent
(und die Blähungen erträglich),
ja, Dosenwurst verlieh’ Talent!

Der Arzt stellte zu guter Letzt
Fußpilz Beff als Diagnose,
darauf der Mensch völlig entsetzt:
Fußpilzbefallsdiagnose?”***

Schwer geknickt ging Beff nach Hause,
und der Arzt in seine Küche
(holte dort sich eine Brause
gegen Herrn Beffs Fußgerüche).

All so ist es oft im Leben:
Es geht oft runter, selten rauf,
denkst, es könnt’ nix Schlimm’res geben,
gibt’s noch ‘nen Fußpilz obendrauf!

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*Eugen Roth, so er noch lebte, möge mir diese Eröffnung als Hommage an sein Lebenswerk auslegen.

**Die Macht der holden Weiblichkeit ist hierbei unbestritten, aber nicht Thema dieses Werkes.

***Lesen Sie bitte “Fuß-pilz-beeh-falls-di-a-gno-se”! Das hört sich einfach besser an. Danke, auch im Namen der Metrik.

Fünf Worte, ein Gedicht: Bill trinkt Vollmich

Fünf Worte, ein Gedicht: Bill trinkt Vollmich

So ist das, wenn man lange weg ist: Die Leute glauben nicht, dass man selbst mal wieder vorbeischaut, sondern ein sehr subversiver selbstverliebter Hochstapler ist, der nur so tut, als sei er ich. Darum forderte Frau Cara “einen Haiku zu Lichtgeschwindigkeit, Mondfinsternis, Molekularbiologie und den Zusammenhang zwischen Shakespeare und H-Milch“.

Das ist für fortgeschrittene Lyrikbots, das muss ich zugeben. Also selbst dichten. Es sei.

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Es war ins Gespräch gekommen
der Einstein und ein Dichter aus
London, und genau genommen
schoss Einstein sich die Lichter aus.

“Das geht doch gar nicht”, hör’ ich’s schrei’n,
“die lebten nicht zur selben Zeit,
und Einstein trank nur selten Wein,
schon gar nicht bis zur Trunkenheit!”

Das eng zu sehen ist fatal,
und nehmen sie es ihm nicht krumm,
denn Einstein spielte gerne mal
mit dem Raum-Zeit-Kontinuum!

Der Einstein war besagtem Dichter
tatsächlich völlig unbekannt,
doch Albert kam noch auf den Trichter
und hatt’ Bill an Macbeth erkannt.

“You, my friend, you must be William”,
rief Albert bester Weineslaune.
“Hol’ mal Wein, aber kein’ bill’jen!”
Und Willian tat’s. (Jaja, man staune!)

Da hatte Shakespeare den Salat:
Jetzt legte Einstein richtig los,
erzählte was von “Ämk-Quadrat“,
und Skiurlauben in Davos.

Er liebte es, ganz klar gesagt,
mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen,
da sei man nicht so schnell betagt,
und abgelegt beim alten Eisen.

Doch eines, das begriff er nie,
das sei echt nichts für Jedermann:
Molekularbiologie,
die ließ er Knoop und Ackermann.

Bill Shakespeare wollt’ viel lieber wissen,
was es mit Dingen auf sich hat,
wie Lautensaiten, die oft rissen,
Mondfinsternis, and this and that.

Einstein wollte er noch sagen,
er hätte gern’, wenn’s ihm gefällt,
ein Gedicht ihm vorgetragen,
und eine H-Milch sich bestellt.

Denn H-Milch tränke er sehr gerne.
(Ein Kerl, McFly, hätt’ sie gebracht,
der käme wohl aus weiter Ferne,
wär’ abgereist, erst letzte Nacht.)

Doch Einstein war schon arg am Ende,
als er mit schwerer Zunge frug,
wo sich wohl gleich das Loo befände,
und was die Rechnung denn betrug.

Bill Shakespeare kam sich, sagen wir’s,
von Einstein arg veralbert vor,
als der “Two beers or not two beers”
skandierte, und zwar volles Rohr.

Der Bill verließ darauf die Schänke,
sein Gemüt in hellen Flammen,
Einstein zahlte die Getränke
und brach ohnmächtig zusammen.

Still auf dem Boden liegend träumte
der Einstein dann trotz Sommernacht
von Skihasen und er versäumte
darob den Wecker um halb acht.

Fünf Worte, ein Gedicht: Von Feldern und Mäusen

Fünf Worte, ein Gedicht: Von Feldern und Mäusen

Es ist so einiges in der Pipeline. Alles andere wäre auch verwunderlich angesichts der Dauer meiner Abwesenheit.

Die folgenden fünf Worte wurden mir während einer Busüberlandreise auf kubanischem Boden vorgelegt, auf dass ich sie verdichten möge. Man behalte dabei im Hinterkopf, dass es auf Kuba mehr Rum gibt, als man als Raketenwissenschaftler trinken kann. Oder zumindest sollte. Deshalb auch der geringe Schwierigkeitsgrad mit Schnee, Maus, Fuß, Wegweiser und Apfelbaum.

Und: Niemand streicht hier Rosa.

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Vorgestern Nacht in meinem Traum
ging ich zu Fuß über ein Feld
bis hin zu einem alten Baum.
(Fürs Taxi fehlte mir das Geld.)

Dort an des Baumes Fuße traf
ich eine Maus mit einem Hut.
Der Nager saß da still und brav.
(Die Kopfbedeckung stand ihm gut.)

“Hallo, Herr Maus!”, brach ich das Eis.
“Wie geht’s dir denn auf diesem Feld?”
“Es muss”, sagte die Maus ganz leis’.
“Und wie geht’s dir so ohne Geld?”

Ich sagte dann: “Sag’ mal, der Hut,
der tut mich etwas irritieren.”
“Der ist für viele Dinge gut –
bei Schnee muss man nicht dolle frieren.

Fällt ein Apfel mal nach unten
(dank Newton und dem Apfelbaum),
so schützt der Hut vor bösen Wunden:
Den Aufprall, den bemerkt man kaum.”

Ich musste weiter, fragte heiser
wohin ich hier noch gehen könnte.
Sie zeigte mir einen Wegweiser,
auf den ich mir zwei Blicke gönnte.

Die Maus zog freundlich ihren Hut,
und ich von dannen, doch der Baum
warf einen Apfel (ziemlich gut):
Zu Ende waren Maus und Traum.

Und die Moral von der Geschicht’?
Vom TÜV geprüft war der Hut nicht!

Memorial José Marti
Memorial José Marti, Havanna: Aasgeier hoch oben, ohne Hut.

Fünf Worte, ein Gedicht: Wie Leonardo seinen Pinsel

Fünf Worte, ein Gedicht: Wie Leonardo seinen Pinsel

Lange schon nicht mehr habe ich nach Wortvorgaben gedichtet, und es ist eindeutig an der Zeit, das zu ändern.

Die Vorgaben kommen heute aus meinem Raketenlabor von der international erfahrenen Raketenlaborassistentin Frau L., die die Anforderungen dankenswerterweise an einen Freitag angepasst hat. Es sind “Pferd“, “Insel“, “Festplatte“, “Hut” und “Strickzeug“.

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Heute lasse ich euch wissen:
Ich kann super dolle stricken.
Doch nicht etwa Sofakissen,
nein, hier ich tu’ anders ticken!

Neulich erst, ihr werdet stutzen,
da strickte ich mir eine Insel.
Ja, ich kann mein Strickzeug nutzen
wie Leonardo seinen Pinsel!

Weil’s auf der Insel einsam war,
da strickte ich mir noch ein Pferd,
denn das ist wirklich (Sonnenklar!)
ein klimaschonendes Gefährt.

Die Sonne schien, und das war gut,
doch brannte sie auf meinem Kopf.
Da strickte ich ‘nen rosa Hut,
der aussah wie ein Einkochtopf.

Es plagte mich die Langeweile,
drum strickte ich mir Erdbeereis,
und danach in aller Eile
‘ne Festplatte mit Empeedreis.

Für den Strom ‘nen Generator
(die Finger taten mir schon weh),
und zum Schutz ‘nen Terminator,
und außerdem noch ‘nen PC.

Dann strickte ich noch (aus dem Stand)
Liv Tyler, und zwar lebensgroß,
als sie ganz plötzlich vor mir stand.
(Sie war gekommen mit ‘nem Floß.)

Sie hätte schon sehr oft gehört,
ich könnt’ wirklich dolle stricken,
und davon sei sie sehr betört:
Gerne würd’ sie mit mir plaudern.

Sie zog mich in ihr Floß hinein*
und sehr, sehr bald schon wurde klar
(und als es klar war, wollt’ ich schrei’n),
dass Liv in echt Liz Taylor war!

Der Terminator schlug die Taylor
“Hastalavista, Baby!” in die Flucht.
Seither mach’ ich Strände schmäler
und stricke Küstenwache vor die Bucht!

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*Das Floß war überdacht. Glauben Sie nicht, ich überdächte so etwas nicht!